Wenn das alte Jahr vorbei ist, schauen wir traditionell zurück auf die besten Comics, die wir im vergangenen Jahr gelesen haben. Die Comicgate-Redakteure haben wieder ihre ganz persönlichen Listen mit ihren Lieblingscomics des letzten Jahres zusammengestellt. Ganz subjektiv, mal mit und mal ohne Reihenfolge, mal als Top 3, mal als Top 5, mal als Top 10 – hier sind unsere Topcomics 2013!
Unsere Topcomics der Vorjahre: 2009, 2010, 2011 und 2012.
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DIE TOP 5 VON THOMAS KÖGEL
Hilda und der Mitternachtsriese
Hilda und der Troll
von Luke Pearson
Reprodukt
je 18 Euro
Kein anderer Comic konnte mich in diesem Jahr so berühren wie die unglaublich charmanten Hilda-Geschichten von Luke Pearson. Mit ihrer märchenhaften Atmosphäre, der sympathischen Hauptfigur, dem sanften Humor und dem allgegenwärtigen „Sense of Wonder“ sind sie ein großes Vergnügen für Leser jeden Alters und jeden Geschlechts. Man kann und will sie immer wieder lesen. Und obendrein sind die Bücher auch noch äußerst liebevoll aufgemacht und produziert.
[Rezension bei Comicgate]
Vakuum
von Lukas Jüliger
Reprodukt
20 Euro
Coming-of-Age in der deutschen Provinz. Tristesse, Langeweile, Unsicherheit und Sich-woanders-hin-sehnen. Ein typisches Teenager-Leben eigentlich, das Lukas Jüliger da beschreibt, doch eine Tragödie an der Schule und ein surreales Element in der Geschichte sorgen dafür, dass Vakuum sehr viel befremdlicher, unbehaglicher und verstörender ist als andere Vertreter dieses Genres. In matten Farben bringt der Zeichner sehr stilsicher und ungemein wirkungsvoll eine Stimmung aufs Papier, die einem nach dem Lesen nicht mehr so schnell loslässt. Das Comic-Debüt des Jahres.
[Rezension bei Comicgate]
The Long Journey
von Boulet
Webcomic, bouletcorp.com
Der Franzose Boulet alias Gilles Roussel dürfte mit seinem Comicblog The Bouletcorp zu den populärsten Webcomicmachern weltweit gehören. Das liegt nicht nur an seinen lesenswerten, autobiographischen Alltagsepisoden, sondern auch an den formalen Experimenten, die er zwischendurch immer wieder einstreut. So wie in The Long Journey: Da stellt er erstens seine Zeichnungen auf einen pixeligen 16-Bit-Computergrafik-Stil (aber mit viel mehr Farben!) um und bedient sich zweitens des „Infinite Canvas“, der unendlich langen Comicseite. Der Protagonist begibt sich auf eine Reise nach unten, Richtung Erdmittelpunkt, und der Leser folgt ihm durch Scrollen oder Wischen hinunter in eine fantastische Welt. Das ist als Idee nicht direkt neu, wird hier aber mit so viel (Meta-) Humor, guten Ideen und grafischer Brillanz umgesetzt, dass es eine pure Freude ist.
Ronny (das Pony) & Walter 2
von Matthias Lehmann
Webcomic, comicmatscher.de
Der witzigste Comic des Jahres erschien, von der Comic-Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, über mehrere Monate hinweg in Fortsetzungen und kann inzwischen komplett am Stück gelesen werden: Frei von allen Genrekonventionen schickt Matthias Lehmann seine beiden Helden in ein haarsträubendes Abenteuer voll mit total absurden Wendungen, verrückten Ideen und albernen Witzen, bei dem man nie weiß, was als nächstes passiert. Mit von der Partie sind unter anderem eine Counter-Strike-zockende Großmutter im Rollstuhl, ein sentimentaler Superheld und Außerirdische in einem staubsaugerförmigen Raumschiff. Ein großartiger Spaß, der zudem auch noch gut gezeichnet und vor allem exzellent koloriert ist.
Hawkeye (US)
von Matt Fraction, David Aja et al.
Marvel Comics
bislang zwei Sammelbände, je 16,99 US-Dollar
„Hawkguy“ pflegt Autor Matt Fraction seine Hauptfigur zu nennen – das passt, denn im Mittelpunkt steht hier nicht der kostümierte Superheld, sondern ein Clint Barton jenseits der Avengers, der zwar immer noch actionreiche Abenteuer besteht, welche aber eher im Stil eines Agenten- oder Actionthrillers erzählt werden. Zudem spielt auch Hawkeyes Privatleben zwischen Küchenzeile und seinem Hund Lucky eine große Rolle. Fraction erzählt seine Stories mit einer ordentlichen Prise Humor, lässigen Sprüchen und mit großer Lust an formalen Experimenten, die vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn Hauptzeichner David Aja an der Reihe ist. Am spektakulärsten ist dies in US-Heft #11, das komplett aus der Sicht von Hawkeyes Hund erzählt ist und mit Piktogrammen statt Sprechblasentexten arbeitet. Die unkonventionellste und damit wohl spannendste Serie, die Marvel Comics zur Zeit im Angebot hat. Im Sommer 2014 kommt bei Panini eine deutsche Ausgabe als dicker Megaband.
