Rezensionen

Umpah-Pah Gesamtausgabe

Cover Umpah-Pah Gesamtausgabe„Asterix‘ großer Bruder“ wird der grobschlächtige Indianer Umpah-Pah häufig betitelt. Das liegt daran, dass dessen geistige Väter René Goscinny und Albert Uderzo letztgenannten bereits viele Jahre vor dem weltbekannten Gallier mit seinem dicken Freund Obelix erschufen. Im Jahr 1951 war dies, doch es sollte sieben Jahre (und eine konzeptionelle Überarbeitung) dauern, bis die beiden die zuvor von den Verlagen verschmähte Figur wieder aus der Schublade holten. Es folgten fünf albenlange Comics, die aufgrund ihrer stilistischen Nähe zu Asterix heute als direkter Vorläufer gelten. Für kurze Zeit existierten beide Serien sogar noch parallel, bevor sich das Kreativduo dazu entschloss, Umpah-Pah nicht mehr fortzusetzen und sich stattdessen auf ihre wesentlich erfolgreichere Gallier-Reihe zu konzentrieren.

In vielerlei Hinsicht sind die Geschichten um Umpah-Pah, einem Indianer des Wascha-Wascha-Stammes, und dessen unfreiwilligen Kompagnon, den französischen Leutnant Hubert von Täne, ein früher Entwurf von dem, was Goscinny und Uderzo später in Asterix verarbeiteten. Ging die erste Idee noch in die Richtung, Umpah-Pah in einem Reservat mit den Tücken der Moderne zu konfrontieren, findet er sich bei Veröffentlichung der ersten Erzählung im 18. Jahrhundert wieder und erwehrt sich europäischer Kolonialisten.

Seite aus Umpah-Pah GesamtausgabeDer Kampf der Kleinen gegen fremde Besatzer, ein optisch ungleiches Heldenduo, die Haudrauf-Action, eine glücklose Piratenmannschaft und der feinsinnige Humor: Alles erinnert bereits stark an die nachfolgenden Alben von Asterix. Sogar einen Häuptling im Stile eines Miraculix gibt es.

Natürlich fehlte an der einen oder anderen Ecke noch der letzte Schliff. So richtig hatten Goscinny und Uderzo hier noch nicht das perfekte Rezept gefunden. Dass gerade die Plots und Dialoge noch Luft nach oben haben, sollte sich in der ähnlich gelagerten Serie Asterix schnell beweisen. Dennoch sind die fünf entstandenen Umpah-Pah-Comics wunderbare Zeugnisse der Zeit. Nicht nur, weil sie als Blaupause für Asterix herhalten können, sondern weil sie auch unabhängig davon viel Freude beim Lesen bereiten.

Die vorliegende Gesamtausgabe aus der Egmont Comic Collection ist im Prinzip eine leicht überarbeitete Neuauflage eines Komplettbandes, der vor einigen Jahren erschien. Neben einem neuem Cover gibt es einen neu verfassten, längeren redaktionellen Beitrag, der mit spannenden Zitaten gespickt ist, insgesamt aber einen etwas diffusen Eindruck macht. Zudem ist die achtseitige Originalversion von Umpah-Pah enthalten, wie sie ursprünglich für den US-amerikanischen Comicmarkt in Stripform konzipiert war. Das ist ein netter Bonus. Nur haben es die Cover der Einzelalben leider nicht zum Abdruck geschafft. Von einer Gesamtausgabe könnte man dies wohl erwarten. Den positiven Befund über fünf tolle Comicalben zu einem günstigen Preis schmälert das jedoch nicht.

 

Wertung: 8 von 10 Punkten

Inhaltlich gute Gesamtausgabe mit Schwächen in der Bearbeitung

 

Umpah-Pah Gesamtausgabe
Egmont Comic Collection, 2014
Text: René Goscinny
Zeichnungen: Albert Uderzo
Übersetzung: Eckart Sackmann, Horst Berner
192 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 25 Euro
ISBN: 978-3-7704-3776-4

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Abbildungen (Seite aus der frz. Originalausgabe: © Les Editions Albert René

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