Rezensionen

Prinz Eisenherz: Foster & Murphy-Jahre 4 – 1977/1978

Cover Prinz Eisenherz: Foster & Murphy-Jahre 4In diesem Februar kann die Comicwelt einen Geburtstag feiern, der es in sich hat. Prinz Eisenherz fasziniert seine Leser seit nunmehr 75 Jahren! Die erste Seite des Dauerbrenners wurde im Februar 1937 veröffentlicht. Hal Foster selbst schuf die Serie 34 Jahre lang und John Cullen Murphy hat immerhin zehn Jahre zunächst die Vorgaben des Altmeisters erfüllt, bevor er vollkommen eigenständig die Serie übernahm. Darauf erst einmal ein paar Humpen Met geleert. Herzlichen Glückwunsch.

In diesem Jahr wird der Bocola-Verlag auch seine beiden Buchreihen der Eisenherz-Geschichten vollenden. Die Sammlung der Foster-und-Murphy-Geschichten ist nun beim vierten von fünf Bänden angekommen. Dieses Mal gibt es wieder ein sehr interessantes Vorwort: Der Übersetzer der vorliegenden Ausgabe, Wolfgang J. Fuchs, geht näher auf die Kolorierung und die Arbeitsaufteilung zwischen Foster und Murphy ein. In diesem Band wird auch deutlich, wie sich die veränderten Drucktechniken der damaligen Zeit auch auf die Herangehensweise an die Zeichnungen auswirkten.

Ansonsten ist der Band geradezu erschreckend schwach. Ganz böse formuliert: Hier schien sich die beginnende Senilität von Foster mit der Unsicherheit von Murphy zu vereinen. Gerade die Spannungsbögen werden erschreckend vernachlässigt. Viel zu viel wird einfach weggelassen und ein Stoff, der anderen Autoren Material für einen ganzen Band von 48 Seiten gegeben hätte, wird einfach in einem einzigen Bild abgehakt. Das kann man natürlich als Chuzpe ansehen, zeugt aber auch von allzu großer Routine und dementsprechend Langeweile. Zu große Routine kann eben jede Spannung und Dynamik ersticken.

Seite aus Prinz Eisenherz: Foster & Murphy-Jahre 4Vielleicht wollten sich die beiden Schöpfer auch einfach nicht wiederholen. Andererseits tun sie das ohnehin ein ums andere Mal. Wer weiß, wie oft denn nun Aleta von finsteren Schurken begehrt und entführt wurde und Eisenherz sie wieder einmal befreien musste? Gähn. Ist es eigentlich schon einmal aufgefallen, dass diese Entführer meistens Araber sind? Und schwarzhaarig sind sie sowieso immer, denn sie werden ja von den goldenen Locken Aletas angelockt. Immerhin werden diesmal auch die beiden Töchter von Eisenherz entführt, was man schon als große inhaltliche Innovation feiern mag. Dramaturgisch viel unangenehmer ist aber, dass die Texte nicht immer zu den Bildern passen wollen. Manches Wichtige wird überhaupt nicht gezeigt und nur im Text behandelt, während manche zeichnerischen Details dem Text widersprechen oder etwas vorwegnehmen. Auch die Panelanordnung ist manchmal etwas merkwürdig ausgefallen. Es sollte vielleicht dem Zeitungsleser ein Cliffhanger geboten werden oder zumindest eine Versicherung, dass der Held unter all den Nebenfiguren nicht vergessen wurde. Und so wurde eben noch ein Panel mit Eisenherz eingefügt, was im Erzählbogen stellenweise einfach nicht passen will. Im Sammelband erweckt dies manchmal den Anschein, dass einige Panels durcheinandergeraten sind.

Generell wirken die Geschichten in diesem Band sehr müde und routiniert, viel Spannungspotential und Dramatik wird verschenkt. Hierzu gehört die Liebe von Arn, die man gerne länger und dramaturgisch ausgefeilter verfolgt hätte. Aber es gibt auch einen sehr interessanten und unterhaltsamen Aspekt: Foster und Murphy richten einen starker Fokus auf die Töchter von Eisenherz und deren Entwicklung. Diese Storybögen sind wirklich gelungen, so dass der Band trotz mehrerer Abstriche doch noch zu unterhalten vermag.

 

Wertung: 4 von 10 Punkten

Müde, routiniert, voller verschenktem Potential gehört dieser Band zu den schwächsten der Serie.

Prinz Eisenherz: Foster & Murphy-Jahre 4 – 1977/1978
Bocola Verlag, Januar 2012
Text und Zeichnungen: Hal Foster und John Cullen Murphy
Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 24,90 Euro
ISBN: 978-3-939625-25-4

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Bocola Verlag