Diesmal mit dabei: Didi & Stulle #4: Endstation Mars, Aspen #1, Katze, Fats Waller, Spider-Man und die neuen Rächer #1, acht, neun, zehn, Fables Vol.1: Legends In Exile, Spring #1+2, Fell #1 und Berlin 2323.
Besprochen von Frauke Pfeiffer (fp), Benjamin Vogt (bv) und Thomas Kögel (tk).
DIDI UND STULLE #4: ENDSTATION MARS
Reprodukt
Gott geht zusammen mit dem Teufel auf einen LSD-Trip. Didi und Stulle fahren mit einem fliegenden Big-Brother-Container zum Mars und werden im All von Alienpiraten gekidnappt. Und Stulles geklonter Bruder erwacht nach hundert Jahren im Kühlschrank in einem atomar zerstörten Berlin und trifft dort auf den als Tod verkleideten Michael Jackson. Da soll noch einer sagen, Comics seien unrealistisch!
Fils schräge, fast durchgehend in Berliner Dialekt geschriebene Stories sind wahrscheinlich das Abgefahrenste, aber ganz sicher das Lustigste, was ich in diesem Jahr gelesen habe. Ein Glück, dass der Stoff nicht nur in der Berliner „zitty“, sondern nach längerer Pause auch wieder als Sammelband bei Reprodukt erscheint und damit republikweit verfügbar ist. Zugegeben, Fils Humor ist nicht ganz massenkompatibel und wird nicht jedem gefallen, aber wie sagt Stulle so schön: „Ach muss man denn imma allet faschtehn?“ tk
Gott geht zusammen mit dem Teufel auf einen LSD-Trip. Didi und Stulle fahren mit einem fliegenden Big-Brother-Container zum Mars und werden im All von Alienpiraten gekidnappt. Und Stulles geklonter Bruder erwacht nach hundert Jahren im Kühlschrank in einem atomar zerstörten Berlin und trifft dort auf den als Tod verkleideten Michael Jackson. Da soll noch einer sagen, Comics seien unrealistisch!
Fils schräge, fast durchgehend in Berliner Dialekt geschriebene Stories sind wahrscheinlich das Abgefahrenste, aber ganz sicher das Lustigste, was ich in diesem Jahr gelesen habe. Ein Glück, dass der Stoff nicht nur in der Berliner „zitty“, sondern nach längerer Pause auch wieder als Sammelband bei Reprodukt erscheint und damit republikweit verfügbar ist. Zugegeben, Fils Humor ist nicht ganz massenkompatibel und wird nicht jedem gefallen, aber wie sagt Stulle so schön: „Ach muss man denn imma allet faschtehn?“ tk
ASPEN #1
Infinity
Aspen, die hübsche Meeresbiologin mit der speziellen Verbindung zum Unterwasservolk „Die Blauen“ ist wieder zurück. Wusste sie zuvor bereits in der ebenfalls von Michael Turner gestalteten Serie „Fathom“ zu überzeugen, so wirkt auch ihr Auftreten in ihrer „persönlichen“ Reihe sehr imposant. In Heft 1, das nicht wie „Fathom“ bei Top Cow, sondern in Turners neuem Eigenverlag erschien, geben sich die eindrucksvollen Wasserszenen die Klinke in die Hand. Wunderschöne Meereswesen, hohe Wellen, hübsche Frauen. „Aspen“ hat grafisch einiges zu bieten. Michael Turner, dessen Einheitsgesichter ihm hier verziehen seien, hat mit dieser neuen Produktion vor allem grafisch mit einem Facettenreichtum sondermaßen (geniales Farbenspiel) überzeugt. Inhaltlich passiert auf den wenigen Seiten des ersten Heftes noch nicht sehr viel. Aber mit der altbekannten Heldin, dem starken Zeichner und dem eigentlich ganz guten Autor Geoff Johns kann man sicherlich einiges erwarten. Und die neue Bedrohung kündigt sich auf den letzten Seiten ja schon mal an. Macht Lust auf mehr. bv
Infinity
