Zu Weihnachten schenkt man lieben Menschen schöne Dinge – das können und dürfen natürlich auch Comics sein. Deshalb hat die Comicgate-Redaktion wieder Ideen gesammelt: Hier sind unsere 15 Geschenktipps, ordentlich nach Zielgruppe sortiert. Und weil wir nicht aufgepasst haben, hat sich auch ein DVD-Tipp unter die Comics verirrt.
All diese Geschenke sind natürlich auch für den eigenen Wunschzettel geeignet.
Unsere Geschenktipps aus den Vorjahren sind hier zu finden: 2005, 2006, 2008 und 2009.
Die Comics werden diesmal empfohlen von Marco Behringer (mb), Christopher Bünte (cb), Thomas Kögel (tk), Frauke Pfeiffer (fp), Benjamin Vogt (bv) und Daniel Wüllner (dw).
(Abbildung: Ausschnitt aus einem Batman-Cover aus dem Jahr 1945, © DC Comics)
FÜR ANHÄNGER UNGEWÖHNLICHER SUPERHELDENKOST:
Engelmann
von Nicolas Mahler
Carlsen Verlag
14,90 Euro
Ein pinker Superheld mit Flügeln und schwerer Identitätskrise ist der Protagonist in einem der bislang ungewöhnlichsten Bücher von Autor und Zeichner Nicolas Mahler (und das will was heißen). Engelmann ist die haarsträubende Parodie auf das Genre des Superheldencomics; humoristisch, quietschbunt und bitterböse. Dass sich unter all dem sogar auf skurrile Weise so etwas wie Systemkritik verbirgt, zum Beispiel durch das von einem Verlagskonzern aufoktroyierte Characterdesign Engelmanns, macht diesen Comic zu einem umso merkwürdiger anmutenden Erlebnis. bv
Batman R.I.P.
von Grant Morrison und Tony Daniel
Panini Comics
19.95 Euro
Trotz des Titels stirbt der Dunkle Ritter in diesem Comic genau genommen nicht. R.I.P. ist gewissermaßen ein Vorspiel dazu. Inszeniert von Grant Morrison, dessen schräge Visionen hier mal wieder sehr komplex und verworren zum Ausdruck kommen. Was bleibt, ist eine Story, die vielleicht der Autor selbst nicht vollständig erklären kann, die aber einfach grandios geschrieben ist. Innerhalb des Bat-Kosmos gehört diese Geschichte sicherlich schon jetzt zu den ganz großen Meilensteinen der jüngsten Vergangenheit. bv
FÜR COMIC-QUERULANTEN:
Pluto
von Naoki Urasawa
Carlsen Manga
bisher 1 Band, 12,90 Euro
Es gibt Menschen, denen kann man es nicht recht machen. Sie verweigern sich wirklich gegen jedes Geschenk:
Sie mögen keine Manga, denn mit der japanischen Leserichtung kommen sie nicht klar.
Sie mögen keine Krimis, denn diese ewige Suche nach dem Mörder langweilt sie nur.
Sie mögen keine Science-Fiction, denn die Flucht in eine ferne Zukunft ist doch so was von unrealistisch.
Diesen Menschen kann zu Weihnachten mit Pluto von Naoki Urasawa geholfen werden. Es ist alles, wonach sie sich nie gesehnt haben. Ein Manga, dessen Krimi-Handlung in einer fernen Zukunft spielt. In einer Welt, in der Roboter sich das Recht herausnehmen; wie Menschen behandelt zu werden, kommt es zu einer mysteriösen Mordserie. Einer nach dem anderen werden die bekanntesten Roboter der Welt umgebracht. Der Leser folgt dem Agenten namens Gesicht bei seinen Ermittlungen, und zwar von rechts nach links, denn dieser Manga erscheint in original japanischer Leserichtung. Die schwarz-weiß gezeichnete Welt zieht ihren Leser schnell ins Geschehen und in ihren Bann. Ebenso schnell ist aber auch klar, dass man nicht so einfach zwischen Schwarz und Weiß, Roboter und Mensch, Gut und Böse unterscheiden kann. Und wenn der zu Beschenkende keine Lust auf diese neumodischen Comics hat, dann erwähnt doch einfach, dass Urasawas Pluto auf einer Astro Boy-Geschichte basiert. Die wurde von niemand Geringerem ersonnen als dem Meister des japanischen Comics selbst, von Osama Tekuza. dw
FÜR EHER-NICHT-COMIC-LESER
Tamara Drewe
von Posy Simmonds
Reprodukt
20 Euro
Natürlich kann man Tamara Drewe auch jedem Comicliebhaber ans Herz und auf den Gabentisch legen, aber dies ist ein in vielerlei Hinsicht untypischer Comic, der sich bestens für Leser eignet, die sonst keine Comics lesen. Ungewöhnlich ist schon mal, dass Tamara Drewe aus England stammt, von einer 60-jährigen Frau geschrieben und gezeichnet und in einer großen, seriösen Tageszeitung veröffentlicht wurde. Auch die Szenerie und die Protagonisten findet man eher selten in Comics: ein englisches Kuhkaff, in das sich Schriftsteller zum Schreiben zurückziehen, wird aufgemischt, als eine junge, erfolgreiche und sehr hübsche Frau aus London in dieses Dorf zurückkehrt, in dem sie aufgewachsen ist.
Tamara Drewe pendelt zwischen Gesellschaftssatire, Seifenoper und Kriminalroman, experimentiert mit der Form (die Comicszenen werden immer wieder von längeren Textpassagen begleitet) und unterhält dabei immer prächtig. Die Verfilmung von Stephen Frears läuft übrigens nur fünf Tage nach Weihnachten in den deutschen Kinos an. tk
FÜR FREUNDE KLASSISCHER LITERATUR:
Die Verwandlung
nach Franz Kafka
von Eric Corbeyran und Richard Horne
Knesebeck
19,95 Euro
Die Adaption von Franz Kafkas Klassiker Die Verwandlung bleibt der Vorlage weitestgehend treu, ohne jedoch einen plumpen Abklatsch zu fabrizieren. Als eigenständiger Comic nimmt sich das Werk grafisch einige Freiheiten heraus (und kehrt damit die Selbstständigkeit des Mediums heraus), verlässt sich dabei aber dankenswerterweise ganz auf die Originaltexte von Kafka. Und damit ist dieses Album das perfekte Geschenk für Menschen, die sich bisher nur mit klassischer Literatur beschäftigten. bv
FÜR FREUNDE DES SCHWARZEN HUMORS:
Schwarz, weiß, tot
von Lapinot
Comicgate
10 Euro
Ein bisschen Eigenwerbung darf sein – schließlich sind wir absolut überzeugt von unserer Produktion des mit einem ICOM-Preis für das beste Artwork 2009 ausgezeichneten Bastian „Lapinot“ Baier. In schwarz-weißen Zeichnungen mit roter Schmuckfarbe unterhält er mit ausgemacht fiesen Gags, für die man schon einen ordentlichen Sinn für makabre Pointen haben sollte. Beispiele findet Ihr auf unserer Unterseite zum Band. Hardcover und gutes Papier runden die 72-seitige Cartoonsammlung im DIN-A5-Format ab. fp
Direkt bei uns bestellen (Weihnachtsaktion bis 15.12.2010: inklusive Zeichnung mit Widmung!)
