Die Hüter des Lichts (Rise of the Guardians), der neue 3D-Animationsfilm von Dreamworks, läuft derzeit in den deutschen Kinos. Der Weihnachtsmann, die Zahnfee, der Sandmann und der Osterhase sind die Hüter des Lichts, die für ihr Team etwas mehr Ökologie und mehr Nähe zur jungen Zielgruppe suchen und somit dem jugendlich-fröhlichen Jack Frost die Chance geben, ein vollwertiges Mitglied zu werden. Der Film basiert auf der Kinderbuchreihe The Guardians of Childhood von William Joyce, der auch aus dem Trickfilmbranche kommt und mit The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore dieses Jahr den Oscar für den besten animierten Kurzfilm gewonnen hat.
Für das Produktionsdesign des Films ist der aus Wiesbaden stammende Patrick Hanenberger zuständig. Stefan Svik sprach mit ihm am Telefon über den Film, den Arbeitsalltag bei Dreamworks und die Wichtigkeit der kindllichen Fantasie.
Comicgate: Wer waren als Kind Deine persönlichen Hüter des Lichts?
Patrick Hanenberger: Wow, das ist eine tolle Frage (lacht), das ist super. Meine Hüter des Lichts waren früher auch Fabelwesen. Ich hatte eine unheimlich reiche Fantasie und wir haben sehr viel Freizeit in Bayern in den Bergen verbracht, da bin ich auch gerade im Moment. Wolpertinger, Krampus und wie sie alle heissen, diese ganzen europäischen Fabelwesen waren für mich immer eine riesige, riesige Inspiration, eine Fantasiewelt, an die ich als Kind auch geglaubt habe. Ich habe auch an den Osterhasen geglaubt und an den Weihnachtsmann. Das waren für mich Figuren, die man im Wald gesehen hat und bei denen man sich vorgestellt hat, dass sie existieren.
Wie bewahrst Du Dir als Erwachsener die Neugier und Zuversicht eines Kindes?
Ich denke, es liegt sehr daran, dass man die Welt mit offenen Augen sieht und alles irgendwie für möglich hält. Ich bin ein sehr weltoffener Mensch, ich reise unheimlich viel, ich gucke mir unheimlich gerne Dinge an. Oft laufe ich einfach nur stundenlang mit einer Videokamera durch die Gegend und nehme visuelle Eindrücke auf. Ich glaube das hängt damit zusammen, dass ich einfach neugierig bin. Und wenn man so eine Neugier immer beibehält, dann hat man auch ein wenig einen kindlichen Blick auf die Welt. Nicht alles als Fakt abstempeln und nicht alles so hinnehmen, wie es ist, sondern Dinge hinterfragen und sich auf viele, fremde Kulturen einlassen, über die man noch nichts weiß. Als konkretes Beispiel: Ich bin vor drei Jahren nach Indien geflogen, für einen Monat, ohne einen Plan zu haben. Einfach nur ein Flugticket gekauft und mit dem Rucksack das Land bereist. Ich kannte dort niemanden, hatte keine konkreten Ziele, gar nichts. Solche Reisen geben mir immer wieder neue Inspiration und öffnen mir die Augen.
Ich hätte jetzt noch einige Fragen zum Inhalt des Films, aber vielleicht ist das nicht passend, weil Du der Produktionsdesigner bist und nicht der Regisseur oder Drehbuchautor. Was genau sind die Aufgaben eines Produktionsdesigners und hast Du überhaupt Einfluss auf die Geschichte oder ausschließlich auf den Look des Films?