Aspen, die hübsche Meeresbiologin mit der speziellen Verbindung zum Unterwasservolk „Die Blauen“ ist wieder zurück. Wusste sie zuvor bereits in der ebenfalls von Michael Turner gestalteten Serie „Fathom“ zu überzeugen, so wirkt auch ihr Auftreten in ihrer „persönlichen“ Reihe sehr imposant. In Heft 1, das nicht wie „Fathom“ bei Top Cow, sondern in Turners neuem Eigenverlag erschien, geben sich die eindrucksvollen Wasserszenen die Klinke in die Hand. Wunderschöne Meereswesen, hohe Wellen, hübsche Frauen. „Aspen“ hat grafisch einiges zu bieten. Michael Turner, dessen Einheitsgesichter ihm hier verziehen seien, hat mit dieser neuen Produktion vor allem grafisch mit einem Facettenreichtum sondermaßen (geniales Farbenspiel) überzeugt. Inhaltlich passiert auf den wenigen Seiten des ersten Heftes noch nicht sehr viel. Aber mit der altbekannten Heldin, dem starken Zeichner und dem eigentlich ganz guten Autor Geoff Johns kann man sicherlich einiges erwarten. Und die neue Bedrohung kündigt sich auf den letzten Seiten ja schon mal an. Macht Lust auf mehr. bv
KATZE – LEICHT RUMZUKRIEGEN, SCHWER LOSZUWERDEN
Schwarzer Turm
„Katze“ ist die Band von Klaus Cornfield, der auch Comics zeichnet. Beides vereint er in seinen Comicstrips zur Band „Katze“, die im Musikmagazin „Intro“ erscheinen und nun gesammelt von Schwarzer Turm in einem Piccolo herausgegeben werden. Die Strips erzählen meist von den Widrigkeiten und Eigenheiten einer aus zwei Katern und einer Katze bestehenden Band und das ziemlich durchwachsen von witzig über skurril bis banal. Dazu tun Magenta, äh, Pink meine ich, und Votka mit „t“ meinen Augen weh (und ja! das reimt sich, wie ich gerade gemerkt habe), so dass mich die Sammlung nicht komplett überzeugen konnte, sie bedingungslos in mein Herz zu schließen. Trotzdem: für Musiker mit Gruppendynamikerfahrungen und probengequälte Bands eine recht amüsante, kurzweilige Lektüre, in der sie sich vermutlich oft wiedererkennen werden.
Die Website der realen Band: www.katze-rock.de fp
Schwarzer Turm
„Katze“ ist die Band von Klaus Cornfield, der auch Comics zeichnet. Beides vereint er in seinen Comicstrips zur Band „Katze“, die im Musikmagazin „Intro“ erscheinen und nun gesammelt von Schwarzer Turm in einem Piccolo herausgegeben werden. Die Strips erzählen meist von den Widrigkeiten und Eigenheiten einer aus zwei Katern und einer Katze bestehenden Band und das ziemlich durchwachsen von witzig über skurril bis banal. Dazu tun Magenta, äh, Pink meine ich, und Votka mit „t“ meinen Augen weh (und ja! das reimt sich, wie ich gerade gemerkt habe), so dass mich die Sammlung nicht komplett überzeugen konnte, sie bedingungslos in mein Herz zu schließen. Trotzdem: für Musiker mit Gruppendynamikerfahrungen und probengequälte Bands eine recht amüsante, kurzweilige Lektüre, in der sie sich vermutlich oft wiedererkennen werden.
Die Website der realen Band: www.katze-rock.de fp
KATZE – LEICHT RUMZUKRIEGEN, SCHWER LOSZUWERDEN
Schwarzer Turm
Klaus Cornfields neue Band „Katze“ gibt’s nicht nur auf CD und auf der Bühne, sondern auch als Comic, denn die Band (dargestellt als süße Miezekätzchen) ist auch Hauptdarsteller einer Stripserie. Cornfields bisherige Comics schwankten zwischen niedlich („Foufou und Ha-Ha“) und derb („Kranke Comics“) – die Katze setzt sich genau in die Mitte: niedliche Figuren mit rotziger Punkrock-Attitüde. Die kleinen Episoden erzählen davon, wie das so ist mit einer Band. Tourneestress, Studiosessions und die Frage, wo der Drummer seinen Pinüpel gelassen hat. Hier wird fröhlich und unverkrampft mit den Klischees von Sex & Drugs & Rock’n’Roll gespielt.