★
DIE TOP-GRAPHIC-NOVEL 2013 VON MARC-OLIVER FRISCH
Jimmy Corrigan: The Smartest Kid on Earth (US)
von Chris Ware
Pantheon Books
18 US-Dollar
Kotztüten raus. „Jahrhundertwerk“, „Geniestreich“, „perfekt“, „Klassiker“, „Weltliteratur“, „hochdiffizille [sic!] Prosa“ und, natürlich, immer und immer wieder: „Meisterwerk“. Man kann nicht behaupten, die deutsche Erstveröffentlichung von Jimmy Corrigan hätte aus der Grundapplausgeilheit der Rezensentenschaft – dem Gleitmittel des Graphic-Novel-Babybooms – nicht noch einmal ein paar Extra-Klimaxe herausgekitzelt. Und das, obwohl Chris Ware die Lieblingsthemen des deutschen Klickjournalismus (Sex, Holocaust, Krieg) geflissentlich ignoriert. Man darf – so weit ist es gekommen – sogar davon ausgehen, dass für Reprodukt dieses Jahr ein Max-und-Moritz-Preis in den Bereich des Denkbaren gerückt ist – zwar nicht der für den „besten Comic“, der wohl eher für den Boxer reserviert ist (Kleist, Holocaust, Carlsen), aber doch sicher der für die „internationale“ Gewichtsklasse. Ware sollte sich jedenfalls am besten auf einen Anruf von Denis Scheck einstellen, irgendwann im Juni dann, und die Veranstalter mögen der Vorsicht halber schon mal ein großes Loch ins Dach des Erlangener Markgrafentheaters bohren, damit es bei der offenbar kurz bevorstehenden Apotheose Dirk Rehms nicht zu schlimmen Blessuren kommt.
Zugegeben, das sind alles ziemlich gute Gründe, Jimmy Corrigan nicht zu mögen. Andererseits kann Chris Ware für den Zustand des deutschsprachigen Comics und seiner Verfechter nichts, und bloß weil Christian Gasser seinen Jimmy Corrigan gut findet, Andreas Borcholte oder der Tagesspiegel ihn als „Meisterwerk“ bezeichnen und die Badische Zeitung ihn gar zum „Jahrhundertwerk eines Genies“ ausruft, muss es ja per se noch nicht unbedingt schlechter Comic sein. Und auch, wenn das nun veranstaltete Brimborium ein bisschen albern ist angesichts der Tatsache, dass die deutsche Version schon jetzt kaum mehr als eine Fußnote ist – Ware hat sich inzwischen längst weiterentwickelt und einen noch ausgefeilteren, Jimmy Corrigan in jeder Hinsicht überlegenen Comic veröffentlicht –, bin ich doch gerade als Übersetzer etwas gerührt, wie viel Hirnschmalz, Akribie und Fleißarbeit man in die Umsetzung dieses Projekts zu investieren bereit war. (Disclaimer: I haven’t read the German one.)
Aber mancherlei Antipathie hat sich Ware freilich auch selbst zuzuschreiben, ganz unabhängig davon, wie das deutsche Feuilleton gerade auf ihn zu sprechen ist.
In unserem Innersten sind wir allein, und dann sterben wir. Weil Ware glaubt, dass es zu diesen wenigen Gewissheiten allen menschlichen Daseins noch einiges mehr zu sagen gibt, ist es schick, ihn anstrengend oder deprimierend zu finden. Man könnte den Leuten nun eine Therapie oder stärkere Medikamente empfehlen, um den Schmerz zu lindern. Aber Aufgabe der Kritik ist neben der Klarheit ja auch das Schaffen von Verständnis, also quasi: von geistiger Uneinsamkeit. Was wiederum bedeutet, dass sie mit ihren Gegenständen im Idealfall an einem Strang zieht, denn auch das Verdienst großer Literatur (cf. Shakespeare, Kubrick, Dylan, Beckenbauer) liegt in der Erhellung des menschlichen Zustands. Das ist bei Ware nicht anders.
Gerade durch sein gründliches, konsequentes, konsequent aufrichtiges Ausloten der Zeit zwischen den Momenten glücklichen Verbundenseins schafft Ware Verbundenheit, gerade seine schonungslose Bilanz des Versagens, der er eine generationenübergreifende zeitliche Dimension verleiht, bildet die Grundlage für das Erkennen der Auswege. Diese existieren durchaus, sind gar allgegenwärtig in Wares Comics, und nur dadurch, dass er uns ermöglicht, das Unglück seiner Figuren in seiner ganzen Tragweite zu erfahren, wird am Ende die Katharsis möglich. Ware ist einer, der dem Elend ins Auge schaut, bis der Schrecken vergeht, und zurück bleibt ein wirksamer Trost. Denn am Ende wissen wir, warum Jimmy da ist, wo er ist, und dass auch alles immer ganz anders hätte kommen können – und kommen kann. Die gute Nachricht: Jimmy Corrigan lebt. Der „klügste Junge der Welt“ ist er zwar längst nicht mehr, aber für Deutschland reicht’s noch.
★
DIE TOP 5 VON BENJAMIN VOGT
Dr. Grordborts glorreicher Wegweiser zum Triumph
von Greg Broadmore
Cross Cult
39,80 Euro
Greg Broadmores Gesamtwerk ist eine Ansammlung von Comics, Waffenverzeichnissen und Werbeplakaten. Inmitten der intergalaktischen Kolonisierung führt der aristokratische Lord Cockswain einen Krieg auf fremden Planeten. Intelligent, verrückt, überraschend. Der Band ist ein Füllhorn an kurzweiligen Ideen. Ein Sci-Fi-Steampunk-Retro-Kunststück, das man nicht verpassen sollte.
[Rezension bei Comicgate]
Saga 1
von Brian K. Vaughan, Fiona Staples
Cross Cult
22 Euro
Star Wars trifft Game of Thrones. Die neue Serie von Brian K. Vaughan (Y: The Last Man, Lost) ist eine fulminante Space Opera. Zudem ist sie wunderbar gezeichnet. Mit Preisen überhäuft, ist diese Comicserie bereits jetzt eine der heißesten US-Reihen der jüngsten Geschichte.
[Rezension bei Comicgate]
Jimmy Corrigan
von Chris Ware
Reprodukt
39 Euro
Das Buch, an dem in diesem Jahr die Feuilletons nicht vorbei kamen. Chris Ware umreißt mit einer einzigartigen Bildsprache auf nüchterne Art und Weise die generationsübergreifende Geschichte der Familie Corrigan. „Meisterwerk“ nennen das die einen, „Jahrhundertcomic“ die anderen. Ich würd‘ einfach sagen: Pflichtlektüre.
Hawkeye (US)
Matt Fraction, David Aja, Javier Pulido
Marvel Comics
bislang zwei Sammelbände, je 16,99 US-$
Die aktuelle Soloserie des Avengers-Mitglied Hawkeye ist ein vom Rest der Kontinuität weitgehend losgelöstes Experimentierfeld, in dem unkonventionelle Erzählweisen und eher die kleinen, persönlichen Geschichten dominieren. Dass man z.B. ein komplettes US-Heft nur aus der Sicht eines Hundes erzählt bekommt, ist mehr als befremdlich. Dass solche Einfälle innerhalb des mainstreamigen Superheldenkosmos Platz finden, ist noch überraschender.
The Manhattan Projects (US)
von Jonathan Hickman, Nick Pitarra
Image Comics
bislang drei Sammelbände, je 14,99 US-Dollar
Diese Serie dreht sich um die berühmte Forschergruppe um Einstein, Oppenheimer, Feynman, von Braun etc., die sich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zusammenfindet, um visionäre Ideen zu verwirklichen. Was etwas trocken klingt, ist ein beeindruckendes Sci-Fi-Werk mit allerhand absurden Ideen, ausdrucksstarken Bildern und einem schier genialen Storytelling. Und nichts ist so wie es scheint, wenn sprechende Hunde, Aliens, Dimensionsreisen und schizophrene Identitäten thematisiert werden. Selten wurde Geschichte radikaler (und realitätsferner) aufgearbeitet.
★
DIE TOP 3 VON CHRISTIAN MUSCHWECK
Platz 3: Vampir
von Joann Sfar
Avant Verlag
29,95 Euro
Endlich gibt es Joann Sfars Geschichten über Ferdinand, den Vampir, auch auf Deutsch. Die sind ebenso poetisch wie humorvoll und Ferdinand ist auf entzückende Weise ein spröder und auch etwas nerdiger Typ. Irgendwie hat man das Gefühl, Sfar durch seine Vampircomics noch ein Stückchen besser kennen zu lernen, denn mehr als sonst hat er in Vampir auch seine persönlichen Vorlieben und Interessen in die Geschichten mit hineingepackt, Gastauftritte von Pascin, dem Golem, Professor Bell und vielen anderen Figuren aus dem Sfar-Kosmos inbegriffen. Sfars Comics wirken seit 2001 tatsächlich schon wieder etwas unmodern, aber das macht überhaupt nichts: Ferdinand selbst ist schließlich auch ein sehr altmodischer Vampir.
Platz 2: Flughunde
von Ulli Lust
Suhrkamp
24,99 Euro
Nette Idee, einen schon halb vergessenen deutschen Roman aus den 90ern mittels einer Adaption wieder ins Gedächtnis zurückzuholen. Ulli Lusts Zeichnungen wirken übrigens nur auf den ersten flüchtigen Blick etwas krakelig (wenn überhaupt). Sobald man zu lesen beginnt, wirken die Bilder nahezu hyperrealistisch. Wäre der Roman nur mit einigen Bildern in diesem Stil illustriert, würde der vereinfachende Stil wohl irritieren, aber als eigenständige Adaption entwickeln die Bilder eine starke Sogwirkung. Gutes Timing und erzählerisches Können erledigen den Rest. Ganz große Arbeit.
