Kurzrezensionen

Angor 1 – Flucht

Wenn jemand oder etwas als „nett“ bezeichnet wird, kann dies mitunter synonym stehen für „mittelmäßig“ und „unoriginell“. Es kann aber auch „sympathisch“ und „ansprechend“ bedeuten. Was der auf Fantasystoffe abonnierte Autor Jean-Charles Gaudin (Marlysa, Die Seuche) und Newcomerkünstler Dimitri Armand mit dem ersten Band ihrer Serie Angor abliefern, ist nett – und zwar im Sinne von beiden obigen Bedeutungskategorien.

Die Hauptfiguren, drei Jugendliche, die gegen ihre von Kasten bestimmte Zwei-Klassen-Gesellschaft rebellieren, sind grundsympathische Identifikationsfiguren. Der Plot um ihre Flucht aus der abgeschotteten Heimat und ein geheimnisvolles Medaillon, das ihnen dabei in die Hände fällt, liest sich im vorliegenden ersten Band der Serie recht unoriginell, ist aber durchweg sauber erzählt. Die Zeichnungen sind eine ansprechende Mischung aus modernem frankobelgischen Stil und leichten US-Einflüssen mit kleinem Punktabzug für manche steife Gesichtsmimik.

Alles in allem ergibt das schnörkellose, wenn auch nicht besonders einfallsreiche Fantasyunterhaltung mit ordentlichen Schauwerten. Auf jeden Fall nett genug, um auch den zweiten Band lesen zu wollen. Und wer einen jugendlichen Leser gerne einmal mit einem frankobelgischen Comic beglücken will – Angor eignet sich in Sachen Geschichte und Optik wohl perfekt dazu.

Angor 1 – Flucht
Splitter Verlag, August 2010
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80 Euro

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