Rezensionen

Prinz Eisenherz: Foster & Murphy-Jahre 3 – 1975/1976

Cover Prinz Eisenherz – Die Foster & Murphy-Jahre 3

Während die reguläre Prinz Eisenherz-Gesamtausgabe mit den Arbeiten von Hal Foster im Bocola-Verlag schon bei Band 15 von 18 angekommen ist, erscheint nun der dritte Band mit den Comics der nachfolgenden Ära, in der Foster mit  John Cullen Murphy zusammenarbeitete. Hal Foster hatte seine Schöpfung 34 Jahre lang Woche für Woche im Alleingang erzählt und gezeichnet. Mit 78 Jahren überließ er seine Geschichte dann seinem selbst auserkorenen Nachfolger John Cullen Murphy. Anfangs zeichnete Foster jedoch noch selber die Skizzen und lieferte den Text für Murphy. Dementsprechend wird diese Phase auch die „Foster & Murphy-Jahre“ genannt. Bocola veröffentlicht die in diesem Zeitraum entstandenen Bände in fünf Teilen in der üblichen Reproduktion. Später führte John Cullen Murphy die Serie alleine weiter, ab 1979 war er allein für die Zeichnungen zuständig, wurde aber von seinem Sohn (Text) und seiner Tochter (Kolorierung und Lettering) unterstützt. Bis 2004 arbeitete Murphy an der Serie, bis er sie an das neue Team Gary Gianni und Mark Schultz abgab. Ironischerweise nur einige Monate vor seinem Tod.

Dem vorliegenden Band merkt man noch deutlich die Einflussnahme von Foster an. So lieferte Foster die detaillierten Skizzen, überließ es aber Murphy, sie in Reinform zu bringen und damit seinen Stil auszuarbeiten. Eisenherz ist auf dem gewohnt hohen Niveau, zeigt aber schon Änderungen zur bisherigen Veröffentlichung. So sind manche Panels deutlich größer als bisher gewohnt, was mit dem damals kleiner werdenden Zeitungsformat zu tun hat. Dementsprechend sind auch die Hintergründe um einiges weniger ausgestaltet, als es Foster noch selber getan hat. Oftmals wird darauf sogar völlig verzichtet. Die Kolorierung ist auch lange nicht mehr so gut, sondern manchmal schon fahrlässig bis schlampig durchgeführt. Konturen werden verwischt und manchmal ist sie so flächig, das kaum etwas erkennbar ist. Bei den Figuren aber kann Murphy das Niveau von Foster durchweg halten, macht die Charaktere jedoch auch etwas kantiger. Der Konservatismus ist auch beibehalten: Die Edlen sind schon von der Haltung her erkennbar und die Schurken nicht nur unrasiert, sondern haben auch einen verschlagenen Blick, eine geduckte Körperhaltung und sind schlecht gekleidet. Arme Leute wirken manchmal wie Neandertaler, was nicht ihrem Wesen entsprechen muss, aber Eisenherz feiert generell ja die klassischen Rittertugenden. Und diese Sehnsucht nach den Tugenden lässt dann auch die Edelleute verklären. Arme Leute wurden schließlich keine Ritter.

Seite aus Prinz Eisenherz – Die Foster & Murphy-Jahre 3Vor allen Dingen lebt der Band von seinen Geschichten, die voller Tempo und Action sind. Auffälligerweise wird jegliche übertriebene Gewalt vermieden und nur angedeutet oder im Text erwähnt. Dennoch ist der Band spannend und schickt Eisenherz zwischen die Fronten zweier verfeindeter Städte, auf Schatzsuche und lässt ihn gegen eine Piratenarmee antreten. Was ihn aber wirklich mitnimmt, ist die Entführung (wieder einmal) seiner Frau Aleta durch einen bösen Zauberer. Auch Aletas Schwester wird entführt und trägt maßgeblich zu einem Krieg bei. Letzterer Aspekt ermöglicht eine kleine Anspielung auf den Trojanischen Krieg. Zwar löst die Entführung keinen Krieg aus, sorgt aber für Eisenherz‘ Eingreifen. Der Name von Aletas Schwester, Helene, ist ein deutlicher Verweis auf die Helena der griechischen Sage. Der Entführer heißt Ajaxos und erinnert vom Namen her auch an den antiken Helden Ajax. Alle Abenteuer sind kurzweilig und spannend und liefern dem Leser auch manchen Wiedererkennungseffekt. Gerade in den Aspekten, welche die Beziehung zwischen Mann und Frau betreffen, ist der Humor auftrumpfend.

Auffällig oft arbeitet Foster mit Zwillingspärchen. So steht hier eines stellvertretend für den ersten Mord der Geschichte, welcher auch ein Brudermord war: Kain und Abel. Die Konsequenzen werden hier aber eher vernachlässigt. Warum Foster so oft Zwillinge einbringt, die Töchter von Eisenherz sind ja auch Zwillinge, wäre eine Untersuchung wert.

 

Wertung: 7 von 10 Punkten

Spannende und kurzweilige Abenteuer wie gewohnt, mit deutlichen Verschiebungen im zeichnerischen Stil

 

Prinz Eisenherz 3: Jahrgang 1975/1976
Bocola Verlag, August 2011
Text und Zeichnungen: Hal Foster und John Cullen Murphy
112 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 24,90 Euro

ISBN: 978-3-939625-24-7 

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Bocola Verlag