Platz 1: Lance 5
Warren Tufts
Bocola Verlag
17,90 Euro
Lance wird völlig zu Recht zu den besten und anspruchsvollsten Westerncomics aller Zeiten gezählt. Die Erzählform dieses amerikanischen Zeitungsstrips bietet einen interessanten Kontrast zu den bekannten europäischen Westernreihen und ist spürbar und ganz offensichtlich von Hal Fosters Prinz Eisenherz inspiriert. Trotzdem hat Warren Tufts eine völlig eigene Vision und ist formal und erzählerisch ein ganzes Stück abwechslungsreicher als das große Vorbild. Bocola ist es zu verdanken, dass diese großartige Reihe inzwischen vollständig auf Deutsch vorliegt. Man darf gespannt sein, was die Bonner als nächstes ausgraben.
★
DIE TOP 10 VON STEFAN SVIK
Platz 10: Before Watchmen: Dr. Manhattan
von J. M. Straczynski und Adam Hughes
Panini Comics
14,99 Euro
Neben Silk Spectre und Minutemen der gelungenste Teil dieser umstrittenen Reihe, die, seien wir ehrlich, letztlich völlig überflüssig ist, aber dennoch auch voller Neugierde erwartet, vielleicht sogar ersehnt wurde. Dr. Manhattan spielt mit dem Medium, ganze Seiten müssen auf den Kopf gedreht gelesen werden. Das ist erfrischend. Vor allem schafft es dieser Comic, Lust auf die grandiose Vorlage zu wecken, die allerdings um Welten besser ist als die Before-Reihe.
Platz 9: The Star Wars
von J. W. Rinzler, Mike Mayhew und Rain Beredo
Dark Horse Comics
je Heft 3,99 US-Dollar
Basierend auf dem Drehbuch von George Lucas aus dem Jahre 1974 zeigt diese Comicreihe ein etwas anderes Star Wars-Universum als das vertraute aus den Filmen. Deutlich näher an den 1930er und 1940er Jahren, sowohl vom Look als auch von der Story her. Faszinierend.
Platz 8: Spider-Man
von Dan Slott & Ryan Stegman
Panini Comics
je Heft 4,99 Euro
Marvel Now! Anders als der DC-Neustart wirkte diese Masche bei Marvel nicht überzeugend. Auch der neue Spider-Man (im Original: The Superior Spider-Man) ist eigentlich nur eine Mischung aus Haunt und den vertrauten Körpertausch-Komödien. Dennoch eine der unterhaltsamsten Mainstream-Superheldenserien derzeit.
[Rezension bei Comicgate]
Platz 7: Wunderwaffen
von Richard D. Nolane & Maza
All Verlag
15,80 Euro
Der Zweite Weltkrieg konnte bis ins Jahr 1946 fortgesetzt werden, dank der deutschen Wunderwaffen. Keine intellektuelle Meisterleistung, aber mit spektakulären Zeichnungen. Für Technik- und Flugzeugbegeisterte Leser sehr unterhaltsam. Die Story ist stellenweise unfreiwillig komisch, aber diese Bilder …!
Platz 6: U-Comix 182-184
von diversen Künstlern
Undergroundcomix.de
je 5 Euro
Ähnlich wie die Weissblech Comics überzeugt das neue U-Comix neben den Comics vor allem durch seine „Wir ziehen unser eigenes Ding durch“-Einstellung. Höchst sympathisch und eine enorme Bereicherung der Comiclandschaft!
Platz 5: Der Kartograph
von Jiro Taniguchi
Carlsen Verlag
16 Euro
Manga und Anime vermitteln mitunter den Eindruck, sie wären generell schrill, hektisch und laut. Ganz anders in diesem ruhigen, meditativen Comic für Erwachsene. Wie würde ein Vogel die Welt sehen? Diesen und anderen Fragen geht Taniguchi nach auf dieser Reise durch das Japan der Edo-Zeit. Haikus von Basho statt Nippes von den Pokémon. Eine Reflektion über Leben und Vergänglichkeit. Äußerst wohltuend, beruhigend und würdevoll, dieser Comic, Manga oder diese Graphic Novel – hier passen alle Begriffe. Wichtig ist das allerdings überhaupt nicht. Es ist alles eins und der Weg ist das Ziel.
Platz 4: Oh, Nick Knatterton
von Eckart Sackmann
Comicplus+
39 Euro
100 Jahre Manfred Schmidt – 2013 wurde der Schöpfer von Nick Knatterton gefeiert, etwa in diesem reich illustrierten Sachbuch. Ebenfalls empfehlenswert sind die gesammelten Strips und die Reisereportagen des Weggefährten und Freundes von Loriot.