Formal halten sich die Comics (schwarzweiss mit kleinen rosa Farbtupfern) an die klassischen Zeitungsstrips: drei Panels, wobei es am Schluss nicht zwingend immer eine Pointe geben muss. Gesammelt werden die ersten 29 Strips in einem hübschen kleinen Piccolo-Heftchen, das am Merchandisestand auf der Katze-Tour sicher ein Bestseller wird. tk
Schwarzer Turm
Klaus Cornfields neue Band „Katze“ gibt’s nicht nur auf CD und auf der Bühne, sondern auch als Comic, denn die Band (dargestellt als süße Miezekätzchen) ist auch Hauptdarsteller einer Stripserie. Cornfields bisherige Comics schwankten zwischen niedlich („Foufou und Ha-Ha“) und derb („Kranke Comics“) – die Katze setzt sich genau in die Mitte: niedliche Figuren mit rotziger Punkrock-Attitüde. Die kleinen Episoden erzählen davon, wie das so ist mit einer Band. Tourneestress, Studiosessions und die Frage, wo der Drummer seinen Pinüpel gelassen hat. Hier wird fröhlich und unverkrampft mit den Klischees von Sex & Drugs & Rock’n’Roll gespielt.
Formal halten sich die Comics (schwarzweiss mit kleinen rosa Farbtupfern) an die klassischen Zeitungsstrips: drei Panels, wobei es am Schluss nicht zwingend immer eine Pointe geben muss. Gesammelt werden die ersten 29 Strips in einem hübschen kleinen Piccolo-Heftchen, das am Merchandisestand auf der Katze-Tour sicher ein Bestseller wird. tk
FATS WALLER
Avant-Verlag
Erzählt wird die Lebensgeschichte des legendären Jazz-Komponisten Thomas „Fats“ Waller. Wir sehen einen zur damaligen Zeit von allen Seiten hoch gelobten, genialen Musiker, dessen Kreativität aber immer wieder von der finanziellen Not und dem Hang zum Alkohol abhängig war. Teilweise entstanden dadurch auch gezwungenermaßen erst viele der geliebten Songs (Waller war durch den Druck sehr fleißig), andererseits machte das den stämmigen Amerikaner aber auch zu einer unglücklichen Figur. Der italienische Künstler Igort („5 ist die perfekte Zahl“) bringt beim Avant-Verlag schon sein zweites dickes Album, auf feinsten kartonierten Seiten gedruckt, unter. Und auch dieser, nach einem Szenario des argentinischen Autors Carlos Sampayo gestaltete Comic wirkt unglaublich gut. Der Wind der späten 30er Jahre weht durch ihn. „Fats Waller“ bleibt bei weitem nicht bei den rein biografischen Elementen, vielmehr fängt er die Stimmung einer ganzen Generation ein. Mit immer wieder eingeblendeten Nebenschauplätzen (Faschismus in Deutschland und Österreich, Bürgerkrieg in Spanien) wirkt die Gesamtgeschichte auf den ersten Blick bruchstückhaft. Was sie zusammenhält, ist der Hauch von Jazzmusik, der fast rhythmische Szenenwechsel, das Leben von Fats Waller, von Igort und Sampayo in eine melodische Comic-Platte gepresst. Nicht umsonst wurden die beiden Kapitel mit Side A und Side B betitelt. Herrliches 30er-Jahre-Feeling mit äußerst interessantem historischen Hintergrund, stilvoll gezeichnet. bv
Avant-Verlag