FÜR GLÄUBIGE, AGNOSTIKER UND ATHEISTEN:
Die Zeit und Gott
von Aike Arndt
Zwerchfell
8 Euro
Das Buch ist von außen ganz unscheinbar: ein kleines, schmales Bändchen mit braunem Einband. Doch es geht um niemand Geringeren als um Gott. In kurzen Episoden erzählt Aike Arndt davon, dass dieser Gott eigentlich ein ziemlich normaler Kerl ist. Er lebt zusammen mit Luzifer in einer WG. Seine Hobbies sind unter anderem Fliegen, Sudoku und Laternen austreten. Und ab und zu erschafft er mal etwas, zum Beispiel die Zeit, die Grammatik oder Eulen. Für die Lektüre dieses wunderbaren Blödsinns, der mal albern, mal philosophisch und mal hintersinnig daherkommt und sehr charmant-kritzelig gezeichnet ist, spielt es überhaupt keine Rolle, wie man selbst es mit der Religion hält. Denn Die Zeit und Gott ist vor allem, und nur darauf kommt es an: saukomisch. tk
FÜR JUNGEN MIT DER MUNDHARMONIKA:
O’Boys
von
Ehapa Comic Collection
bisher 2 Bände, je 13,95 Euro
Das franko-belgische Album ist tot – lang lebe das franko-belgische Album! Nachdem sich bei Ehapa die All-in-One-Reihe etabliert hatte, mag sich so mancher treue Freund der großformatigen Comic-Kunstwerke gewundert haben. Hätte man O’Boys nicht auch als All-in-One herausbringen können? Drei Alben, ein Buch – fertig? Hätte man wahrscheinlich, aber das hätte auch etwas anderes bedeutet: Warten. Mitunter: Langes Warten. Wer einen der beiden bisher auf Deutsch erschienen Bände in die Hand nimmt, hineinliest und das Artwork bewundert, kapiert schnell, dass so ein Comic Zeit braucht. Das schreibt und zeichnet sich nicht auf die Schnelle. Die Geschichte über eine ungleiche Freundschaft, über Blues, Armut und Gewalt transportiert gekonnt den Charme und die Atmosphäre der Südstaaten und ist grandios gezeichnet. Eine Geschichte, die sich anfühlt wie von Mark Twain. Abwarten hätte hier die schlechtere Alternative sein können. Denn wenn so ein schönes Album in Paris herauskommt, will man es hierzulande auch bald lesen. Egal, ob der Comic abgeschlossen ist oder man am Ende ein paar Euro mehr hinlegen muss. (Der dritte, abschließende Band ist übrigens bereits angekündigt …) cb
FÜR BEATNIKS UND BOHEMIENS, LITERATUR- UND KULTURINTERESSIERTE:
The Beats – Eine Geschichte der Beat-Literatur
herausgegeben von Harvey Pekar und Paul Buhle
Walde+Graf
22,95 Euro
Der Undergroundcomicautor Harvey Pekar wurde im Juli 2010 leider tot in seiner Wohnung aufgefunden. Er schrieb mit seiner autobiografischen Comicserie American Splendor Comicgeschichte und hat mich persönlich mit seiner schicksalhaften Krebserkrankung, die er in Our Cancer Year als Comic verarbeitet hat, beeindrucken können. Zusammen mit Paul Buhle hat Pekar den Band The Beats herausgegeben, der bei uns posthum bei Walde+Graf erschien. Der Dokumentationscomic kann sowohl zur Einführung als auch zur Vertiefung oder als Nachschlagecomic über die Beat-Generation, einer experimentellen Literatur- und Kulturbewegung genutzt werden. Verschiedene Zeichner haben sich mit Pekar, Buhle und weiteren Autoren zusammengetan, um auf unterhaltsame Weise Leben und Werk von Allen Ginsberg, William S. Burroughs, Jack Kerouac und vielen anderen Beat-Poeten darzustellen. Mir hat es sehr gut gefallen, dass neben der journalistisch akribischen Herangehensweise keine Lobhudelei auf die Beats angestimmt wurde, sondern auch viele kritische Stimmen eingefangen wurden. Pekar hinterlässt eine wundervolle Dokumentation über eine literaturgeschichtlich bemerkenswerte Künstlerbewegung, die so viele Generationen geprägt hat und immer noch prägt. In der Graphic Novel werden ein paar dieser Querverbindungen – beispielsweise zur abstrakt-expressionistischen Malerei oder zum Jazz – offengelegt, was allerdings nur Andeutungen auf die Strahlkraft der Beats bleiben. mb
FÜR OBERSTUDIENRÄTE:
Alpha Directions
von Jens Harder
Carlsen Verlag
49,90 Euro
Wenn auf einem Familienfest jemand aufsteht und unaufgefordert Senf predigt, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Lehrer. Diese Spezies Mensch ist nur sehr schwer zu beschenken, da sie ihr Interessengebiet – sie nennt es „Hobby“ – bereits bis zum Abwinken erforscht und weitergeben hat: Fachbücher und Wissenssendungen im TV sind ihr Metier. An einen Comic traut sich der typische Lehrer nicht heran, außer wenn er zur Wort-Bild-Kombination greift, um seinen kleinen Schützlingen das Lesen beizubringen.
