Die Chroniken von Arawn bauen auf der Serie Arawn auf und bieten zutatenmäßig alles das, was auch die Hauptserie zu bieten hat: Heroic Fantasy auf den Spuren von Die Chroniken des schwarzen Mondes und Slaine.
Dabei deutet es schon der Titel mit dem Zusatz „Chroniken“ bereits an: Die hier versammelten Erzählungen sind von der Hauptserie losgelöst und betrachten Ereignisse genauer, für die vorher kein Platz war. Da wird etwa geschildert, wie zwei Brüder von Arawn zu dem geworden sind, was sie sind. Math wollte der lebende Gott werden und machte sich auf den Weg zu einer Insel, um diese zu erobern. Auf der Schiffsfahrt wurde er von einem Seeungeheuer angegriffen und obwohl Math siegreich blieb, gelangte er nur schwer verletzt an die Ufer der Insel. Dort verliebt er sich in eine junge Frau und trotz des Verlustes seiner magischen Waffe gelingt es ihm, schrittweise die Insel unter seine Gewalt zu bringen, was ihm aber auch einen großen Verlust einbringt. Der andere Bruder, Engus, hält sich ebenfalls für den Erwählten und sammelt eine riesige Armee von Monstern um sich, um die Welt zu erobern. Dabei wird sein Geist zunehmend vom Blutkessel gesteuert, der auch einen eigenen Willen hat.
Ähnlich wie die Hauptserie oder artverwandte Fantasycomics ist dieser Band brutal und voller Splatter, Gewalt, Blut und Sex. In diesem Gemisch von Effekt und Aufdringlichkeit, dem Willen zu Krawall und Provokation, geht die Story in einem blutig roten Meer ziemlich unter. Dabei besteht ist sie ohnehin kaum mehr als ein leichter Hauch und bietet nur ein rudimentäres Gerüst für die Zeichnungen, denn allein können die Geschichten nicht tragen.
Dem Autor Ronan Le Breton gelingt es immerhin, die Tragik der beiden Brüder deutlich zu machen. Math kann man trotz seiner Erfolge noch als menschlich erkennen, wohingegen Engus als reines Monster geschildert wird. Gerade diese zweite Storyline ist äußerst platt ausgefallen und besitzt keinen richtigen dramaturgischen Spannungsbogen. Was auch daran liegt, dass keine emotionale Bindung des Lesers zu den Figuren hergestellt wird. Dafür sind sie zu monströs, zu heroisch, zu sehr dem Willen zugewandt ein Gott zu sein, was ihnen insofern gelingt, da sie sich von den Menschen in Form des Lesers abgewandt haben.
All das ist recht platt, aber aufgrund der faszinierenden und beeindruckenden Zeichnungen doch faszinierend zu lesen. Diese sind wahre Gemälde und zeigen stilistische Einflüsse von Chroniken-Ledroit und H.R. Giger, der ein um das andere Mal beim Setting Pate stand. Die Farbgebung ist satt und hervorragend und kann auch Abstufungen deutlich machen. Wer auf Horror steht, hat hier einen wahren Augenschmaus vor sich liegen, nur darf man eben keine ausgefeilte Story erwarten. Stattdessen gibt es eine schön anzusehende Ablenkung und unterhaltsame Lektüre, bei der man getrost den Verstand ausschalten kann. Das hat ja auch manchmal etwas für sich. Aber ähnlich wie nach einer großen Nascherei hat man danach einen etwas fahlen Geschmack im Mund.
Wertung:
Faszinierende Zeichnungen bauschen ein Nichts von Story auf.
Die Chroniken von Arawn
Splitter Verlag, September 2014
Text: Ronan Le Breton
Zeichnungen: Thomas Giorello, Bertand Benoit
Übersetzung: Tanja Krämling
Seiten, farbig, Hardcover
ISBN: 978-3-86869-722-3
Preis: 19,80 Euro
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag
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