Rezensionen

Ekhö – Spiegelwelt 1: New York

Cover Ekhö – Spiegelwelt 1Woher nimmt der Mann nur seine Zeit? Christophe Arleston hat doch eigentlich mit seiner ausufernden Saga um Troy alle Federn voll zu tun. Neben seinen Hauptwerken um Lanfeust, seine Freunde und die befellten Trolle hat er in diversen Miniserien und One-Shots die Welt von Troy erheblich angereichert und Stories erzählen können, die nicht zu Lanfeust gepasst hätten. Und nun startet mit Ekhö sogar noch eine weitere Serie.

Eine junge Frau sitzt in einem Flugzeug auf den Weg von Paris nach New York, als ihr plötzlich ein sprechendes Eichhörnchen erscheint, das sich als Angestellter eines Anwaltsbüros vorstellt. Das putzige Kerlchen eröffnet der Heldin, dass sie geerbt hat und fragt, ob sie einwilligt, das Erbe anzutreten. Als sie „Ja“ sagt, wird das Flugzeug in eine andere Welt versetzt, in der einiges mit der unseren vergleichbar und doch alles anders ist. So müssen Ludmilla und ihr unfreiwilliger Gefährte nicht nur den Widrigkeiten einer fremden Umgebung trotzen, die beiden bekommen es auch gleich mit einem Mordfall zu tun.

Auch wenn Ekhö auf den ersten Blick nichts mit Arlestons Troy-Universum zu tun hat, wird der Autor seine Fans dennoch nicht enttäuschen. Zum einen bleibt er natürlich seinem Genre, der Fantasy, treu, zum anderen verwendet er seine typische Rezeptur: Genreversatzstücke werden mit ordentlicher Action, Spannung und vor allem mit Humor angereichert, wobei auch immer versteckte kritische und satirische Seitenhiebe auf unsere aktuelle Gegenwart zu finden sind. Erotik ist natürlich auch dabei. Allerdings gibt es hier doch einen erheblichen Unterschied zur Troy-Saga: Erotik, Action und Spannung sind vorhanden, aber ein Subtext findet sich nicht. Anspielungen auf unsere Lebenswelt erschöpfen sich in einer andersartigen Darstellung, die vieles auf den Kopf stellt, aber als Kritik oder Satire ist das nicht unbedingt zu verstehen.

Seite aus Ekhö – Spiegelwelt 1Statt einer gesellschaftlichen Betrachtung oder einem satirischen Kommentar gibt es einen fremden Blick auf eine vertraute Welt, welche von Alessandro Barbucci (Sky Doll, das übrigens ebenfalls bald bei Splitter neu aufegelegt wird) kongenial präsentiert wird. Besonders in den Details gibt es viel zu entdecken, da offenbart sich ein hervorragender Witz, den man schnell übersehen kann. Mal wird ein Drache zur Belohnung am Kinn gekrault, mal gibt es Andeutungen an Genrevorläufer aus Film und Literatur zu erkennen.

Gegenüber dem visuellen Einfallsreichtum und der rasanten Abfolge der Episoden kann die eigentliche Story leider kaum mithalten. Sie zerfällt in viele kleinere Teile und ergibt nicht direkt ein harmonisches Ganzes. Einige Elemente dienen allzu deutlich nur dazu, uns Lesern diese Welt erst einmal vorzustellen. Dieses Primat ist an sich nicht schlecht, verhindert jedoch eine kohärente Handlung und damit eine höhere Wertung. Es ist schade, wie sehr die Story zerfasert, weil schon zu viele Elemente und Storybögen in einen Band gesteckt wurden. Mindestens vier Storyfäden spinnt Arleston hier bereits: den Wechsel der Protagonistin in die Spiegelwelt und ihre Anpassungen, einen Mordfall, eine Monsterjagd im Park und das Geheimnis der Eichhörnchen. Jeder dieser Plots ist zentral, aber eine echte Fokussierung findet nicht statt. Immerhin ist die Figurenkonstellation sehr spritzig und die Zeichnungen geben dem Comic einen enormen Charme. Allein schon die wundervolle Idee mit der Tea-Time und deren Hintergründe, die hier nicht verraten werden sollen, lohnen einen Blick in diese neue Serie.

 

Wertung: 7 von 10 Punkten

Zu viele Handlungsebenen in einem ansonsten spannenden, temporeichen, witzigen und spritzigen Abenteuer

 

Ekhö – Spiegelwelt 1: New York
Splitter Verlag, Februar 2014
Text: Christophe Arleston 
Zeichnungen: Alessandro Barbucci 
Übersetzung: Tanja Krämling
64 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 14,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-675-2
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag