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Topcomics 2012 – Die Favoriten der Redaktion

Das Jahr 2012 ist endgültig vorbei, und damit wird es auch für uns Zeit, noch einmal zurückzuschauen auf die besten Comics, die im vergangenen Jahr erschienen sind. Die Comicgate-Redakteure haben wieder ihre ganz persönlichen Listen mit ihren Lieblingscomics des letzten Jahres zusammengestellt. Ganz subjektiv, mal mit und mal ohne Reihenfolge, mal drei, mal fünf, mal zehn Nennungen – hier sind unsere Topcomics 2012!

Unsere Topcomics der Vorjahre: 20092010 und 2011.

DIE TOP 5 VON BENJAMIN VOGT

Morning Glories 2Morning Glories
von Nick Spencer und Joe Eisma
Panini Comics
je 19,95 Euro

Sechs Jugendliche werden unverhofft an der Elite-Akademie Morning Glory angenommen. Damit werden sie Teil einer Konspiration sadistischer Pädagogen. Weshalb werden die Schüler dort festgehalten? Warum müssen sie grausame Tests durchstehen? Welches große Geheimnis verbirgt sich hinter den Mauern der Schule? Nick Spencers Serie ist extrem undurchsichtig, mysteriös, (übersinnlich?) und wartet an jeder Ecke mit einer überraschenden Wendung oder einem Cliffhanger. Flashbacks und persönliche Verwicklungen aus der Vergangenheit der Figuren verhelfen zu einem Lost-artigen Gesamteindruck. Wenn Spencer weiß, worauf er mit dieser Serie zusteuert, dann kann daraus ganz Großes entstehen. Einen großartigen Lesespaß bereiten bereits die ersten beiden deutschen Sammelbände.
[Rezension bei Comicgate]

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Blast 1 – Masse
von Manu Larcenet
Reprodukt
29 Euro

Ein grotesker Mann unter Mordverdacht, gepeinigt vom Blast, einem visionärem Anfall. Manu Larcenets neues Projekt beginnt denkbar beeindruckend. Mit wenigem Mitteln und einer messerscharfen Charakterisierung entwickelt er einen ungewöhnlichen Psychothriller. Wie die Geschichte weitergeht, wird äußerst spannend zu beobachten sein.
[Rezension bei Comicgate]

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SupergodSupergod
von Warren Ellis und Garrie Gastonny
Panini Comics
je 16,95 Euro

Bei diesem Band handelt es sich weniger um einen Comic, wie man ihn im klassischen Sinne erwarten würde, sondern vielmehr um eine retrospektive Erzählung. Berichtet wird von der Apokalypse, die die Menschheit selbst verschuldet hat. Im Zuge des globalen Wettrüstens erschufen die Staaten ihre eigenen Überwesen. Die Situation gerät außer Kontrolle, die neu geborenen Supersoldaten begreifen sich schnell als der Menschheit überlegene Götter.
Ähnliche Ansätze (Überwesen, politische Implikationen, Außerirdische) ist man von Ellis bereits gewohnt, selten hat er die Stücke so konsequent und in sich abgeschlossen zusammengeführt. Das ist narrativer und grafischer Größenwahn, eben passend zum Ende aller Menschen. Ein Comic des Autors, der nach Transmetropolitan und Planetary endlich mal wieder so richtig vorzeigbar ist.

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A God Somewhere
von John Arcudi und Peter Snejbjerg
Panini Comics
24,95 Euro

Noch ein Comic zum Thema „Gott“ in den Top 5. „Die menschlichste Version der Geschichte eines Superhelden, die ich je gesehen habe.“ sagt Mike Mignola. Dem bleibt eigentlich kaum etwas hinzuzufügen. Die Geschichte von einem Mann, der zum Helden wird und anschließend zum weltentrückten Gott und seinem Freund, der daran verzweifelt, ihn noch irgendwie zu erreichen. Der Einzelband aus dem Hause Vertigo ist brillant erzählt, berührt und schockiert.

