David Prudhomme (Rembetiko, Die Plastikmadonna) ist einer von vielen Besuchern, die täglich die unendlichen Flure des berühmten Louvre durchstreifen. Von den Kunstwerken ist er wenig gebannt, deshalb telefoniert er lieber und schlendert auf der Suche nach seiner Freundin Jeanne etwas gelangweilt die Gänge ab. Der französische Zeichner erkennt in den vielen gerahmten Bildern an den Wänden ohnehin eher Panels, in allen Größen und Stilen. Ein stiller Comic in 3D gewissermaßen. Nur mit der zusammenhängenden Geschichte will es nicht so richtig klappen. Dafür macht sich Prudhomme so seine Gedanken, lässt seinen Blick schweifen und fabriziert seine ganz eigene Comicerzählung aus dem, was er um sich sieht.
Einmal durch den Louvre ist eine Hommage an das weltbekannte Pariser Museum, in der Prudhomme sich weniger um die eigentlichen Kunstwerke kümmert, als um die Menschenmassen, die diese bestaunen wollen. Er reflektiert deren Verhalten und Eigenarten und nimmt dabei auch mal die Perspektive der Gemälde und Skulpturen ein, die ihrerseits den interessierten Blicken der Besucher ausgesetzt sind. Was denkt eigentlich die Mona Lisa, wenn täglich hunderte oder tausende Menschen sie aus der Nähe sehen wollen? Überall stehen die Besucher Schlange, beugen sich nach vorne, fotografieren. Wie seltsam die wuselnden Leute doch anmuten, vor den starren, alten Meisterwerken. Und doch präsentiert uns dieser Comic gelungene Vergleiche, fängt skurrile Begegnungen ein und verwischt die Grenzen zwischen den Betrachtern und den betrachteten Gegenständen. David Prudhomme nimmt hier die Rolle eines Museumsführers ein, der sich vor allen Dingen durch eine gute Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis auszeichnet.
So flüchtig wie er durchs Museum huscht, so flüchtig erscheinen Prudhommes Zeichnungen. Fast skizzenhaft bildet er mit einem Repertoire von Blei- und Holzfarbstiften seine Eindrücke des Louvre ab. Das Werk des Franzosen ist ein lockerer, nicht zu ernsthafter Versuch, sich Kunstgeschichte unverkrampft zu nähern, der gleichermaßen Comicleser wie Freunde klassischer Kunst begeistern dürfte. Es ist ein etwas anderer Ausstellungskatalog, der einmal im Schnelldurchlauf durch den Louvre führt, um dessen Faszination aus einem bisher nicht gekannten Blickwinkel einzufangen. Nur schnell durch ist man mit dem Lesen des Bandes. Aber ewig aufhalten wollte sich Prudhomme im Louvre ja auch nicht. Von daher passt es also: Einmal quer durch den Louvre und wieder raus.
Wertung:
Rundgang durch den Louvre, wunderbar ungewöhnlich inszeniert
Einmal durch den Louvre
Reprodukt, August 2013
Text/Zeichnungen: David Prudhomme
Übersetzung: Ulrich Pröfrock
80 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 20 Euro
ISBN: 978-3-943143-72-0
Abbildungen © , der dt. Ausgabe: Reprodukt