Platz 3: Daytripper
von Fábio Moon & Gabriel Bá
Panini Comics
24,99 Euro
Für unter 25 Euro nach Brasilien reisen, das wird 2014 zur Fußballweltmeisterschaft am Zuckerhut schwierig. Alternativ bietet sich diese wunderbare Graphic Novel an. Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben – diese Stimmung lässt sich tatsächlich auch so darstellen, dass sie nicht deprimierend, sondern erhebend und wunderschön wirkt. Eine gefühlvolle Geschichte ohne Kitsch und mit Zeichnungen, die eine äußerst intensive Stimmung erzeugen, als wäre man selbst in Brasilien.
Platz 2: Harte Bilder: Cartoons auf Arbeit
von diversen Künstlern
Lappan Verlag
9,95 Euro
Lilli Bravo, Rattelschneck, Flix, Ralf Ruthe, Martin Perscheid, Ari Plikat … Sie alle und noch viele weitere Cartoonisten aus dem deutschsprachigen Raum sind hier versammelt und widmen sich dem Thema Arbeit aus den verschiedensten Blickwinkeln. Sehr lustig und überaus empfehlenswert!
Platz 1: MADs große Meister: Don Martin, Band 2: 1967-1977
von Don Martin
Panini Comics
49,90 Euro
Don Martin. Muss man nicht weiter erklären, oder? Einer der ganz großen Meister der humorvollen Comics. Das Buch sieht im Regal prachtvoll ist und wird dort sicher keinen Staub ansetzen – jedes Mal wieder schön diese Gags zu erleben. Garfield-Erfinder Jim Davis, MAD-Kollege Sergio Aragonés und andere würdigen den stillen Surfertyp. Noch mehr Bonusmaterial wäre schön gewesen, aber auch so gibt es sehr viel zu entdecken und vor allem sehr viel zu lachen!
★
DIE TOP 5 VON BLUNA WILLIAMS
Platz 5: Masters of Alternative Manga Vol. 1: Gold Pollen and Other Stories (US)
von Seiichi Hayashi
PictureBox
28 US-Dollar
Was die Übersetzung japanischer Comics angeht, war das Jahr 2013 gerade in den USA ein bemerkenswertes, und kein anderes Buch verkörpert das so wie dieses. Die vier hier enthaltenen Kurzgeschichten des Alternative-Manga-Pioniers Seiichi Hayashi (drei davon erschienen ursprünglich im bahnbrechenden Garo-Magazin) stammen aus den Jahren 1968 bis 1972 und erzählen mit einem Lyrismus, den man im Comic nur selten findet. In den oft semi-autobiographischen Stücken verhandelt Hayashi die schwierige Beziehung zu seiner Mutter, die Ambivalenz amerikanischer Einflüsse im Nachkriegsjapan und die umstürzlerischen Bemühungen japanischer Radikaler im 20. Jahrhundert. Seinen Lesern mutet er einiges zu, denn konkret wird es nur selten. Auch die Tatsache, dass die titelgebende und letzte Geschichte des Bands unvollendet bleibt, trägt nicht eben dazu bei, Gold Pollen zur leichten Lektüre zu machen. Hayashi dichtet und verdichtet, experimentiert erzählerisch auf Teufel komm raus, bedient sich stilistisch und ästhetisch in der Edo-Zeit, bei Pop Art und Nouvelle Vague, lässt Kinderlieder, Folklore und US-Superhelden in seine Comic-Poesie mit einfließen.
Abgerundet werden die 150 Comic-Seiten des großformatigen Hardcover-Buchs durch einen persönlichen Essay Hayashis sowie einen knapp 30-seitigen Aufsatz von Herausgeber und Übersetzer Ryan Holmberg, der das Werk Hayashis auf kultureller und persönlicher Ebene kontextualisiert, Aufschluss über den Werdegang des Künstlers gibt und seine Einflüsse und Themen überzeugend entschlüsselt. Dass man als westliche Leserin in den Genuss dieser vollkommen unkommerziellen Schatztruhe kommt, ist ein kleines Wunder. Wer Comics als Ausdruck experimentellen und lyrischen Erzählens schätzt, sollte schleunigst zugreifen, denn der kleine PictureBox-Verlag aus Brooklyn, bei dem Gold Pollen erschienen ist, hat Ende 2013 seine Pforten geschlossen. Nach dem Abverkauf der existierenden, wohl nicht besonders großen Auflage dürfte mit einem Nachdruck nicht zu rechnen sein.
Platz 4: World Map Room (US)
von Yuichi Yokoyama
PictureBox
20 US-Dollar
Eine der herausragenden Figuren des Alternative-Manga der Jetztzeit ist Yuichi Yokoyama, der ebenfalls von Ryan Holmberg übersetzt bei PictureBox erscheint. Dass Yokoyamas Comics nicht besonders süffig sind, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben. Allerdings bedeutet das nicht, dass der Mann nicht über einen grandiosen Humor verfügt. „An einer Wand steht ein Regal mit einer Vielzahl von Büchern“, heißt es in den „Notizen des Autors“, die World Map Room abschließen, als Erläuterung zu Seite 105. „Dieses Nebeneinander von Buchseiten und Überwachungsmonitoren ist ein häufiges Motiv in meinem Werk.“ Zu einer Figur auf Seite 155 erklärt Yokoyama: „Laut Enzyklopädie gab es einst einen Superkontinent namens Pangaea, als die Ozeane der Erde entstanden. Später teilte er sich, was zur Geographie der Gegenwart führte. Die Zahlen auf seiner Kleidung sind Zeitmesser. 33 bedeutet vor 3,3 Milliarden Jahren, 0 verweist auf die Kontinente, wie sie jetzt aussehen. Dieser Mann ist Charles Bronson nachempfunden.“
Inhaltlich lebt World Map Room vom gleichen kargen Charme. Wieder geht es um eine Gruppe mehr oder weniger bizarrer Gestalten – hier offenbar drei Männer –, die unvermittelt erscheinen, in eine Richtung zeigen („Da ist es.“), genau feststellen, was sie sehen („Eine Stadt, so weit das Auge reicht.“) und sich irgendwann auf den Weg machen („Auf geht’s.“), ohne dass die Leserin weiß, wer sie sind oder wohin genau sie wollen, geschweige denn warum. Ähnlich wie im Vorgängerwerk Garden ist es geografische Erkundungslust, die den narrativen Motor speist, aber Yokoyama baut hier – im ersten Band eines geplanten Vierteilers, wenn man seinen Notizen glaubt – überraschenderweise auch Spannung auf, wenn die Emotionslosigkeit seiner Figuren zum geringsten gerade noch spürbaren Anteil in Argwohn und Misstrauen kippt. Einmal mehr gelingt es ihm in einer gewagten Dekonstruktion der Konventionen, neue Ansätze des Erzählens aufzuzeigen. Das Resultat ist weiß Gott nicht massentauglich, aber allemal ein fesselnder Comic.
Platz 3: Ten-Cent Manga Vol. 2: The Mysterious Underground Men (US)
von Osamu Tezuka
PictureBox
25 US-Dollar
In Romeo und Julia verblüffte Shakespeare sein Publikum einst mit einer Komödie, die als Tragödie endet. Ganz ähnlich geht Osamu Tezuka in The Mysterious Underground Men vor: Der Großmeister des japanischen Comics bezeichnete das 150-seitige, erstmals 1948 erschienene Frühwerk als seinen ersten „Story-Manga“, obwohl er schon zuvor vier längere Manga abgeschlossen hatte. Grund dafür ist die ausgeprägte Tragik der Geschichte, die mit einem Todesfall beginnt und mit einem weiteren endet. „Wirklich stolz bin ich darauf, tragische Elemente in den Manga eingebracht zu haben“, sagte Tezuka 1988. „Zuvor hatte das niemand getan. […] Alle Protagonisten sterben lassen, zum Beispiel, oder die Figuren weinen lassen. In einer Zeit, in der diese starke Annahme vorherrschte, dass Manga Spaß zu machen und lustig zu sein hatten, ha ha ha, […] konnte man einfach keine ‚Geschichte‘ erzählen. […] Eine wahre ‚Geschichte‘ ist mehr wie ein episches Drama oder gar ein Bildungsroman, mit dramaturgischen Höhen und Tiefen und einem Augenmerk darauf, was es heißt, Mensch zu sein.“ Und genau das tut Tezuka in The Mysterious Underground Men zum ersten Mal.
Der Comic beginnt damit, dass der Held Young John sich von seinem Vater verabschiedet, der bei einem Flugzeugabsturz tödlich verletzt worden ist. Am Sterbebett muss John versprechen, sich für die Erfindung eines Transportmittels einzusetzen, das sicherer ist als das Flugzeug. So entwickelt sich bald ein Science-Fiction-Abenteuer im Stile Jules Vernes oder H. G. Wells‘, das es sich aber auch nicht nehmen lässt, seinem Helden einen lustigen anthropomorphen Hasen als Sidekick zu verpassen. Auch hier trägt Ryan Holmberg als Herausgeber und Übersetzer wieder maßgeblich dazu bei, die ganze Faszination des Materials zu erschließen. Neben einem Nachwort Tezukas aus dem Jahr 1982 enthält das schmucke kleine Hardcover-Büchlein einen etwa 40-seitigen Aufsatz Holmbergs, der etwa anhand von Interview-Aussagen (wie auch der oben zitierten) und reichlich Bildmaterial all die vielseitigen westlichen Quellen aufspürt, die Tezuka bei seiner Geschichte beeinflusst haben. Und, auch das macht den Reiz dieser Ausgabe aus: Es ist ein Übersetzer-Text in Reinform. Einen so bedeutenden Comic aus dem Japanischen ins Amerikanische übersetzen und herausgeben zu können, der seinerseits zum Ziel hatte, amerikanische Kultur für ein japanisches Publikum zu adaptieren, das ist in mehrerlei Hinsicht ein Traumprojekt, und es ist darüberhinaus auch vorbildlich gelungen. In Deutschland wird, so scheint es manchmal, bei jedem Comic mit festem Deckel gleich überschwänglich von „edler Aufmachung“ geplappert. Ich empfehle den betreffenden Schreiberlingen, einmal dieses Kleinod in die Hand zu nehmen.