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Quai d' OrsayQuai d’Orsay
von Christophe Blain und Abel Lanzac
Reprodukt
36 Euro

Ein Blick hinter die Kulissen der französischen Poltitik. Außenministers Alexandre Taillard de Vorms  muss Reden halten, Krisen abwenden und seine verqueren Visionen verbreiten. Das ist neben all den spannenden Bezügen zum realen Geschehen vor allen Dingen herrlich amüsant. Das umfangreiche Album ist aus vielerlei Gründen als eines der ganz großen Higlights der vergangenen Jahre zu bezeichnen.

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DIE TOP 3 VON KATRIN WEISS

Vinland Saga 41. Vinland Saga
von Makoto Yukimura
Carlsen Manga
je 7,95 Euro

Wikinger sind nicht unbedingt ein typisches Sujet für eine deutsche Mangaveröffentlichung umso spannender ist es, was Makoto Yukimura mit seiner Vinland Saga geschafft hat. Der Titel besticht besonders mit seinem aufwändigen Artwork und der flotten Erzählweise, wobei besonders die Kampf- und Schlachtenszenen für viel Schwung sorgen und mit dem ungewöhnlichen Szenario und den historischen Bezügen angenehm unangestrengt verbunden wurden.
Die Geschichte ist recht simpel strukturiert: Der junge Thorfinn, der als Sechsjähriger mit ansehen musste, wie sein Vater getötet wurde, sinnt auf Rache und heuert auf einem Söldnerschiff der jomsburgischen Wikingerflotte an, um den Mörder seines Vaters, der der Kapitän des Trupps ist, in einem Duell herauszufordern und zu besiegen. Doch bevor er sein Ziel erreichen kann, muss er sich erst in zahlreichen Kämpfen während des Kriegs um England behaupten. Wirken die Figuren zu Beginn zwar noch recht blass und stereotypisch, verleiht ihnen Yukimura im weiteren Verlauf reichlich Ecken und Kanten, so dass man beim Lesen unbewusst immer mehr mit ihnen mitfiebert. Das macht die Serie ungemein sympathisch und die detailverliebten, klaren und übersichtlichen Zeichnungen tragen ihr übriges dazu bei, dass man von Vinland Saga nicht genug haben kann, sobald die Handlung in Fahrt gekommen ist.
[Rezension bei Comicgate]

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Die Wormworld Saga 12. Die Wormworld Saga, Band 1: Die Reise beginnt
von Daniel Lieske
Tokyopop
12,00 Euro

Noch eine epische Saga mit hohem Potential: Dieser Band ist die Printversion eines Webcomics, der mich enorm beeindruckt hat. Besonders die digitalen Zeichnungen von Lieskes Wormworld Saga mit ihren satten Farben haben es mir angetan. Der Stil harmoniert wunderbar mit der Fantasygeschichte: Sie erzählt von dem circa elfjährigen Jonas Berg, der während der Sommerferien im Haus seiner Großmutter ein Portal entdeckt, das ihn in eine fremde dschungelartige Welt versetzt, die fern an Camerons Pandora-Wald aus Avatar erinnert. Zwar bedient sich die Serie an mehreren solcher Fantasyklischees, jedoch ohne sie sich plump, unoriginell oder auffällig zu eigen zu machen. Dafür überzeugt die Saga zu sehr mit ihrem Arrangement aus opulenten Zeichnungen, den durchweg liebenswerten Charakteren und einem Charme, dem man sich kaum entziehen kann. Mir hat an der Onlinefassung zwar besonders die Realisation als „unendliche Leinwand“ gefallen, die sich immer weiter aufrollt, doch Tokyopop hat einwandfreie Arbeit bei der Seitenmontierung geleistet. Zudem ist die Ausgabe qualitativ enorm hochwertig gestaltet worden und bietet einiges an Bonusmaterial wie Skizzen oder Erläuterungen von Lieske.