Mit Jens Harders Alpha Directions könnte sich das dieses Weihnachten ändern. Der Comic wird den wissbegierigen Akademiker auf 360 bebilderten Seiten über die Entstehung der Erde aufklären. Anstelle einer langweiligen Overheadprojektion oder des bereits gänzlich abgenutzten Erdkunde-Buchs reiht Alpha Directions die Ereignisse vor Milliarden von Jahren in eine zusammenhängende Kette von Bildern. Harder animiert in seinem Comic die biologischen Bewegungen unter dem Elektronenmikroskop, verbindet chemische Prozesse mit ihren physikalischen Auswirkungen und bevölkert die damals noch junge Erde mit den ersten Protoplasmen und Urzeitviechern. Die einzelnen Zeitalter sind schön farblich voneinander abgetrennt, somit erübrigt sich auch die Arbeit mit dem Textmarker. Mit Alpha Directions im Handgepäck kann Herr Oberstudienrat von nun an auf jedem Fest mit der bebilderten Geschichte vom Urknall bis hin zum Känozoikum glänzen. Und mit ein bisschen Glück wirken Harders eingeschobene Anspielungen auf Kunst und Kultur als Anreiz für den beschenkten Lehrer, auch seine Vorträge vor der gesamten Familie in Zukunft ein bisschen interessanter zu gestalten. dw
FÜR ALTE ROLLENSPIELER:
Warlord
von Mike Grell
Cross Cult
bisher 2 Bände, je 22 Euro
Wissenschaftler haben herausgefunden: Comics existierten schon vor dem Manga-Boom! Peter Wiechmann könnte davon ein Lied singen. Denn er war hautnah dabei, damals, in den Siebziger Jahren. Zu jener Zeit wohnten Aliens, Dinosaurier und Raubritter noch unbekümmert Tür an Tür. Die beste Serie, die der Kauka-Veteran damals geschrieben hat, sei Andrax gewesen, so hört man heute manch alten Fan schwärmen. Doch was soll dieses Stammtisch-Gerede? Comicgate hat nachgeforscht! Und wir haben herausgefunden: Kann sein! Ebenso kann es sein, dass Wiechmann ein Vorbild hatte. Mit einem Wort: Warlord! Oder mit zweien: Mike Grell! Passenderweise erscheint auch diese Serie (wie Andrax) als edle Gesamtausgabe bei Cross Cult. Davon ist jede Seite ein Leseerlebnis, genaugenommen: eine Zeitreise für sich, gefüllt mit anachronistischem Charme, der sich keine Sekunde fragt: Ist das plausibel? Ist das diskriminierend? Ist das ein Klischee? „Unbeschwerte Kindlichkeit“ mag manch Fan dem Warlord unterstellen, „überbewerteter Schund“ mögen Kritiker zischen. Wer sich nicht überwinden kann, reinzublättern und ein paar Seiten zu lesen, sollte vielleicht mit dem tollen, weil präzisen, sachkundigen und kritischen Redaktionsteil von Jochen Ecke beginnen. Und dann hinein ins Abenteuer, ihr alten Junggebliebenen! cb
FÜR NEUE STAR WARS-FANS:
The Clone Wars: Die komplette erste Staffel
(4 DVDs)
20th Century Fox
ca. 18 Euro
Die alten Star Wars-Filme sind eine Klasse für sich. Mit den neuen Episoden begann nicht unbedingt ein besseres Kapitel der Science-Fiction-Saga. Sich als alter Fan über diese Filme aufzuregen, ist ein Kinderspiel: zu bunt, zu wirr, zu wenig Atmosphäre, zu blasse Charaktere … Und: zu viel digital. Als man nach The Phantom Menace aus dem Kino kam, fragte man sich, warum Obi-Wan und Konsorten nicht auch noch digitalisiert worden waren. So betrachtet geht die TV-Serie The Clone Wars konsequent einen Weg zu Ende, der vor über zehn Jahren begonnen hat. Das hat nichts mehr mit den alten Filmen zu tun, besitzt aber dennoch unterhaltsame Qualitäten. Wenn man einmal erfolgreich aus seiner Erinnerung verdrängt hat, dass Jabba the Hutt ursprünglich eine gigantische Gummipuppe war, wenn man vergessen kann, wie dramatisch und episch der Moment war, als Darth Vader Luke sagt, dass er sein Vater ist, dann … dann kann man sich mit The Clone Wars amüsieren. Der Sound zieht einen wie immer hinein. Es wird geprügelt und geballert, was das Zeug hält. Das Design ist eindeutig Star Wars, man erlebt Aha!-Momente und erkennt Details aus früheren Filmen wieder. Noch immer ist es sehr bunt, noch immer hat es wenig Atmosphäre und blasse Charaktere, aber das Storytelling ist besser geworden seit Episode I-III. Obwohl es im Kern um Spielzeug-Action geht, funktionieren kleinere Abschnitte wie eine Soap. Dazu gibt es einen Metaplot und Dreier-Folgen. Um es mit den Worten von Marilyn Manson zu sagen: This is the new shit. Stand up and admit. cb
FÜR UM-DIE-ECKE-DENKER:
Vorletzte Geräusche
von diversen Künstlern
Weildarum Verlag
10 Euro
Ein bisschen Mitdenken ist bei dieser Cartoonsammlung des neu gegründeten Weildarum Verlags schon geboten. Denn der Titel ist hier originelles Thema: 52 Künstler stellen eine Situation inklusive Geräusch dar, genau bevor alles den Bach runtergeht. Das ist alles erstaunlich vielfältig, kurzweilig und vor allem wirklich witzig geraten. Einziger Kritikpunkt ist eine vereinzelt auftretende Dopplung von Themen, die nach ihrem ersten Auftreten den Aha-Effekt verlieren. Bei insgesamt 92 Cartoons ist das aber nicht weiter tragisch – eine tolle Geschenkidee, die sich erfrischend von anderen Cartoonbüchern unterscheidet, ist die schön aufgemachte Sammlung allemal. fp
FÜR WEIHNACHTSMUFFEL:
Monster der Weihnacht
von Christian Moser
Carlsen Verlag
14,90 Euro
Vom Comicladenbesitzer meines Vertrauens habe ich mir vergangenen Monat böse Blicke eingehandelt und eine Standpauke anhören müssen, als ich bereits Ende November nach Christian Mosers neustem Monster-Buch gefragt habe. Obwohl Die Monster der Weihnacht bereits im November erschienen ist, könne man es doch nicht schon jetzt kaufen, so der Mann in der Fachbuchhandlung: „Das ist ja so, als würde man Spekulatius vom Aldi bereits im September kaufen.“
Aber was konnte ich schon dafür? Mehrere Monster – so fein von Moser wissenschaftlich examiniert – hatten bereits von mir Besitz ergriffen: Die Vorfreude (lat.: expectatio innocens) hatte mich gepackt und mir mit ihrer unnachahmlich mitreißenden Art die Mundwinkel zu einem grotesk fröhlichen Grinsen über beide Ohren gezogen. Der Kaufrausch (crapula emptionis) hat mich in jedes noch so kitschige Geschäft geschoben und mir aufgetragen, alles zu kaufen, was auch nur im Entferntesten an das große Fest erinnert. Für all jene, denen meditatio introspectans (Die Besinnlichkeit) bisher nur ein Fremdwort war, hat Moser sein viertes Buch in der Monster-Reihe veröffentlicht. Wie seine Vorgänger bietet auch dieser Band niedlich gezeichnete Monster-Macken, einen Fundus an lateinischen Bezeichnungen und einen ausführlichen Schatz an Querverweisen. Wenn also Der letzte Drücker (retardatio ultima) vorbeischaut und man immer noch kein Geschenk hat, bleibt immer noch der Griff zu Mosers Die Monster der Weihnacht. dw
FÜR ZOMBIELIEBHABER UND TV-JUNKIES:
The Walking Dead
von Robert Kirkman, Tony Moore und Charlie Adlard
Cross Cult
bisher 11 Bände, je 16 Euro
Nicht nur ist Autor Robert Kirkman mit seiner Zombiesaga The Walking Dead ein brillanter, süchtigmachender Comic geglückt, seit kurzem wird der Stoff auch noch fürs Fernsehen adaptiert (auf deutsch beim Bezahlsender Fox). Grund genug, einen Bekannten mit dem ersten Band der Comicreihe verspätet noch anzufixen. Mittlerweile gibt es elf deutsche Sammelbände, aber die wird sich der Beschenkte sicherlich dann in kurzer Zeit selbst besorgen. Denn ob gezeichnet oder auf dem Bildschirm, The Walking Dead ist ein echter Hit. bv