Erzählt wird die Lebensgeschichte des legendären Jazz-Komponisten Thomas „Fats“ Waller. Wir sehen einen zur damaligen Zeit von allen Seiten hoch gelobten, genialen Musiker, dessen Kreativität aber immer wieder von der finanziellen Not und dem Hang zum Alkohol abhängig war. Teilweise entstanden dadurch auch gezwungenermaßen erst viele der geliebten Songs (Waller war durch den Druck sehr fleißig), andererseits machte das den stämmigen Amerikaner aber auch zu einer unglücklichen Figur. Der italienische Künstler Igort („5 ist die perfekte Zahl“) bringt beim Avant-Verlag schon sein zweites dickes Album, auf feinsten kartonierten Seiten gedruckt, unter. Und auch dieser, nach einem Szenario des argentinischen Autors Carlos Sampayo gestaltete Comic wirkt unglaublich gut. Der Wind der späten 30er Jahre weht durch ihn. „Fats Waller“ bleibt bei weitem nicht bei den rein biografischen Elementen, vielmehr fängt er die Stimmung einer ganzen Generation ein. Mit immer wieder eingeblendeten Nebenschauplätzen (Faschismus in Deutschland und Österreich, Bürgerkrieg in Spanien) wirkt die Gesamtgeschichte auf den ersten Blick bruchstückhaft. Was sie zusammenhält, ist der Hauch von Jazzmusik, der fast rhythmische Szenenwechsel, das Leben von Fats Waller, von Igort und Sampayo in eine melodische Comic-Platte gepresst. Nicht umsonst wurden die beiden Kapitel mit Side A und Side B betitelt. Herrliches 30er-Jahre-Feeling mit äußerst interessantem historischen Hintergrund, stilvoll gezeichnet. bv
SPIDER-MAN UND DIE NEUEN RÄCHER #1
Panini / Marvel Deutschland
Sperriger Titel, spektakulärer Inhalt? Naja, zumindest versuchen Brian Bendis und David Finch das Team der Ruhmreichen Rächer von einer ganz neuen Seite anzugehen. Leider wirken ihre ersten beiden Ausgaben der „New Avengers“ (so der Originaltitel der Serie) für mich zu künstlich. Bendis verliert sich bisweilen in Sensationsgelüsten. Das war schon beim vorangegangenen Event „Heldenfall“ so und wird auch in diesem Heft konsequent fortgesetzt. Besonders negativ fallen hierbei die recht sinnfreien Tode einiger Kostümierter, der obligatorische Massenauflauf der Schurken und die unnötige Düsternis in Finchs Zeichnungen auf. Letzteres soll wohl als deutliches Zeichen für den radikalen Schnitt innerhalb des einst so strahlenden Heldenteams gelten. Und unbestritten sind die neuen Rächer auch ganz amüsant zu lesen und bieten viele neue Ansätze. Trotzdem, was Bendis abliefert, ist grade für seine Verhältnisse einfach zu platt. Die neue Besetzung, ein kommerzielles All-Star-Team mit Spider-Man und Wolverine, außerdem Luke Cage. Und Daredevil ist zumindest in Teil 1 auch irgendwie vertreten. Wie könnte diese Reihe also kein Verkaufsgarant werden? So werden die Figuren aus den von Bendis selbst genial geschriebenen Reihen „Alias“ und „Daredevil“ in ein komplett undurchsichtiges Konstrukt aus Zwang und Effekthascherei geführt (was auch für Mainstream-Gegurke wie „Secret War“, „The Pulse“ und „Heldenfall“ gilt), aber was soll’s? Schlechter Bendis, solider Finch, kein überragendes, aber anschauliches Lesevergnügen. bv
Panini / Marvel Deutschland
Sperriger Titel, spektakulärer Inhalt? Naja, zumindest versuchen Brian Bendis und David Finch das Team der Ruhmreichen Rächer von einer ganz neuen Seite anzugehen. Leider wirken ihre ersten beiden Ausgaben der „New Avengers“ (so der Originaltitel der Serie) für mich zu künstlich. Bendis verliert sich bisweilen in Sensationsgelüsten. Das war schon beim vorangegangenen Event „Heldenfall“ so und wird auch in diesem Heft konsequent fortgesetzt. Besonders negativ fallen hierbei die recht sinnfreien Tode einiger Kostümierter, der obligatorische Massenauflauf der Schurken und die unnötige Düsternis in Finchs Zeichnungen auf. Letzteres soll wohl als deutliches Zeichen für den radikalen Schnitt innerhalb des einst so strahlenden Heldenteams gelten. Und unbestritten sind die neuen Rächer auch ganz amüsant zu lesen und bieten viele neue Ansätze. Trotzdem, was Bendis abliefert, ist grade für seine Verhältnisse einfach zu platt. Die neue Besetzung, ein kommerzielles All-Star-Team mit Spider-Man und Wolverine, außerdem Luke Cage. Und Daredevil ist zumindest in Teil 1 auch irgendwie vertreten. Wie könnte diese Reihe also kein Verkaufsgarant werden? So werden die Figuren aus den von Bendis selbst genial geschriebenen Reihen „Alias“ und „Daredevil“ in ein komplett undurchsichtiges Konstrukt aus Zwang und Effekthascherei geführt (was auch für Mainstream-Gegurke wie „Secret War“, „The Pulse“ und „Heldenfall“ gilt), aber was soll’s? Schlechter Bendis, solider Finch, kein überragendes, aber anschauliches Lesevergnügen. bv
ACHT, NEUN, ZEHN
Reprodukt
Es passiert nicht besonders viel in dieser Geschichte – aber genau darum geht es: Christoph hat Sommerferien, bevor er (zum zweiten Mal) in die zehnte Klasse kommt; und diese Zeit verläuft ziemlich langweilig. Selbst als er Miriam kennenlernt und sich die beiden näherkommen, bricht Christoph nie in Euphorie aus. Ein wenig schluffig sieht er aus, wie auf dem Cover, mit hängenden Schultern und Mundwinkeln. Sogar wenn er mal lächelt, muss man sehr genau hinsehen, um das zu erkennen. Parallel zu Christoph begleiten wir auch seine Mutter, deren Verhältnis zum Sohn nicht das beste ist, und die nach Jahren der Trennung Christophs Vater wiedersieht.
Arne Bellstorfs erster langer Comic ist eine Teenagergeschichte, die in sehr leisen Tönen vom Erwachsenwerden erzählt. Ohne pubertäre Witze, ohne Vergangenheitsverklärung, dafür mit einer guten Portion Melancholie und Tristesse. Trotzdem ist die Stimmung am Ende nicht so deprimierend wie z.B. bei Chris Ware (der unverkennbar zu Bellstorfs Vorbildern zählt). Die Schlussszene mit ihren kleinen, unscheinbaren Gesten ist schon fast eine Art Happy End. tk
Reprodukt
Es passiert nicht besonders viel in dieser Geschichte – aber genau darum geht es: Christoph hat Sommerferien, bevor er (zum zweiten Mal) in die zehnte Klasse kommt; und diese Zeit verläuft ziemlich langweilig. Selbst als er Miriam kennenlernt und sich die beiden näherkommen, bricht Christoph nie in Euphorie aus. Ein wenig schluffig sieht er aus, wie auf dem Cover, mit hängenden Schultern und Mundwinkeln. Sogar wenn er mal lächelt, muss man sehr genau hinsehen, um das zu erkennen. Parallel zu Christoph begleiten wir auch seine Mutter, deren Verhältnis zum Sohn nicht das beste ist, und die nach Jahren der Trennung Christophs Vater wiedersieht.
Arne Bellstorfs erster langer Comic ist eine Teenagergeschichte, die in sehr leisen Tönen vom Erwachsenwerden erzählt. Ohne pubertäre Witze, ohne Vergangenheitsverklärung, dafür mit einer guten Portion Melancholie und Tristesse. Trotzdem ist die Stimmung am Ende nicht so deprimierend wie z.B. bei Chris Ware (der unverkennbar zu Bellstorfs Vorbildern zählt). Die Schlussszene mit ihren kleinen, unscheinbaren Gesten ist schon fast eine Art Happy End. tk
FABLES VOL.1: LEGENDS IN EXILE (US-Ausgabe)
DC Comics/Vertigo
„Fables“ gehört zu jenen Serien, von denen ich eigentlich bisher nur Gutes gehört habe. Und da eine lange von mir erhoffte deutsche Umsetzung auch weit und breit nicht in Sicht ist, beschloss ich, mir doch endlich mal den ersten US-Sammelband zu ordern. Und ja, es hat sich gelohnt. Schon die erste Storyline zeigt die Richtung, in die die Serie geht, und schließlich versteht man dann auch, warum sie so gute Resonanz bekommt. „Fables“ beschäftigt sich mit dem „realen“ Leben aller Märchen-, Fabel- und Mythenwesen. Sie leben in einer Art selbst verwalteter, verdeckter Gemeinschaft in New York. Mit Snow White als Vorsteherin, die sich um die Belange der anderen Figuren kümmert und dem bösen Wolf (so böse wirkt er hier aber gar nicht) als Ermittler für innere Angelegenheiten. „Fables“ ist ein Riesenspaß, die Charaktere wirken weder süß noch lächerlich, sondern leben praktisch unbemerkt unter den Menschen. Mit dem ersten Zyklus, der die Frage stellt „Who killed Red Rose?“, führt uns Autor Bill Willingham in Fabletown ein und man lernt erste Beziehungen der Personen zueinander kennen. Bezaubernde Fantasy in realer Umgebung, ein spannender Krimiplot, ein ganz starker Serienanfang. bv
DC Comics/Vertigo
„Fables“ gehört zu jenen Serien, von denen ich eigentlich bisher nur Gutes gehört habe. Und da eine lange von mir erhoffte deutsche Umsetzung auch weit und breit nicht in Sicht ist, beschloss ich, mir doch endlich mal den ersten US-Sammelband zu ordern. Und ja, es hat sich gelohnt. Schon die erste Storyline zeigt die Richtung, in die die Serie geht, und schließlich versteht man dann auch, warum sie so gute Resonanz bekommt. „Fables“ beschäftigt sich mit dem „realen“ Leben aller Märchen-, Fabel- und Mythenwesen. Sie leben in einer Art selbst verwalteter, verdeckter Gemeinschaft in New York. Mit Snow White als Vorsteherin, die sich um die Belange der anderen Figuren kümmert und dem bösen Wolf (so böse wirkt er hier aber gar nicht) als Ermittler für innere Angelegenheiten. „Fables“ ist ein Riesenspaß, die Charaktere wirken weder süß noch lächerlich, sondern leben praktisch unbemerkt unter den Menschen. Mit dem ersten Zyklus, der die Frage stellt „Who killed Red Rose?“, führt uns Autor Bill Willingham in Fabletown ein und man lernt erste Beziehungen der Personen zueinander kennen. Bezaubernde Fantasy in realer Umgebung, ein spannender Krimiplot, ein ganz starker Serienanfang. bv
SPRING #1+2
„Innere und äußere, aufgezwungene und willkommene, unwillkürliche, emotionale, gedankliche, naive, komische und tragische, und bisweilen ganz wörtlich genommene Wandlungen: von dreizehn Zeichnerinnen eingesammelt, aufgezeichnet und zum Heft gemacht“, so lautet die aussagekräftige Inhaltsangabe der zweiten Ausgabe der Hamburger Compilation „Spring“. Ähnlich wie bei der ebenfalls aus Hamburg stammenden Gruppierung von „Orang“ versammeln sich hier junge Illustratoren aus dem Umfeld der HAW-Gestaltung. Während sie im ersten Heft, das 2004 erschien, noch zu elft waren, kommen im zweiten, gleichsam dickeren Band gleich 13 junge Künstlerinnen daher, um sich am interessanten Spring-Projekt zu beteiligen. Und richtig gehört, es sind nur Frauen vertreten. Solch eine Übermacht im Bereich Comic sieht man in dieser Form auch nicht oft. Ob das ein Teil des Konzeptes, also beabsichtigt ist, oder sich diese Konstellation einfach ergab, weiß ich nicht. Auf jeden Fall merkt man die generelle Handschrift des weiblichen Geschlechts, die sich durch die einzelnen Beiträge zieht. Nicht zuletzt das macht „Spring“ zu einer mehr als gelungenen Sammlung verschiedenster Stilrichtungen und zu einem Pflichtkauf für Liebhaber schwarzweißer, abstrakter und hirnfordernder (in deren Form sie sich meist präsentiert) Comickunst. bv
