Welt am Draht

Links der Woche 33/14: No money for nothing, for Woofy and me

Unsere Links der Woche, Ausgabe 33/2014:

 

Comiczeichner Flix im Interview: „Die deutsche Comic-Szene sollte mehr Haltung zeigen!“
Wired, Elisabeth Rank
Der kürzlich ganz neu gestartete deutsche Ableger des US-Magazins Wired interviewt Flix, der in der Comicausstellung “Kinderland – Kindheit und Jugend in der DDR“ mit seinen Da war mal was…-Comics vertreten ist. Das Zitat aus der Artikelüberschrift fällt im Interviewtext nicht, aber Flix stellt fest: “Wir stecken hier noch sehr im Autobiographischen fest. […] Der Underground der Franzosen und Amerikaner traut sich da politisch viel mehr.”

Wuffwuffs Veteranen und ihre Abenteuer
Krautreporter, Hans Hütt und Josefina Capelle
Das ebenfalls noch sehr frische Projekt Krautreporter, das versucht, mit Mitgliedsbeiträgen von Lesern qualitativ hochwertigen Journalismus im Netz anzubieten und auch neue Formate auszuprobieren, startet eine Serie namens “Kynästhesie. Eine Graphic Novel”. Gemeinsam mit der argentinischen Zeichnerin Josefina Capelle erzählt Journalist Hans Hütt von fünf traumatisierten Hunden, die alle als Spürhunde gearbeitet haben und sich nun in der Obhut eines menschlichen Therapeuten befinden. Die Reihe ist das bislang seltsamste Format der Krautreporter – im Einleitungstext schreibt Hütt, die Graphic Novel sei für ihn “eine Form, die das Enigmatische des Erzählens bewahrt”. Die ersten Leserkommentare äußern sich überwiegend irritiert. Und auch für Comicleser dürfte das in mehrfacher Hinsicht gewöhnungsbedürftig sein.

eComics
YouTube, BlinkenTV
Ein optisch sehr schön gestalteter Beitrag aus der ZDF.info-Sendereihe Elektrischer Reporter über digitale Comics, der wie so oft bei diesem Thema daran krankt, dass unterschiedliche Dinge (digitale Versionen von gedruckten Comics, Motion Comics, Webcomics …) in einen Topf geschmissen werden. Zu Wort kommen Michael Scheuerl (netwars), Michael Groenewald von Reprodukt und Lars von Törne vom Tagesspiegel.

{source}
<iframe width=“590″ height=“332″ src=“//www.youtube.com/embed/7ja0XCGIXh4″ frameborder=“0″ allowfullscreen></iframe>
{/source}

 

Großväterland. Graphic Novel about WW2 in Germany
IndieGoGo, Markus Freise, Alex Kahl und Christian Hardinghaus
Ein deutsches Team sucht per Crowdfunding internationale Unterstützung für ein zweisprachiges Comicprojekt. Darin sollen Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg erzählt werden, die auf Augenzeugenberichten basieren. Inititiator Markus Freise hat bereits Crowdfunding-Erfahrung mit seinem Projekt ONE gemacht. Reichlich Infos zur neuen Unternehmung gibt es unter grossvaeterland.de.

Lichtenstein’s Theft and the Artists Left Behind
BoingBoing, Russ Heath
Ein kurzer Comic von Russ Heath, heute 84-jähriger Comiczeichner, der vor allem für seine Kriegscomics der 1950er Jahre bei DC bekannt ist. Aus einem seiner Panels machte Pop-Art-Künstler Roy Lichtenstein 1962 das Gemälde “Blam”, das er für vier Millionen Dollar verkaufte. Heath sah davon nichts und lebt heute von Sozialhilfe. Man muss vielleicht nicht so weit gehen wie der begleitende Text auf BoingBoing, der Heath als “Opfer” von Lichtenstein bezeichnet, aber, um es mit den Worten von Heath zu sagen: “Lichtenstein schuldet mir wenigstens einen Drink”. Der Kurzcomic entstand für die Hero Initiative, die Geld für bedürftige Comickünstler sammelt.

The Sponsor
The Nib, James Sturm
Ein Kurzcomic vom renommierten Comicautor, -zeichner und -lehrer James Sturm, in dem ein junger Comiczeichner einem Mentor sein Leid klagt, dass er keinen Erfolg habe, während eine jüngere Kollegin erfolgreich Geld bei Kickstarter sammelt und einen Deal mit einem Verlag hat. Der Beitrag sorgte schnell für erregte Diskussionen, da er sich so lesen lässt, dass hier zwei weiße Männer über den Erfolg von jungen Frauen in ihrer Branche klagen. Und damit herzlich willkommen in der Genderdebatte. Lesenswerte Kommentare zu dem Stück gibt es z.B. bei Heidi MacDonald (“I think Sturm’s satire—and it is a satire, not an autobiographical comic—was based on the image of two white guys fretting over the success of a younger female cartoonist. That was kinda the POINT.”), Sarah Horrocks (“The central crisis at the core of this story is white males inability to cope with a woman who is more successful than them in their field. That is literally what is in the text. You can’t BRING a gendered reading to the text, because the text IS gendered.”) oder auch bei Brandon Graham, der direkt in Form eines Comics geantwortet hat.

Letter to a Young Cartoonist
The Comics Journal, Matthew Thurber
Indie-Comiczeichner Matthew Thurber (1-800-MICE), 36 Jahre alt, schreibt einen langen, provokanten offenen Brief an junge Comiczeichner, die mit dem Internet aufgewachsen sind. Er rät davon ab, all seine Arbeit online zu stellen und über soziale Netzwerke zu verbreiten, ohne dafür bezahlt zu werden, denn die einzigen, die damit dann Geld verdienten, seien die “Big Tech”-Konzerne. Stattdessen rät er zum Self-Publishing und dazu, sich als künstlerische Avantgarde zu verstehen, die gute Chancen hat, auf dem Kunstmarkt ordentliches Geld zu verdienen. Interessanten Gegenwind dazu gibt es in den Kommentaren zum Artikel, dieser hier von einem 19-jährigen Zeichner aus Malaysia sei besonders empfohlen.