Da kommt Nostalgie auf. Sonntag (oder war es Samstag?) nachmittags RTL einschalten und Jagdflugzeugen zusehen, wie sie abstürzen, aufeinander schießen, Treibstoff verlieren und brennen. Wer noch mit TV-Serien wie Pazifikgeschwader 214 (1989 bis 1992) aufgewachsen ist, kann vielleicht die Faszination für Jagdflieger nachempfinden. Wenn man nicht gerade selbst Pilot ist und keine Lust auf alte TV-Klamotten hat, kann man auch auf Comics zurückgreifen.
Jagdfliegercomics, die während des Zweiten Weltkriegs spielen, stehen unmittelbar in der Tradition von franko-belgischen Klassikern wie Die Abenteuer von Tanguy und Laverdure (Gesammelte Ausgaben: Ehapa Comic Collection) von Jean-Michel Charlier und Albert Uderzo oder Biggles (comicplus+) von Bergèse und Johns beziehungsweise Loutte, Oleffe und Johns. Da Biggles sehr gut gelaufen ist, hat der Verlag Sackmann und Hörndl nach Abschluss der Serie nach einem Ersatz Ausschau gehalten und hat sich schließlich auf The Flying Tigers geeinigt.
Nolane, der Autor von The Flying Tigers, ist bis auf Beiträge für Schwermetall (Volksverlag/Alpha), hierzulande noch nicht weiter aufgefallen. Und der Zeichner Félix Molinari macht da keine Ausnahme. Er ist hierzulande gänzlich unbekannt. Nun hat sich das 2009 mit dem ersten Band von The Flying Tigers „Bomben auf Rangoon“ geändert.
Die Serie dreht sich um eine Gruppe von amerikanischen Jagdfliegern, die sich im Zweiten Weltkrieg dazu entschlossen hat, auf Seiten der Chinesen gegen Japan zu kämpfen: The Flying Tigers. Der zweite Band „Operation Tschiang“ setzt zeitlich im Dezember 1941 an. Im letzten Augenblick gelingt es einer Passagiermaschine noch die japanische Blockade zu durchbrechen. Sie kann gerade noch auf dem Flughafen von Singapur notlanden. Das Flugzeug beförderte einen mysteriösen Mann, der vorgibt, ein naher Verwandter eines chinesischen Heerführers zu sein. Außerdem behauptet er, dass die beiden beladenen Truhen geheime Dokumente enthalten, die auf der Stelle nach China transportiert werden müssen. Scott Cannon von den Flying Tigers meldet sich freiwillig für dieses Himmelfahrtskommando.
Text, Dialoge und Zeichnung sind klassisch franko-belgisch angelegt. Trotzdem wirken einzelne Einstellungen über die Maßen dramatisiert. Bei den jeweiligen Flugzeugtypen haben die Autoren augenfällig akribische Recherche betrieben und kein Detail ausgespart. Jagdflugzeug-Fans kommen also voll auf ihre Kosten. Das Verhältnis von Flug- und Bodenszenen hält sich die Waagschale.
„Operation Tschiang“ bietet jede Menge Kampfszenen in und unter der Luft sowie militärisch-strategische Einblicke in ein Flugzeuggeschwader. Die Serie beruht übrigens auf der gleichnamigen authentischen Jagdflieger-Truppe. The Flying Tigers ist gelungene Genre-Kost, die dem Kenner und Liebhaber vielleicht gefällt, aber anderen wahrscheinlich zu viel (Flugzeug) oder zu wenig (Handlung) bietet.
Wertung:
Nur für eingefleischte Freunde von Jagdflieger-Comics und verhinderte Piloten
The Flying Tigers 2 – Operation Tschlang
comicplus+, Dezember 2009
Text: Richard D. Nolane
Zeichnungen: Felix Molinari
48 Seiten, farbig, Softcover
Preis: 13 Euro
ISBN: 978-3894741976
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: comicplus+