Als Produktionsdesigner ist man für den kompletten Look des Films verantwortlich. Und man sagt immer „the look and feel of the movie“ [das Aussehen und die Stimmung des Films, Anm. d. Red.]. Der Look überschneidet sich oft mit der Story, zum Beispiel kann man eine Szene, die lustig ist, sehr gruselig aussehen lassen oder auch genau andersherum, etwas Gruseliges lustig darstellen. Ich arbeite mit dem gesamten Team zusammen, mit dem Art Department, mit dem Camera Department, mit dem Model Department, mit dem Texturen-Department, mit den Beleuchtern und so weiter. Dann stelle ich die Vision des Films für den Regisseur zusammen und bin dafür verantwortlich, dass das Ergebnis schön aussieht. Das geht von der Konzeptionsphase bis hin zum Rendering und Lighting. Die Story kann ich nicht in dem Sinne mitgestalten, dass ich etwa das Drehbuch ändern könnte, aber man kann ja viele Dinge inspirieren, zum Beispiel kommt der Schreiber oder der Head of Story zu mir und bittet mich darum, für eine geplante Szene in einem Palast etwas zu zeichnen, damit diese Zeichnung, die ich mir ohne genauere Vorgaben ausdenke, wiederum die Autoren für eine Geschichte inspirieren kann. Und so ist das dann ganz oft. Wir arbeiten sehr eng mit den Autoren zusammen und entwerfen immer wieder Welten, die dann die Schreiber beeinflussen.
Du wurdest in Australien geboren, bist in Wiesbaden aufgewachsen, hast an der University of Michigan Industriedesign studiert, bist dann nach Los Angeles gezogen und hast in Pasadena Entertainment Design am Art Center College of Design belegt. Anschließend folgte ein Praktikum bei Pixar und dann kamst Du zu Dreamworks.
Ja, das ist alles richtig.
Was kann man dazu noch ergänzen? Wie bist Du an den Job bei Dreamworks gekommen?
Durch mein Praktikum bei Pixar habe ich mich quasi in die Trickfilmbranche verliebt. Ich fand es toll, dass man bei Trickfilmen alles zu 100 % komplett entwerfen und am Computer zeichnen muss. Darin habe ich ein unheimliches Potenzial gesehen, in diese Industrie einzutauchen. An den Dreamworks-Job bin ich durch meinen damaligen Lehrer und Mentor namens Christian Schellewald, der inzwischen ein guter Freund von mir ist, gekommen. Ich habe viel mit ihm gearbeitet und von ihm gelernt, weil ich seine Arbeiten so toll fand. Ich hatte in dem Jahr nach dem Studium mehrere freiberufliche Jobs angenommen, etwa Spielzeug entworfen für Lego und Hot Wheels, Storyboards für Werbefilme entworfen und auch ein wenig für Roland Emmerich gearbeitet. Bei Dreamworks ergab sich dann eine offene Stelle, auf die ich mich beworben habe. Eingestellt wurde ich als Junior-Zeichner für den Film Ab durch die Hecke und dann habe ich mich bei jedem Film eine Stufe weiter hochgearbeitet.
Ich stelle mir das Arbeiten bei Dreamworks SKG (Spielberg, Katzenberg, Geffen) jetzt mal ganz naiv so vor: Als Riesenfan von Kurt Cobain würde ich wahrscheinlich ständig ins Büro von David Geffen laufen und ihn befragen oder mit Steven Spielberg über seine Filme plaudern wollen. Das ist wahrscheinlich kaum der tatsächliche Arbeitsalltag. Wie sieht denn die Realität aus?
(lacht) Der Alltag bei Dreamworks ist zum einen ganz anders als man sich das so vorstellt, zum anderen aber sogar noch viel mehr als man es sich vorstellt. Ab und zu sieht man zum Beispiel Steven Spielberg über den Campus laufen, dann trinkt er einen Kaffee mit Jeffrey Katzenberg und unterhält sich mit ihm. Oder man geht in einen Konferenzraum und dann sitzen die Schauspieler da. Das ist schon ganz so, wie man sich das vorstellt. Der Alltag bei einem Animationsfilm ist, dass man einen Schreibtischjob hat. Man sitzt den ganzen Tag am Rechner und arbeitet auch richtig viel. Ein Job in der Animation bedeutet ganz traditionell den ganzen Tag am Computer sitzen und zeichnen. Aber auf dem Campus sieht man dann schon auch etwas von diesem Hollywood-Leben.
Du sitzt also im Filmstudio, oder hast Du ein Home Office?
Ich habe ein Büro bei mir Zuhause, von dort aus arbeite ich an Freelance-Jobs, aber mein Hauptsitz ist bei Dreamworks, da habe ich mein Büro. Dort ist es eine Art Campus, das muss man sich vorstellen wie eine kleine Universität. Dort gibt es verschiedene Gebäude mit den jeweiligen Abteilungen. In der Mitte ist ein offener Platz mit einer Cafeteria. Als Produktionsdesigner sitze ich meist vor meinen Computer, aber ich muss natürlich auch mit den verschiedenen Abteilungen zusammenarbeiten und gehe dann oft von Büro zu Büro und gucke mir die Sachen dann alle an, an denen die Leute arbeiten.
Sind Stift und Papier überhaupt noch ein Thema für Dich oder entsteht alles am Computer?
Die ganz grobe Ideenentwicklung, ganz frühe Storyboards und Concept Art entstehen noch traditionell, etwa wenn man bei einem Meeting vor sich hin kritzelt. Aber sobald man Arbeiten erstellen muss, die andere weiterbenutzen müssen, etwa für Modelle, wird das komplett am Rechner gemacht. Ich nenne das trotzdem immer digitale Handarbeit, denn man stellt sich das oft so vor: Man zeichnet etwas, scannt es ein und dann geschieht alles automatisch. Das ist aber nicht so. Wenn man mit Photoshop ein Bild malt, muss man ja trotzdem die Farben auswählen und alles per Hand zeichnen. Man hat nur mehr Möglichkeiten und man kann viel schneller zeichnen. Und genau so ist es bei der Animation. Die Figuren werden alle per Hand animiert, per „key frame animation“. Dafür benutzt man superschnelle Computerprogramme, aber der Mensch behält zu 100 % die Kontrolle darüber, was der Computer herstellt. Der Prozess ist zu 90 % digital, aber wie gesagt ich nenne das digitale Handarbeit, weil man bis zum Schluss jeden Pixel airbrushen und verändern kann.
Ich fand an dem Film sehr bemerkenswert, dass bei einem vermeintlichen Weihnachtsfilm, so vehement darauf hingewiesen wurde (von der Figur des Osterhasen), dass Weihnachten gut und schön ist, aber dass Ostern das deutlich wichtigere Fest ist.
(lacht)
Ich finde, dass im Film gar nicht so sehr Weihnachten im Mittelpunkt steht, sondern es vor allem auch um die Filmemacher selbst geht, etwa wenn der Weihnachtsmann daran erinnert, dass man nicht den Kontakt zur Welt der Kinder verlieren soll. Außerdem gibt es im Film auch eine Hommage an Steven Spielbergs Jurassic Park. Sind Spielberg und Dreamworks auch Hüter des Lichts und ist es ein Film über sie selbst und ihre Arbeit?
Eigentlich nicht. Steven Spielberg ist natürlich immer eine Rieseninspiration. Da er auch einer der Mitgründer von Dreamworks war, ist seine Stimme auch immer etwas vertreten in den Filmen. Aber das hast Du schon ganz richtig erkannt. Wir wollten da einige Dinge anders machen bei dem Film. Freut mich, dass Du das jetzt so gesagt hast. Wir wollten einen Denkanstoß geben, was diese ganzen Feste eigentlich bedeuten und dass man den Bezug zu den Kindern immer mehr verliert. Gerade Weihnachten wird immer kommerzieller. Es geht immer mehr darum, Handys zu verkaufen. Der Weihnachtsmann in Deutschland ist inzwischen auch amerikanisch und heisst jetzt Santa Claus und bei mir war es früher immer noch Knecht Ruprecht und der Nikolaus. Wir wollten schon ganz gezielt Leute daran erinnern, ohne erhobenen Zeigefinger, dass es bei diesen Festen um Kinder, um Träume und um Menschlichkeit geht.
Kann man dieses Hineininterpretieren auch übertreiben? Mich erinnert die Anfangssequenz mit Jack Frost im Wasser an den Schluss aus Das Bourne Ultimatum und der Schwarze Mann sieht aus wie der Teufel aus Pans Labyrinth. Musst Du über solche Deutungen eher schmunzeln oder bist Du sogar enttäuscht, wenn solche Details übersehen werden?
Ich glaube solche Dinge arbeiten sich ganz unterbewusst hinein. Wir übernehmen nicht gezielt diese Szene von dort und setzen dieses Element an jener Stelle ein. „Diese Szene war erfolgreich, also setzen wir sie auch ein“, so ist das nicht. Man ist ja irgendwo auch noch Künstler und muss aus seinem Bauchgefühl heraus arbeiten. Natürlich hat man bei bestimmten Figuren auch schon Eindrücke im Kopf, die man früher aufgenommen hat. Aber wir verwenden die Bilder, die passen und sich richtig anfühlen. Wenn es solche Bilder schon mal gab, dann sind das Zufälle. Wir überanalysieren das nicht. Alles ist schon mal da gewesen, das ist einfach so. Man sagt, es gibt überhaupt nur vier oder fünf verschiedene Geschichten seit den griechischen Mythen und seitdem wiederholt sich immer alles irgendwie (lacht).
Der Film basiert auf der Buchreihe Guardians of Childhood. Waren die Illustrationen aus den Büchern eine wichtige Orientierung oder auch kreativ einengend?
Gute Frage. Die Bücher sind entstanden, während wir den Film gemacht haben. Bill Joyce, der Autor der Bücher, war einer der Executive Producers des Films und er sollte eigentlich auch mit Regie führen, musste aber aufgrund familiärer Gründe davon Abstand nehmen. Die Inspiration für die Bücher war die Frage seiner Tochter an Joyce, ob sich die Zahnfee und der Osterhase wohl kennen? Das war vor 20 Jahren. Er hat dann lange an dieser Idee gearbeitet und sie Dreamworks angeboten, die daraufhin beschlossen, daraus einen Film zu machen. Und so entstanden die Bücher eigentlich erst simultan zum Film in den letzten fünf Jahren. Ich habe sehr eng mit Joyce zusammengearbeitet, mittels Videokonferenzen und er war auch oft im Studio. Wir haben uns immer abgesprochen, damit die Designs immer noch in die gleiche Welt passen. Wir wollten den Look nicht 1:1 aus den Büchern übernehmen, weil das zum einen technisch schwierig gewesen wäre, da in den Zeichnungen so viele Details enthalten sind. Wir mussten das etwas einfacher machen und konnten nicht eine zehn Meter große Figur mit Felllappen durch eine Wand laufen lassen. Die Details mussten etwas reduziert werden. Trotzdem ist der Film für einen Animationsfilm immer noch sehr detailliert und reich an Texturen, dafür waren die Bücher für mich eine wichtige Quelle. Der Sandmann etwa sieht im Buch genau so aus wie im Film, wobei wir den Sandmann sogar zuerst im Film entworfen hatten, bevor er im Buch auftauchte. Die Zahnfee wiederum haben wir ganz anders gestaltet als in den Büchern.
Eine wichtige Aussage des Films ist für mich, dass man von anderen (älteren Kindern, aber auch von Jugendlichen und Erwachsenen) als etwas naiv und dumm angesehen wird, wenn man weiterhin bedingungslos an das Gute, an den Weihnachtsmann, Superman oder andere Figuren glaubt. Wenn man älter wird, erscheinen die Schurken und das Böse interessanter und cooler als die strahlenden Helden. Ist das auch ein Grund, warum der Weihnachtsmann im Film als cooler, tätowierter Russe dargestellt wird, damit die Guten nicht zu lahm wirken?
Das ist bestimmt einer der Gründe. Unser Ziel war es, wenn wir die Glaubenszeit bei den Kindern um ein Jahr verlängern können, dann haben wir etwas Gutes erreicht. Das war uns ganz wichtig. Es geht nicht um Lügen, sondern darum, dass wir dieses Alter, so ab 6 Jahren, wenn der Glauben etwas zurückgeht, noch etwas verlängern können, das wäre doch toll. Beim Look der Figuren ging es eher darum, dass jeder von ihnen menschliche Werte verteidigt: der Weihnachtsmann steht für Wonder (Staunen), die Zahnfee ist Memory (Erinnerungen), der Sandmann Dreams (Träume), Jack Frost steht für Fun (Freude) und der Osterhase ist Hope (Hoffnung). Wir haben uns diese Werte in unseren Büros aufgehängt. Wenn diese Werte nun wichtig sind und wir sie verteidigen wollen, dann müssen wir die Wächter als Kämpfer und Superhelden darstellen. Es ging also nicht darum, sie oberflächlich cool und kantig zu gestalten, sondern zu zeigen, dass auf der Welt ein Krieg tobt, und dass Angst die Welt beherrschen will. Durch die gewisse Härte der Figuren wollten wir verhindern, dass es zu sehr in Richtung Komödie geht statt eines Fantasiefilms. Ganz wichtig war uns, den Kampf zwischen dem Guten, das uns zu Menschen macht (Bewunderung, Träume, Erinnerungen, Hoffnung) gegen das Böse (Angst und Schrecken) so sanft wie möglich erzählen, dennoch mussten wir diese Figuren als Warriors darstellen. Tatsächlich waren die historischen Vorlagen für St. Nikolaus auch immer recht kämpferisch. Da war schon viel Gewalt in dem historischen Kontext, in dem diese Figuren entstanden sind. Es ist wirklich interessant in diesen Mythen nachzulesen, warum diese Figuren überhaupt entstanden sind.
Film ist ein sehr kostspieliges Medium. Gibt es permanent Testvorführungen, um zu sehen welcher Gag ankommt und ändert man dann laufend das Konzept?
Das Konzept bleibt bestehen. Der Kern, also hier der Kampf Gut gegen Böse wird beibehalten, aber natürlich gibt es viele Testscreenings, um den Film quasi zu proben. Wir haben zehn Generalproben, bis der Film ins Kino kommt. Das Studio gibt das vor und wir sehen dann: Das ist zu gruselig, das ist zu lustig, das kommt gut an. Aber das ist eher ein Feintuning. Wenn der Film nun beim Test komplett durchfällt, dreht man ihn nicht nochmal komplett neu. Man muss schon vorher ein gutes Konzept haben. Die Testvorführungen sind eine Chance, den Film zu verbessern, aber die eingeschlagene Richtung wird beibehalten.
3D ist ein großer Trend. Wird überhaupt noch geprüft, ob und wann 3D sinnvoll ist oder ist es einfach ohnehin ein Muss?
Jeffrey Katzenberg ist ein sehr großer Fan von 3D! Und Dreamworks hat das größte 3D-Studio, das es überhaupt gibt. Mittlerweile wurden dort, glaube ich, zwölf Filme in 3D produziert. James Cameron hat zwei gemacht und danach kommt erst mal nichts. Katzenberg ist ein 3D-Fan und -Fürsprecher, er glaubt daran, dass 3D das Medium am Leben erhält. In Zeiten des Downloads und schwindender Kinobesucher muss sich die Filmindustrie Gedanken darüber machen, warum Menschen überhaupt ins Kino gehen wollen. Das Erlebnis, auf einer Riesenleinwand einen IMAX-Film in 3D zu sehen, kann man zu Hause nicht nachstellen. Dreamworks dreht jeden Film von vornherein in 3D, so dass sie dann auch gut aussehen in 3D. Wir bemühen uns immer, den Zuschauern im Kino etwas zu bieten, das sie daheim nicht haben können.
Mir kommt es so vor, dass etwa beim ersten 3D-Film seit der Renaissance dieser Technik, bei Avatar 2009, noch einige Feinabstimmung fehlte, mir wurde etwas übel und ich hatte Kopfschmerzen, was ich bei anderen Filmen nicht mehr hatte. Enttäuschend waren dann auch einige nachträglich für 3D konvertierte 2D-Filme. Ist die Technik besser geworden?
Der erste 3D-Film war übrigens Monsters vs. Aliens, ein Dreamworks-Film von 2009, das ist mir ganz wichtig, weil ich daran mitgearbeitet habe (lacht). 3D wird technisch verbessert. Ein Film, der gleich mit 3D-Kameras gedreht wird wie Der Hobbit, ist dann natürlich technisch besser abgestimmt als etwa Alice im Wunderland. Es kommt natürlich auch auf das Equipment an und ob der Projektor richtig eingestellt ist. Das ist ein sehr fragiles Medium.
Woran würdest Du abseits von Filmen und Deinem Lehrauftrag gerne noch arbeiten?
Ich arbeite nebenbei an einigen Projekten, etwa gemeinsam mit meinem Freund Christian Schellewald an Die Kolonie, einem Buch über eine Science-Fiction-Welt, die wir uns ausgedacht haben. In meiner Freizeit denke ich mir gerne fremde Welten aus, schreibe dafür Kurzgeschichten und zeichne sie. An anderen Projekten arbeite ich gemeinsam mit meiner Frau, die auch Designerin ist, momentan sind es neun Projekte. Nächstes Jahr planen wir ein freies Jahr, um Zeit dafür zu haben, denn dafür braucht man doch viel Zeit.
Hast Du einen Bezug zu Comics?
Als Kind war das meine Inspirationsquelle Nummer 1. Du wirst lachen, was ich gelesen habe, ich war unheimlicher Fan von Lucky Luke. Ich habe gerne Clever & Smart gelesen, Garfield, Ottifanten, später dann Die Sturmtruppen und Werner. Das ist dann leider etwas weggegangen. Als Teenager ist das ein wenig verschwunden. Warum, weiß ich auch nicht. Aber ich versuche inzwischen wieder, so langsam in diese Weile einzusteigen. Ich bin jetzt wieder totaler Novize, aber ich gehe jedes Jahr auf die Comic Con und gucke mir die ganzen Sache dort an. Ich bin schon noch Fan. Ich versuche Kontakt zu Ibáñez herzustellen, der in Spanien lebt. Comic ist ein tolles Medium. Für unser Buch Die Kolonie arbeiten wir gerade an einer Umsetzung als Comic. Also vielleicht melde ich mich dann nochmal, wenn wir was zu zeigen haben (lacht).
Stichwort Lucky Luke. Das ist in den USA vielleicht ein weniger bekanntes Phänomen als in Deutschland oder Frankreich.
Richtig.
Kannst Du als einzelner Mitarbeiter in so einem großen Unternehmen wie Dreamworks denn solche Einflüsse, also etwa europäische Funnies, einbringen? Gibt es viele Deutsche bei Dreamworks?
Dreamworks ist ein sehr internationales Unternehmen. Es gibt sehr viele Franzosen, Deutsche nicht so viele. Sehr viele Koreaner. Die meisten sind Kanadier, Engländer und Franzosen. Man kann immer eine individuelle Note mit einbringen, das hängt immer davon ab, wie sehr man am kreativen Prozess beteiligt ist. Bei mir war es so, dass ich sehr viel einbringen konnte als Produktionsdesigner. Es ist sehr international und es macht unheimlich viel Spaß, dort zu arbeiten.
Vielen Dank für das Gespräch und frohe Weihnachten!
Patrick Hanenberger
Dreamworks Animation
Die Hüter des Lichts
Abbildungen: © Dreamworks Animation,
Foto: PR