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Billy Bat 13. Billy Bat 1
von Naoki Urasawa (mit Takashi Nagasaki)
Carlsen Manga
8,95 Euro

Urasawa macht es in jeder seiner Serien im ersten Band sehr spannend, doch in Billy Bat hat er sich damit selbst übertroffen. Das erste Kapitel beginnt mit einem cartoonhaften Fledermausdetektiv namens Billy Bat, der optisch stark an eine Mischung aus Felix the Cat, Mickey Mouse und Batman erinnert. Er ist gerade mitten in einem Fall, als die Perspektive plötzlich umschlägt und man einen Comic im Comic vor sich hat. Kevin Yamagata – Amerikaner mit japanischer Abstammung – ist der Zeichner, der 1949 in den USA sehr erfolgreichen Serie „Billy Bat“. Als er scheinbar durch Zufall erfährt, dass seine Hauptfigur möglicherweise das Plagiat einer japanischen Mangaserie sein soll, macht er sich auf die Reise, um sich bei dem ursprünglichen Erfinder persönlich zu entschuldigen. Klingt zunächst recht unspektakulär, doch bald überschlagen sich die Ereignisse: Kevin wird in einen Mord verwickelt, plötzlich tauchen überall Fledermauspiktogramme auf und es scheint eine oder mehrere Verschwörungen in seinem Umfeld zu geben. So verwirrt Kevin am Ende des ersten Bands gegenüber den Geschehnissen ist, so unwissend ist auch der Leser im Bezug auf den weiteren Verlauf der Handlung. Urasawa reißt zahlreiche Handlungsstränge an und verbindet sie immer wieder mit verschiedenen mysteriösen Verweisen auf historische Ereignisse oder kulturelle Phänomene. Man bekommt das Gefühl, am Anfang einer langen Reise zu stehen, die ihren Protagonisten quer durch die Geschichte vom Verhältnis zwischen Mensch und Kunst jagt – ein Gefühl, als wäre dies nur der Anfang von etwas Großem gewesen.

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DIE TOP 3 VON CHRISTIAN MUSCHWECK

PackeisPackeis
von Simon Schwartz
Avant Verlag
19,95 Euro

Der Comic spielt im 19. Jahrhundert – einer Zeit, in der es noch Abenteuer zu erleben und Entdeckungen zu machen gab. Immer wieder werden in Packeis aber irritierende Szenen geboten, in denen die Schattenseiten des damaligen Expansionsdrangs durchschimmern; die Forscher und Entdecker waren oft eben keineswegs die strahlenden Helden, zu denen sie später manchmal verklärt wurden. Trotzdem zeichnet Simon Schwartz in einem Stil, der auch jüngeren Lesern gefallen dürfte, und mit Matthew Henson, dem gewieften Begleiter des Nordpolfahrers Robert Peary, gibt es auch eine astreine Identifikationsfigur . Erzählerisch und zeichnerisch ist Packeis eine der ansprechendsten Graphic Novels des letzten Jahres.

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Hera zum RuhmHera zum Ruhm
von Le Tendre und Rossi
Schreiber und Leser
27,80 Euro

Wie in allen guten Göttersagen wird auch hier das wahre Leben abgebildet: Teilweise sehr witzig, aber in seiner Gesamtheit unvermeidbar tragisch. Ganz großer Stoff, bei dem zwei alte Routiniers alle Register ziehen. Hoffentlich gibt es davon bald noch mehr zu sehen. Lobenswert ist auch die Aufmachung des Buches mit Skizzen, Entwürfen und Anmerkungen, die in diesem Fall wirklich auch Spaß machen.

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Buddha 3Buddha
von Osamu Tezuka
Carlsen Verlag
je 22,90 Euro

Lieber Carlsen Verlag. Danke, dass ihr eine der besten Serien aller Zeiten auf Deutsch veröffentlicht. Bei euch kann man sich wenigstens darauf verlassen, dass die Bände zügig auf den Markt kommen. Warum aber nur habt ihr das schlichte, aber ansprechende Design eurer bisherigen Mangas nicht beibehalten? Musste es unbedingt eine neue Papiersorte sein, die sich zwar gut anfühlt, bei der aber die Rückseite durchscheint? Und warum habt ihr die Seitenzahl der Originalbücher nicht übernommen, so dass die farbigen Intro-Seiten jetzt willkürlich in der Mitte eines Bandes auftauchen? Aber vielleicht sollte man sich besser daran freuen, dass es diese Farbseiten in eurem Buddha überhaupt gibt, was ja keine Selbstverständlichkeit ist. Geht bitte vorsichtig, verständnisvoll und artgerecht mit Tezukas Comics um. Sein Werk ist hier in Deutschland noch ein zartes Pflänzchen, und es wäre schön, wenn es in Deutschland noch viele weitere Reihen vom japanischen Disney geben würde.

