Ein weiterer frankobelgischer Klassiker der 1980er Jahre feiert sein Deutschland-Comeback: Jérôme K. Jérôme Bloche, hierzulande besser bekannt als Jackie Kottwitz. Die Albenserie brachte es anno dazumal im Carlsen Verlag gerade mal auf fünf Ausgaben, Finix hat sich dagegen zu einer umfassenden Gesamtausgabe in Hardcoverform entschlossen.
Die Nummer 1 dieser Gesamtausgabe enthält die ersten drei (bereits von Carlsen publizierten) Originalalben, sowie als Bonus eine Kurzgeschichte in deutscher Erstveröffentlichung. Das soll aber nicht der einzige Grund dafür sein, dass auch Altleser zu der neuen Edition greifen: Finix spendiert der Serie neben der hervorragenden Aufmachung (Hardcover, passendes Papier) auch noch eine neue Kolorierung, die vormals zu starke Kontraste homogenisiert und damit ein stimmigeres Gesamtbild erzeugt, ohne den Zeitgeist der Reihe zu verleugnen.
Und schließlich lohnt sich die Lektüre der ersten drei Geschichten auch inhaltlich: Jackie Kottwitz ist ein Privatdetektiv der etwas anderen Art. Trenchcoat und Hut vereinen ihn zwar mit seinen großen Vorbildern, ansonsten passt der Jüngling aber so gar nicht ins Schema des routinierten, kauzigen Ermittlers. Die Ausbildung zum Detektiv hat er im Fernstudium abgeschlossen, unter dem Mantel trägt er Turnschuhe und durch Paris radelt er mit dem Fahrrad von Fall zu Fall. Dazu kommt eine prägnante Schusseligkeit und Unerfahrenheit, die Jackie Kottwitz unscheinbarer machen als er wirklich ist. Tatsächlich verhilft ihm seine jugendlich-forsche Art ebenso schnell aus der Patsche als sie ihn in ebenjene hineinbugsiert.
Es geht nicht darum, ob der rothaarige Detektiv die Fälle löst, nein, der Charme liegt in dem Wie. Im ersten Kapitel „Der mörderische Schatten” geht Jackie einer Mordserie auf die Spur, die bei einem Professor beginnt. Jener beauftragt posthum seine Detektiv-Schüler, darunter auch Kottwitz, jeweils einen der anderen Schüler als Verdächtigen zu überprüfen. Eine clevere Verquickung, die sich das Kreativteam aus Alain Dodier, Serge le Tendre und Pierre Makyo, hier hat einfallen lassen. Während sich die zweite Story ganz klassisch um das Verschwinden eines Barons dreht, infolgedessen die Angestellten und Verwandten der Reihe nach als Verdächtige ausgeschlossen werden müssen, wird der dritte Fall schließlich wieder etwas persönlicher. Denn es geht um merkwürdige Vorkommnise rund um einen anonymen Robin Hood in Verbindung mit einer Welle von Erpressungen, in die auch Jackies Onkel involviert zu sein scheint.
Auch nach beinahe 30 Jahren sind die Abenteuer des Jackie Kottwitz noch unheimlich frisch und kurzweilig. Das mag an der Jugendlichkeit und dem Enthusiasmus des Hauptdarstellers liegen oder einfach an den vielen toll geschriebenen und gezeichneten Szenen. Für einige erfreuliche Lesestunden wird diese Gesamtausgabe bei Neu- wie Altlesern sicherlich sorgen.
Wertung:
Eine lohnenswerte Perle des frankobelgischen Comics endlich wiederentdeckt
Jackie Kottwitz 1
Finix Comics, April 2013
Text: Alain Dodier, Serge le Tendre, Pierre Makyo
Zeichnungen: Alain Dodier
Übersetzung: Michael Hug, Dr. Marcus Schweizer
160 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 29,80 Euro
ISBN: 9783941236783
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Finix Comics