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Einfach nicht tot zu kriegen: Zombie-Comics

Was in den USA hip und trendy ist, kommt manchmal auch nach Deutschland. Zum Beispiel Zombies. Die Begeisterung für die untoten Menschenfresser hat spätestens in den letzten Jahren auch den deutschen Sprachraum erreicht. Wasserstandsanzeiger für diesen Trend? Comics zum Beispiel. Denn Zombies sind nicht nur auf der Kinoleinwand beliebt. Auch in der Neunten Kunst haben die wandelnden Untoten inzwischen ein Zuhause gefunden. Dabei gebärdet sich, was oberflächlich eins wirkt, bei genauerem Hinsehen als vielfältig und variantenreich. Ein kurzer Blick auf neue deutschsprachige Zombie-Comics.

Te Walking Dead 5Die Serie The Walking Dead ist eine Mischung aus Soap-Opera und Zombie-Horror. Eine Gruppe von Überlebenden hat sich um den Polizisten Rick Grimes geschart und versucht nun verzweifelt, in einer von Untoten bevölkerten Welt zu überleben. Die Gruppe hat nach kurzer Suche ein neues Zuhause in einem alten Gefängnis gefunden. Hohe Zäune und dicke Mauern schützen vor den wandelnden Untoten. Doch das größte Problem scheint zu sein, sich bei allem Stress nicht gegenseitig an die Gurgel zu gehen. The Walking Dead ist die derzeit bestverkaufte Serie des US-Verlags Image Comics. Hierzulande läuft die Serie seit 2005 und ist ebenfalls sehr erfolgreich. Der sechste Band „Dieses sorgenvolle Leben“ erscheint im Mai diesen Jahres, pünktlich zum Comic-Salon in Erlangen (Cross Cult, Mai 2008).

28 Day Later: Die Zeit danach Wer weiter im Cross Cult-Programm blättert, stößt auf einen Comic-zum-Film, der ebenfalls Zombies nach Deutschland holt. Im letzten Jahr erschien 28 Days Later: Die Zeit danach (Cross Cult, Juni 2007). In vier Episoden wird erzählt, was vor und nach dem ersten Kinofilm alles geschah. Die Geschichten sind ganz gut geschrieben und bieten Cineasten und Horror-Liebhabern einen bekömmlichen Lesehappen für Zwischendurch.

Marvel ZombiesAber noch einmal zurück zu The Walking Dead. Autor Robert Kirkman hat anscheinend einen Narren an Zombie-Geschichten gefressen. Vielleicht lastet ihn seine Arbeit an The Walking Dead auch einfach nicht genug aus, wer weiß? Panini hat einen Band von ihm im Programm, dessen Cover irgendwie bizarr anmutet – oder einfach nur trashig, um vielleicht ein treffenderes Wort zu verwenden. Zu sehen sind Captain America, Spider-Man und Hulk, populäre Superhelden also, zusammengestellt als ein zombiefiziertes Gruppenbild. Wer in Marvel Zombies (Panini, Juli 2007) hineinliest, erfährt beispielsweise, dass der Netzschwinger seine Tante gefressen hat und dass Captain America auch ohne Schädeldecke noch aufrecht laufen kann. Viel mehr Handlung gibt’s nicht. Vor der Entstehung der Mini-Serie wurde Robert Kirkman von Marvel-Redakteur Ralph Macchio zugesichert, er habe freie Hand. Das hat er genutzt. Superhelden als Zombies in einer Paralleldimension – wer da nicht lacht, ist selber schuld. Inzwischen geht der Marvel-Zombie-Spaß übrigens in die zweite Auflage. Und zwei Fortsetzungen der bizarren Serie sind auch schon am Start: der One-Shot Marvel Zombies: Massaker (Panini, erschienen im Oktober 2007 als Messe-Special) und, gerade frisch erschienen, Marvel Zombies vs. Armee der Finsternis (Panini, März 2008).

Als die Zombies die Welt auffraßenAuf der Checkliste der Zombie-Variationen können wir jetzt zwei Häkchen machen: Soap-Opera und Superhelden-Trash. Kommt noch schräge Comedy hinzu. Und zwar mit Als die Zombies die Welt auffraßen von Jerry Frissen und Guy Davis (Cross Cult, Februar 2008). In dem dicken Hardcover-Album sind die Zombies weder bösartig noch blutrünstig, sondern eher passiv und gelassen. Die Welt ist mächtig durcheinander. Sich darin noch zurecht zu finden, ist gar nicht so einfach, finden Carl der Cowboy, seine Schwester Maggie und Freddy der Belgier. Die drei Freunde leben irgendwo am Grund des Hochhausdschungels und versuchen, über die Runden zu kommen. Illegal entsorgen sie unliebsam gewordene Untote. Ein kurzer Anruf genügt und Großpapa wird abgeholt, natürlich diskret und ohne Aufsehen. Die Regierungen haben Gesetze gemacht, mit denen Zombies geschützt und in die Gesellschaft integriert werden sollen. Vielmehr, als vor der Glotze hängen oder ein bisschen Unsinn treiben, wollen die Leichname ohnehin nicht. Oder? Allmählich beginnen auch die Zombies, sich politisch zu organisieren und Machtgedanken zu entwickeln. Die Grenze zwischen Leben und Tot verwischt mehr und mehr. Und irgendwann steht jeder wieder auf. Sogar Jesus…

Auch wenn nicht jedes Kind ab sofort heimlich Zombie-Comics unter der Schulbank lesen wird, ist doch festzuhalten, dass bei den deutschen Comic-Fans offensichtlich eine kleine Lesergemeinde exitiert, die sich für die lebenden Untoten begeistert. Wie lange diese Begeisterung anhält, bleibt abzuwarten. Vielleicht ebbt sie hierzulande wieder ab, wenn die Veröffentlichungen qualitativ schlechter werden. Das ist schon so manchem Trend passiert. Davon kann bisher aber nicht die Rede sein. Besser also, man verbarrikadiert die Türen und lädt die Schrotflinte durch. Denn die Zombies werden uns wahrscheinlich noch eine Weile ans Leder wollen.