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DIE TOP 10 VON MARC-OLIVER FRISCH
(…, der sich in seinem Rückblick ausschließlich auf US-Genre-Heftserien konzentriert.)

Zaucer of Zilk #110: ZAUCER OF ZILK: Einfallsreicher, schön gereimter britischer Heldenklamauk von Brendan McCarthy und Al Ewing, so nach dem Motto: Lewis Carroll und die Beatles treffen sich während der Sgt.-Pepper-Sessions auf ein Tässchen LSD. (IDW)

 

09: THE MASSIVE: Brian Wood kehrt nach DMZ und Northlanders Vertigo den Rücken, bzw.: wird rausgekehrt, und started mit den Zeichnern Kristian Donaldson und Garry Brown eine schnieke schicke stylische neue kuschelig-sozialromantische Öko-Endzeit. (Dark Horse)

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08: THE INFERNAL MAN-THING: Selbst fünf Jahre nach seinem Tod ist Steve Gerber noch dem Großteil seiner Konkurrenz voraus. Marvel hat sich ein Herz gefasst und Kevin Nowlan die Story nach 30 Jahren fertigzeichnen lassen. Hat sich gelohnt. Nicht vergessen: In Man-Things Hand wird die Furcht zum Brand! (Marvel)

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Fatale #1007: FATALE: Die US-Website ComicsAlliance bringt’s mit ihrer Preis-Kategorie auf den Punkt: „Der Comic von Ed Brubaker und Sean Phillips, der dieses Jahr erschienen ist.“ Denn: Hier wird immer absolut solide, absolut lesenswerte Genrekost auf Top-Niveau geboten. Diesmal: Crime noir trifft Horror. Außerdem hat Brubaker 2012 nach acht Jahren meist solider Arbeit seinen Captain America zu Ende gebracht und sich fürs Erste von der Superhelden-Klitsche Marvel verabschiedet. (Image)

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06: CHEW: John Layman und Rob Guillory schließen die erste Hälfte ihrer irrwitzigen, irre witzigen Achterbahnfahrt durch alle möglichen Genres mit einem herzhaften Faustschlag in die Weichteile ab. Ebenfalls empfehlenswert für Freunde des süffigen Science-Fiction-Halligalli: Laymans aktuelle IDW-Reihe Mars Attacks mit Zeichner John McCrea. (Image, bzw. auf Deutsch von mir übersetzt bei Cross Cult)

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Butcher Baker #105: BUTCHER BAKER, THE RIGHTEOUS MAKER: Mittlerweile wird jeder wissen, ob er Joe Casey mag oder nicht. Der Mann experimentiert sich nun seit 15 Jahren kreuz und quer durch den US-Markt, greift einige der beeindruckendsten Zeichner ab (hier: Mike Huddleston!) und ist mittlerweile durch seinen Erfolg in der Trickfilmbranche finanziell so rundum sorglos, dass er in seinen Interviews fast immer frei von der Leber weg übers erbärmliche US-Comicgeschäft herzieht und mit 95,3 Prozent Wahrscheinlichkeit irgendjemand sein Fett von ihm weg kriegt, mit dem es sich 97,8 Prozent von Caseys Kollegen lieber nicht verscherzen würden. Hat dieses Jahr allerdings nicht so viele Interviews gegeben – vermutlich, weil sich 96,9 Prozent seiner Kollegen als ausreichend korrupt erwiesen haben, um ihre Zunft um zirka 25,53 Jahre zurückzuwerfen, nach zirka 1986/1987. Ach so: Butcher Baker. Konzept: rabiater Ex-Superheld macht Super-Terroristen platt. Ist sowas wie der kleine Bruder im Geiste von Caseys Automatic Kafka. Geriet vielleicht auch deshalb eine Ausgabe kürzer als jene 2003 eingestellte WildStorm-Serie. Macht trotzdem einen Heidenspaß. Ebenfalls von Casey im Jahre 2012: Haunt (mit Nathan Fox!) und Gødland (mit Tom Scioli!). (Image)

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Orc Stain #704: ORC STAIN: Von James Stokoes grafisch kieferbrechender Ork-Saga mit Vietnam-Einschlag kam 2012 genau ein Heft raus, aber das reicht immer noch, um fast alle anderen abzuhängen. Ansonsten bringt Stokoe mit seinen Zeichnungen in Godzilla: The Half-Century War bei IDW gerade die Fans des japanischen Echsenlulatschs zum Platzen. Plopp! Da hat wieder einer ein Heft an der falschen Stelle aufgeschlagen. Stokoe ist derzeit der visuell beeindruckendste Zeichner des US-amerikanischen Genrecomics. Sollte man daher vielleicht mal gelesen oder im publizistischen Sinne verlegt haben. (Image)

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Saga Vol. 103: SAGA: Brian K. Vaughans Rückkehr ins Comic-Geschäft nach jahrzehntelanger Abwesenheit, in Szene gesetzt von der famosen Fiona Staples. Schon bevor das erste Heft erschien, löste Saga in den USA eine erbittert geführte Debatte über das Für und Wider des Stillens aus, was für sich genommen eigentlich kaum mehr zu toppen ist. Das Konzept: Romeo und Julia überleben, kriegen zusammen ein Kind, schließen sich der Rebellion gegen das Galaktische Imperium an und werden treue Abonnenten der Zeitschrift Eltern. Der Killer-Instinkt der Macher geht auf. Kommerzieller Erfolg stellt sich ein. Applaus, Applaus, Applaus. (Image, möchte ich dieses Jahr gerne übersetzen, bitte.)

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Prophet Vol. 102: PROPHET: Der mürrische Mainstreamschlechtfinder Brandon Graham muss derzeit arg als Konsens-Indie-Nudel herhalten, vor allem, seit er es irgendwie gepackt hat, aus Rob Liefelds Rambo-meets-Terminator-Abklatsch einen nicht nur lesbaren, sondern oft sogar ungemein faszinierenden, unter anderem vom phänomenös fabutastischen Faryl Dalrymple (Name ist echt, der Rest erfunden) gezeichneten Moebius-Abklatsch zu machen. Grahams Eigenproduktionen King City und Multiple Warheads sind auch ganz nett, aber mit Prophet hat er den Vogel 2012 ziemlich abgeschossen. Bleibt abzuwarten, wann er seine erste Schachtel Kreide frisst, um dann doch mal zu sehen, wie das so ist, wenn man irgendwelche von begeisterten Teamplayern totredigierten Superboy- oder Iron-Man-Comics für ein gescheites Seitenhonorar und ein paar Krümel von der Tantiementafel schreibt. Toi, toi, toi. (Image)

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Casanova: Avaritia01: CASANOVA: Apropos Kreide fressen und so. Man hört ja bestümmt zu Recht viel Begeisterung für Matt Fractions Hawkeye (mit David Aja und Javier Pulido!), und seine 2012 abgeschlossener Iron Man-Zyklus war weit überdurchschnittliche Superhelden-Unterhaltung, Defenders war ganz nett, und seine neuen Serien Fantastic Four und FF machen auch keinen schlechten Eindruck. Aber warum ich mal ziemlich begeistert von Fraction war, daran konnte ich mich erst wieder erinnern, als ich den zur Hälfte 2012 erschienenen dritten Band von Casanova (mit Gabriel Bá!) nochmal rausgekramt und gelesen habe. Was für ein Ausnahme-Autor, wenn er sich nicht gerade mit einer Schachtel Kreide sediert hat, um im Marvel’schen Kuschelkonferenzraum nicht im Affekt und in Akkordarbeit die fleißig dilettierende Klonarmee von Brian Michael Bendis eigenhändig zu erwürgen – für sich ja schon ein Fulltime-Job. Was für ein grandioser Comic. Was für eine verdammte Schande, dass ich Casanova noch nicht übersetzen durfte. Hier macht einer, der genau weiß, wo der Hund begraben liegt, einen einmaligen, mit schwindelerregender Intensität und halsbrecherischem Tempo erzählten Pop-Comic übers Pop-Comic-Machen, übers Kreativsein, übers Leben. Und über sich. Resultat: Platz 3 hinter Chris Ware und Joe Sacco in der faktischen und repräsentativen Jahreswertung 2012. Ach, Matt Fraction. Ach. (Marvel/Icon)

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DIE TOP 3 VON THOMAS KÖGEL

BohnenweltBohnenwelt
von Larry Marder
Ventil-Verlag
17,90 Euro

Larry Marders Bohnenwelt passt in keine Schublade. Man könnte es als philosophischen Strichmännchencomic bezeichnen, erfasst damit aber noch lange nicht den Kern. Mit sehr reduzierten Schwarz-Weiß-Zeichnungen entwirft Marder seine Beanworld, einen Mikrokosmos, der wie ein Ökoysystem ganz eigenen Regeln folgt. Was innerhalb dieser Regeln geschieht, können kleine Kinder als lustige Abenteuer und Erwachsene als vielfach interpretierbare Parabeln über den Menschen, das Universum und die Kunst lesen. Die (herausragend übersetzte!) deutsche Version kam viele Jahre nach dem Original und ging leider in der Masse der Veröffentlichungen ein wenig unter. Grund genug, sie hier noch einmal hervorzuheben und zu empfehlen.
[Rezension bei Comicgate]

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Das UPgrade 1Das UPgrade 1
von Sascha Wüstefeld und Ulf S. Graupner
zitty
9,90 Euro

Das UPgrade ist etwas, was man in Deutschland nicht oft bekommt: ein astreiner Popcomic. Mit einer Geschichte, die vor allem Spaß machen und unterhalten will, mit überaus professionellen, augenschmeichelnden Zeichnungen, mit hervorragender Farbgebung und einer rundum modernen Optik auf der Höhe der Zeit. Die Story um den ehemaligen Jungpionier Ronny Knäusel, der seine Gabe des Teleportierens für Republikfluchten aus der DDR einsetzt und damit zum Superhelden wird, spielt mit Elementen der Ostalgie, ist dabei aber niemals piefig oder rückwärtsgewandt. Wenn Wüstefeld und Graupner jetzt jedes Jahr ein Heft auf diesem Niveau produzieren, könnten sie Stammgäste in diesem Jahresrückblick werden.
[Rezension bei Comicgate]

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Sweet Tooth 2Sweet Tooth
von Jeff Lemire
DC/Vertigo (deutsch bei Panini Comics)
14,95 bzw. 16,95 Euro

Nächste Woche erscheint in den USA das 40. und letzte Heft einer Serie, die ein Paradebeispiel dafür ist, wie ein Brückenschlag zwischen Mainstream und Independent aussehen kann: Sweet Tooth ist eine im Grundsatz triviale Genregeschichte aus einer post-apokalyptischen Zukunft, in der die wenigen Kinder mit tierischen Missbildungen wie Hirschgeweihen zur Welt kommen. Jeff Lemire erzählt sie aber als sensible Coming-of-Age-Geschichte mit sehr viel Feingefühl für seine Figuren. Es gibt zwar Action, Blut und Schießgewehre, wichtiger aber sind Gefühle, Träume und zwischenmenschliche Beziehungen. Seine krakelig-kantigen Zeichnungen, die auch immer wieder mit der Form Comic experimentieren, passen hervorragend und tragen viel zur Stimmung dieses Comics bei. Dass die Serie nun bald enden wird, ist zwar schade, aber sinnvoll – schließlich steuerte sie von Anfang an auf ein klares Ziel zu, bei dem das Geheimnis der Ursache der großen Katastrophe enthüllt wird.

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DIE TOP 3 VON STEFAN SVIK

A God Somewhere1. A God Somewhere
von John Arcudi und Peter Snejbjerg
Panini Comics
24,95 Euro

Eine Superheldengeschichte, die mich bei ihrem Erscheinen besonders aufgrund ihres poetischen Titels angesprochen hatte, aber nicht gänzlich überzeugen konnte. Dennoch musste ich in den folgenden Monaten immer wieder an diesen Comic denken. Story und Zeichnungen sind gut, aber das wirklich hervorragende ist die Stimmung, die durch diesen ungewöhnlichen Blick auf Superhelden erzeugt wird.

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Aquaman 12. Aquaman 1
von Geoff Johns und Ivan Reis
Panini Comics
14,95 Euro

Der DC-Neustart war super! Ich bin sehr zufrieden mit Snyders und Capullos Batman, ich habe mich positiv von Animal Man überraschen lassen, aber der uncoolste Held der Welt, Aquaman, hat mir besonders gut gefallen! Ich mag Underdogs und Aquaman wird, auch in diesem Comic, ständig verspottet, dabei wächst er doch trotz (oder wegen?) all der Kritik weit über sich hinaus und rettet eine Welt, die peinlich davon berührt ist, ausgerechnet von Aquaman gerettet werden zu müssen.
[Rezension von US-Heft #1 bei Comicgate]

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Abstract City3. Abstract City – Mein Leben unterm Strich
von Christoph Niemann
Knesebeck
19,95 Euro

Kein Comic, sondern ein etwas anderes Buch. Da ich mich immer über neue Impulse freue und mit diesen mal verblüffenden, oft sehr lustigen Bildern viel Spaß hatte, konnte ich auch den Sondermann 2012 für dieses Werk absolut nachvollziehen. Nach Abstract City hat man zwangsläufig einen anderen, gelasseneren Blick auf den Alltag. Nicht nur mit Lego, sondern mit vielen anderen Mitteln lässt sich Überraschendes, Cleveres und Lustiges gestalten.

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DIE TOP 3 VON JONS MAREK SCHIEMANN

Auch dieses Jahr ist es nicht gerade einfach, eine Liste der drei besten Comics des Jahres zu erstellen. Im Gegensatz zu letztem Jahr waren aber in Mehrheit eher durchschnittliche, wenngleich unterhaltsame und grundsolide, Bände vertreten. Wenn für diese kurze Liste ein einziges Kriterium angelegt wird, ist es doch möglich, drei Titel zu benennen. Das Kriterium ist das der Begeisterung. Es gab viele gute Comics, aber nur wenige, die mich wirklich begeistern konnten. Hoffentlich wird die Auswahl nächstes Jahr wieder etwas schwieriger sein. Die drei folgenden müssen aber einfach erwähnt werden:

Klilana Song 1Auf dem ersten Platz finden wir den ersten Band der neuen Serie Kililana Song: „Eine Kindheit in Kenia“ (Verlag Schreiber und Leser, 24,80 Euro) von Benjamin Flao. Hier wird ein kleines Panorama der kenianischen Gesellschaft entworfen. Alles im Miniformat, wobei jeweils eine Figur für eine generelle Lebensweise und Biographie stehen mag. Obwohl ein Epos, ist der ganze Band von einer großen Leichtigkeit und Übersichtlichkeit durchdrungen. Dabei gelingt dem Autor und Zeichner Flao gerade in der Struktur eine meisterhafte Leistung, wenn er seinen jungen Helden durch die Stadt und damit stellvertretend durch die Gesellschaft schickt. Ein faszinierendes Panorama entfaltet sich vor dem Leser, welches zudem alle Bandbreiten der Emotionen anspricht.

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Sasmira 1Laurent Vicomte ist den meisten Lesern schon durch die Serie Die Reise ans Ende der Welt bekannt. Und auch wenn die ersten beiden Teile von Sasmira (Splitter Verlag, 14,80 bzw. 15,80 Euro) thematisch manches mit den späteren Bänden der anderen Serie gemeinsam haben, so sind sie doch bezaubernd, und vor allem der erste kann mit einigen hervorragenden graphischen Ideen punkten, die in diesem Jahr doch zum größten Teil Mangelware waren. Sasmira ist sehr poetisch, ohne kitschig zu sein, kein Genrestück, aber doch spannend, erotisch ohne Peinlichkeit und einfach nur schön. Und auch wenn der Inhalt manchmal wie ein Selbstzitat wirkt, ist es doch einfach meisterhaft, wie Vicomte mit den Mitteln der bildlichen Erzählung spielt. Das ist wahre graphische Poesie.
[Rezension bei Comicgate]

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HelldoradoDer dritte Platz gebührt dem Trio Jean David Morvan, Miroslav Dragan und Ignacio Noe mit ihrem Band Helldorado (Epsilon, 30 Euro). Die Geschichte ist zwar nichts für zarte Gemüter, aber er ist ein Historiencomic, wie er sein sollte. Er erzählt zwar eine fiktive Geschichte, aber die Begebenheiten und Grausamkeiten spielten sich genau so ab, wie es hier in schonungsloser Offenheit geschildert wird. In der historischen Perspektive werden beängstigenderweise aktuelle Bezüge hergestellt und man bekommt in der Rückschau auch Aspekte der jüngeren Vergangenheit geboten. Graphisch beeindruckend und schonungslos, lassen einen gerade die grausamen Szenen nicht los und entkommen doch immer der Verherrlichung. Auch die „Flüge“, um die Handlungsorte miteinander zu verbinden, sind eine sehr gute Idee, da sie das Tempo erhöhen, jeden Ort an den anderen binden und eine erzählerisch-graphische Einheit bilden. Ein Album, das man nach dem Lesen nicht einfach weg legen kann und noch einige Zeit nachwirkt.
[Rezension bei Comicgate]

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DIE TOP 5 VON FRAUKE PFEIFFER
(zuerst erschienen im Rahmen der Serie „Die besten Comics des Jahres“ beim Tagesspiegel)

Platz 5: Schöne Töchter
von Flix
monatlich in der Sonntagsbeilage des Tagesspiegel, Sammelband bei Carlsen für 2013 geplant

Kurze Gefühlsregungen, die nur einige Sekunden dauern, oder aber Emotionen, die man ewig mit sich herumträgt – Flix vermag es, um dieses Ungesagte, Unsichtbare herum glaubhafte kleine Geschichten zu basteln. Wenn man wie dieser Künstler ein guter Beobachter ist, reichen wenige Panels und Momentaufnahmen, um den Leser mit auf Reisen zu nehmen, die ihm vermutlich häufig vertrauter erscheinen, als er es gedacht hätte.

 

PortugalPlatz 4: Portugal
von Cyril Pedrosa
Reprodukt
39 Euro

Der Franzose Cyril Pedrosa arbeitet in diesem visuell beeindruckenden Werk die Geschichte seiner portugiesischstämmigen Familie auf. Lange verdrängt und eher durch einen Zufall ausgelöst, macht er sich mit Mitte 30 auf die Suche nach dem, was Heimat und Familie für ihn tatsächlich bedeuten könnte. Farbenprächtig, melancholisch und anrührend.
[Rezension bei Comicgate]

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Blast 1Platz 3: Blast 1
von Manu Larcenet
Reprodukt
29 Euro

Manu Larcenet zeigt sich mit diesem Werk stilistisch sehr experimentell; auch inhaltlich bewegt er sich auf neuem Terrain und wagt sich an die ausschweifende Charakterisierung eines Mörders. Die ihm eigene Leichtigkeit, die – trotz treffsicherer Charakterisierung und sozialkritischer Töne – seine sonstigen Werke auszeichnen, weicht hier einer intensiven Schwere, die trotzdem faszinierend ist und der man sich geradezu ausgesetzt fühlt. Eine fantastische Erweiterung der Bandbreite dieses begabten Künstlers.
[Rezension bei Comicgate]

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American Vampire 4Platz 2: American Vampire
von Scott Snyder und Rafael Albuquerque
Panini Comics
16,95 bzw. 19,95 Euro

Diese kurzweilige Serie hat das Pech, in der Hochzeit der Vampir-Überdrüssigkeit veröffentlicht zu werden – oder gerade das Ziel, einen weiteren Gegenentwurf zu Twilight & Co. zu bieten. American Vampire liefert glaubhafte, vielschichtige Figuren ab und zeigt im Laufe der Ausgaben, wie sorgfältig dieses Universum aufgebaut ist. Zudem driften Scott Snyder und Rafael Albuquerque gerne mal ab und bieten auch wunderbar atmosphärische Szenarien, die zum Beispiel an B.P.R.D. erinnern. Die Starthilfe durch Stephen King wäre wahrhaftig nicht nötig gewesen.
[Rezension bei Comicgate]

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Das UPgrade 1Platz 1: Das UPgrade 1
von Sascha Wüstefeld und Ulf S. Graupner
zitty
9,90 Euro

Quietschbunt, durchgeknallt und voller Liebe zum Detail: Der Independent-Überraschungshit von Sascha Wüstefeld und Ulf S. Graupner wirft einen um mit seiner Ost-Charmeoffensive und der frischen Unbekümmertheit. Und wer seine Hauptfigur „Ronny Knäusel“ nennt, kann nur zu den Guten gehören.
[Rezension bei Comicgate]

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