–> beim Freibeutershop bestellen
„Innere und äußere, aufgezwungene und willkommene, unwillkürliche, emotionale, gedankliche, naive, komische und tragische, und bisweilen ganz wörtlich genommene Wandlungen: von dreizehn Zeichnerinnen eingesammelt, aufgezeichnet und zum Heft gemacht“, so lautet die aussagekräftige Inhaltsangabe der zweiten Ausgabe der Hamburger Compilation „Spring“. Ähnlich wie bei der ebenfalls aus Hamburg stammenden Gruppierung von „Orang“ versammeln sich hier junge Illustratoren aus dem Umfeld der HAW-Gestaltung. Während sie im ersten Heft, das 2004 erschien, noch zu elft waren, kommen im zweiten, gleichsam dickeren Band gleich 13 junge Künstlerinnen daher, um sich am interessanten Spring-Projekt zu beteiligen. Und richtig gehört, es sind nur Frauen vertreten. Solch eine Übermacht im Bereich Comic sieht man in dieser Form auch nicht oft. Ob das ein Teil des Konzeptes, also beabsichtigt ist, oder sich diese Konstellation einfach ergab, weiß ich nicht. Auf jeden Fall merkt man die generelle Handschrift des weiblichen Geschlechts, die sich durch die einzelnen Beiträge zieht. Nicht zuletzt das macht „Spring“ zu einer mehr als gelungenen Sammlung verschiedenster Stilrichtungen und zu einem Pflichtkauf für Liebhaber schwarzweißer, abstrakter und hirnfordernder (in deren Form sie sich meist präsentiert) Comickunst. bv
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FELL #1 (US-Ausgabe)
Image Comics
Für seine neueste Idee hat Warren Ellis sich ein paar strenge Regeln auferlegt: eine abgeschlossene Geschichte, erzählt auf 16 Seiten und im klassischen 9-Panel-Layout. Das ganze wird durch ein paar Seiten mit Anmerkungen ergänzt und für günstige 1,99 US-Dollar verkauft.
Und tatsächlich, das erste Heft der Reihe ist ein Volltreffer: Ellis gelingt es, auf knappem Raum eine kleine, schmutzige Krimigeschichte zu erzählen und nebenbei auch noch seine Hauptfigur gut einzuführen. Richard Fell ist ein begabter Cop, der sich in ein völlig heruntergekommenes Großstadtviertel versetzen hat lassen und dort bei der Mordkommission anfängt. Anders als in vielen anderen Ellis-Comics (nicht nur „Transmetropolitan“) ist die Hauptperson diesmal kein zynischer Bastard, sondern eher ein recht sympathischer, aufrechter Kerl inmitten einer lausigen Umgebung. Der Mordfall in diesem Heft wird, formatbedingt, ein wenig zu schnell und leicht gelöst, aber das wird durch erstklassige Dialoge und die sehr stimmungsvollen Zeichnungen von Ben Templesmith („30 Days of Night“) mehr als wettgemacht. Ein äußerst gelungener Auftakt, bei dem Ellis nach zuletzt eher mittelmäßigen Projekten endlich wieder zeigt, was er drauf hat. tk
Image Comics
Für seine neueste Idee hat Warren Ellis sich ein paar strenge Regeln auferlegt: eine abgeschlossene Geschichte, erzählt auf 16 Seiten und im klassischen 9-Panel-Layout. Das ganze wird durch ein paar Seiten mit Anmerkungen ergänzt und für günstige 1,99 US-Dollar verkauft.
Und tatsächlich, das erste Heft der Reihe ist ein Volltreffer: Ellis gelingt es, auf knappem Raum eine kleine, schmutzige Krimigeschichte zu erzählen und nebenbei auch noch seine Hauptfigur gut einzuführen. Richard Fell ist ein begabter Cop, der sich in ein völlig heruntergekommenes Großstadtviertel versetzen hat lassen und dort bei der Mordkommission anfängt. Anders als in vielen anderen Ellis-Comics (nicht nur „Transmetropolitan“) ist die Hauptperson diesmal kein zynischer Bastard, sondern eher ein recht sympathischer, aufrechter Kerl inmitten einer lausigen Umgebung. Der Mordfall in diesem Heft wird, formatbedingt, ein wenig zu schnell und leicht gelöst, aber das wird durch erstklassige Dialoge und die sehr stimmungsvollen Zeichnungen von Ben Templesmith („30 Days of Night“) mehr als wettgemacht. Ein äußerst gelungener Auftakt, bei dem Ellis nach zuletzt eher mittelmäßigen Projekten endlich wieder zeigt, was er drauf hat. tk
BERLIN 2323
Carlsen Comics
Dirk Schulz und Robert Feldhoff arbeiteten zuvor schon an den Serien „Indigo“ (Carlsen) und „Chiq und Chloe“ (Splitter) und nicht zuletzt an den Perry Rhodan-Romanen erfolgreich zusammen. Doch was die beiden sich jetzt für ihren neuesten längeren Comicband haben einfallen lassen, ist wohl der bisherige Höhepunkt ihrer Kooperation. Für „Berlin 2323“ wurde ein unfassbar einfallsreiches Zukunftsszenario für die deutsche Hauptstadt entworfen. Berlin, die Partyhauptstadt des Universums, der Reichstag ein Pornokino, das Olympiastadion wurde nach der 27. gewonnenen Meisterschaft von Hertha BSC (ich frag mich wie das nur gehen soll) durch ein schwebendes Stadion abgelöst und gezahlt wird wieder in Ostmark. Abgedrehter gehts kaum. Neben allerlei merkwürdigen Gestalten, die Berlin bevölkern, gibt es mit dem Alien Indigo und der hübschen Scilla zwei bekannte Gesichter. Beide stammen aus Feldhoffs und Schulz vorheriger Serie und erleben hier, erstmals in der Zukunft, indirekt ihr neuestes Abenteuer. Wobei der Band für sich allein steht und ohne Vorwissen gelesen werden kann. Durch die extrem überladene Story und die unzusammenhängenden Sexszenen wird der eigentliche gute Job des Kreativteams leider etwas geschmälert. Dirk Schulz verwendet eine digital bearbeitete Zeichentechnik, die gerade im Zusammenhang mit der realistischen Umsetzung der Hauptstadt zu brillieren weiß. Schon beachtlich, wenn man bedenkt, welcher Aufwand dahinter stecken muss, eine komplett eigene futuristische Stadt zu entwerfen. Vor allem wenn sie so ideenreich ausfällt wie in „Berlin 2323“. Da gleichen viele kleine Ideen und Details die laue Story aus. Spaß machts auf jeden Fall. bv
Carlsen Comics
Dirk Schulz und Robert Feldhoff arbeiteten zuvor schon an den Serien „Indigo“ (Carlsen) und „Chiq und Chloe“ (Splitter) und nicht zuletzt an den Perry Rhodan-Romanen erfolgreich zusammen. Doch was die beiden sich jetzt für ihren neuesten längeren Comicband haben einfallen lassen, ist wohl der bisherige Höhepunkt ihrer Kooperation. Für „Berlin 2323“ wurde ein unfassbar einfallsreiches Zukunftsszenario für die deutsche Hauptstadt entworfen. Berlin, die Partyhauptstadt des Universums, der Reichstag ein Pornokino, das Olympiastadion wurde nach der 27. gewonnenen Meisterschaft von Hertha BSC (ich frag mich wie das nur gehen soll) durch ein schwebendes Stadion abgelöst und gezahlt wird wieder in Ostmark. Abgedrehter gehts kaum. Neben allerlei merkwürdigen Gestalten, die Berlin bevölkern, gibt es mit dem Alien Indigo und der hübschen Scilla zwei bekannte Gesichter. Beide stammen aus Feldhoffs und Schulz vorheriger Serie und erleben hier, erstmals in der Zukunft, indirekt ihr neuestes Abenteuer. Wobei der Band für sich allein steht und ohne Vorwissen gelesen werden kann. Durch die extrem überladene Story und die unzusammenhängenden Sexszenen wird der eigentliche gute Job des Kreativteams leider etwas geschmälert. Dirk Schulz verwendet eine digital bearbeitete Zeichentechnik, die gerade im Zusammenhang mit der realistischen Umsetzung der Hauptstadt zu brillieren weiß. Schon beachtlich, wenn man bedenkt, welcher Aufwand dahinter stecken muss, eine komplett eigene futuristische Stadt zu entwerfen. Vor allem wenn sie so ideenreich ausfällt wie in „Berlin 2323“. Da gleichen viele kleine Ideen und Details die laue Story aus. Spaß machts auf jeden Fall. bv