Platz 2: Pink (US)
von Kyoko Okazaki
Vertical
17 US-Dollar
Ohne das entsprechende Vorwissen entgeht einem beim Lesen leicht die Tatsache, dass Pink schon beinahe 25 Jahre auf dem Buckel hat. Der Manga von Kyoko Okazaki, der 2013 erstmals auf Englisch erschien, kam ursprünglich 1989 heraus, zur Hochzeit der japanischen Bubble Economy. Die Liebesgeschichte zwischen der jungen Büroangestellten Yumi und dem Studenten und Möchtegern-Schriftsteller Haru funktioniert auf den ersten Blick nach dem Muster einer klassischen Screwball-Komödie: Die Figuren umkreisen und necken sich, es werden Niedlichkeit und Leidenschaft demonstriert, Yumi hält sich als Haustier gar ein lustiges, immerzu gefräßiges kleines Krokodil mit Lesebrille, bei dem man bis zuletzt nie so genau weiß, ob es tatsächlich da ist oder nur in der Fantasie der Figuren existiert. Doch der Comic strotzt nur so vor Zynismus. Denn Yumi verdingt sich nebenbei als Callgirl, um ihren Lebensstandard im Boomtown zu halten, und Haru beglückt seinerseits alte Damen für Geld – nämlich Yumis ungeliebte Stiefmutter. Sex, Liebe, Freundschaft, liebenswürdige Marotten und wildeste Emotionsausbrüche werden von den beiden Hauptfiguren plakativ ausgeliebt, doch hinter der überzuckerten Fassade lauert ein berechnender Opportunismus, der in seiner Beiläufigkeit das Blut in den Adern gefrieren lässt. Meisterhaft weckt Okazaki immer wieder Sympathien für ihre Helden, nur um sie konsequent an einer knallharten Realität zerschellen zu lassen, die nicht mehr ist als eine Kosten-Nutzen-Rechnung. „Jede Arbeit ist Prostitution“, zitiert Okazaki in ihrem Nachwort Jean-Luc Godard. „Und jede Arbeit ist auch Liebe. […] ‚Liebe‘ […] ist ein hartnäckiges, schwerwiegendes, furchteinflößendes und grausames Monster. Genau wie ‚Kapitalismus‘.“ Krokodile – auch die süßen kleinen – sind eben Raubtiere, aber das größte und gefährlichste bleibt der Mensch.
Platz 1: Sunny Vol. 1 & 2 (US)
von Taiyo Matsumoto
VIZ
je 23 US-Dollar
Zunächst wirkt Sunny etwas desorientierend: Es dauert etwas, ehe man sich an den erzählerischen Clash zwischen betulicher Handlung und teils hyperaktiven Figuren akklimatisiert hat und auseinanderhalten kann, welche Akteure gerade sprechen und was sie wollen. Im Mittelpunkt des aktuellen Fortsetzungsmanga von Taiyo Matsumoto (Blue Spring, Tekkonkinkreet) steht ein Kinderheim in der japanischen Provinz, irgendwann in den 1970er Jahren. Die Helden dieser Geschichte sind dessen Bewohner. Nach und nach bringt Matsumoto sie uns näher, jedes der zwölf bislang erschienenen, 30- bis 40-seitigen, jeweils in sich geschlossenen Kapitel nimmt sich einen von ihnen genauer vor. Und nach und nach, ganz ohne künstliche Geschmacksverstärker wie fantastische oder sonstige Genre-Elemente, lernt man die Kinder, ihre Betreuer und Eltern als authentische, scharf umrissene Figuren kennen, deren lapidares Alltagsleben und tägliche Entscheidungen fesselnd genug sind. Behutsam und aufmerksam, mal großzügig und mal schongslos begleitet Matsumoto sein Ensemble. Melodram und Anbiederung sind seine Sache nicht: Der Autor verlässt sich ganz auf seine Beobachtungsgabe und seine Fähigkeit, aufrichtig zu zeigen, wie seine Figuren mit sich selbst und miteinander umgehen. Sinnbildlicher Brennpunkt der Geschichte ist ein ausgemusterter Datsun Sunny, der auf dem Grundstück des Heims steht. Der gestrandete gelbe Sonnenwagen, dessen Symbolkraft die ganz und gar irdische Handlung grell überstrahlt, dient den Kindern als Rückzugsort, als Spielplatz, als Projektionsfläche für ihre Hoffnungen. Der dritte Band soll im März erscheinen.
★
DIE TOP 5 VON FRAUKE PFEIFFER
(zuerst erschienen im Rahmen der Serie „Die besten Comics des Jahres“ beim Tagesspiegel)
Platz 5: Die Schönheit des Scheiterns
von Andreas Eikenroth
Edition 52
12 Euro
Der Gießener Andreas Eikenroth ist seit vielen Jahren Teil der deutschsprachigen Comic-Independentszene. Bei Edition 52 erschien dieses Jahr seine halbbiografische Erzählung über Paul, der zwischen Jobroutine und Bandproben, Kumpels und Verknalltsein seinen Weg zu gehen versucht. Paul ist mürrisch, die Stadt wirkt kalt, die später Angebetete verwirrt ihn zunächst mit „Kunststudiergedöns“. So wie Paul mit der Zeit auftaut, so wächst auch beim Lesen die Sympathie für ihn. Dieser Comic biedert sich nicht an – er möchte entdeckt werden. Durch seine kleinen Anekdoten und Seitenhiebe umgarnt er einen trotzdem mit jeder Menge Charme.
Platz 4: Eremit
von Marijpol
Avant-Verlag
19,95 Euro
Schon ihr Debüt Trommelfels mochte ich sehr, und während dessen Handlung noch greifbar war, entwickelt Marijpol für ihre zweite Veröffentlichung eine ganz eigene Welt, die sich bezüglich Anatomie und physiologischer Vorgänge einige Freiheiten genommen hat. In Eremit gibt es nur noch wenige Kinder. Diese werden von den vielen alten Menschen wie rohe Eier behandelt und sind dementsprechend kreuzunglücklich in ihren goldenen Verliesen. Der titelgebende Eremit ist vor diesen Umständen geflohen, kann sich aber schlussendlich doch nicht komplett diesen Vorgängen entziehen. Marijpols Vision einer Zukunft, in der sich ein selbstbestimmter Tod mit exotischer Todesart buchen lässt wie heutzutage eine Luxusreise, drängt sich nicht auf, lässt einen aber gerade wegen der dargestellten Selbstverständlichkeit schaudern.
[Rezension bei Comicgate]
Platz 3: Billy Bat
von Naoki Urasawa und Takashi Nagasaki
Carlsen Manga
bislang 6 Bände, je 8,95 Euro
Alles fängt so harmlos an: Kevin Yamagata, Amerikaner mit japanischen Wurzeln, ist Ende der 1940er Jahre mit seinem fledermausähnlichen Detektiv „Bat Boy“ ein in Amerika recht bekannter Comiczeichner. Als er erfährt, dass Graffiti in Japan gesehen wurden, die seinem Titelheld sehr ähnlich sehen, begibt er sich aus Angst vor Plagiatsvorwürfen auf Spurensuche. Was als harmlose Forschungsreise gedacht war, entwickelt sich immer mehr zu einem gefährlichen Unterfangen, das nach jeder Ecke eine neue Untiefe bereithält. Dabei werden auch diverse historische Ereignisse in die Hintergrundgeschichte mit eingeflochten. Wer sich auf Billy Bat einlässt, muss nicht nur wegen der raffiniert verwobenen Erzählung Zeit mitbringen: Die zum Teil wunderschön detaillierten Zeichnungen lassen sich nicht einfach so weiterblättern. Aktuell sind auf Deutsch sechs Bände erschienen, weitere sind in Vorbereitung.
Platz 2: Wie ein leeres Blatt
von Boulet und Pénélope Bagieu
Carlsen Verlag
17,90 Euro
Da sitzt man auf einer Parkbank und weiß nichts mehr. Weder kennt man den eigenen Namen noch den Beruf, die Wohnung oder was man überhaupt auf dieser Bank zu suchen hat. Mit dieser Situation eröffnet Wie ein leeres Blatt seine Erzählung einer jungen Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat und nun versucht, den entscheidenden Hinweis zu finden, um sich wieder an alles erinnern zu können. Schritt für Schritt baut sie ein Puzzle ihres alten Ichs zusammen, und der Leser begleitet sie dabei. Die Spurensuche fühlt sich dabei erstaunlich echt an, und in vielen Situationen konnte ich mir vorstellen, genauso zu handeln. Dabei ist die Geschichte lockerleicht gezeichnet und geschrieben und an einigen Stellen zum Brüllen komisch. Einmal angefangen, kommt man nur schwer wieder davon los.
[Rezension bei Comicgate]
Platz 1: Saga
von Brian K. Vaughan und Fiona Staples
Cross Cult
bislang 2 Bände, je 22 Euro
Nachdem mir gestattet wurde, in meine Top 5 eine Comicserie aufzunehmen, an deren deutscher Version ich mitarbeite, landet sie direkt auf dem Spitzenplatz meiner persönlichen Lieblingsliste deutschsprachiger Comics 2013. Brian K. Vaughan ist mit Y: The Last Man, Ex Machina und Die Löwen von Bagdad einer meiner Lieblingsautoren, und Saga verstärkt diese Begeisterung noch. Mit einer abgedrehten Romeo-und-Julia-Geschichte lässt er seiner Ideen völlig freien Lauf, die von Fiona Staples äußerst ansprechend umgesetzt werden. Sein Fantasie-Universum schmückt er unter anderem mit einem Krieg zwischen zwei Völkern, Auftragskillern, kopulierenden Roboter-Adligen und lebendigen Baum-Raumschiffen aus. Und auf seine Paradedisziplinen – lebensnahe Dialoge und gutes Timing – kann man getrost wieder bauen. Saga ist Unterhaltung pur; wie eine Lok, die mit voller Kraft nach vorne drückt und von der man sich nur allzu gerne mitziehen lässt.
[Rezension bei Comicgate]
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