Rezensionen

Hard Boiled

 Nach Sin City und 300 legt Cross Cult nun also auch Hard Boiled, ein weiteres Werk von Frank Miller, als edle Gesamtausgabe neu auf. Die ursprünglich dreiteilige US-Serie lässt sich am ehesten als eine überbordende, pompös inszenierte Kurzgeschichte begreifen, in der ausgefeiltes Storytelling und tiefgehende Dialoge bewusst in den Hintergrund gerückt sind und Miller viel über großflächige, spektakuläre Szenen mit dem Leser kommuniziert.

Im Protagonisten Nixon, einem nach eigenem Befinden normalen, pflichtbewussten Steuerfahnder, findet Miller ein Werkzeug zur völligen Zerstörung, denn Nixon schlittert in ein nicht zu kontrollierendes Massaker, das ihm schlussendlich zum Bewusstwerden seiner eigenen Identität verhilft.

Angesiedelt ist dieses sehr explizite und brutale Werk in einer futuristisch anmutenden Großstadt, die sehr detailiert von Zeichner Geof Darrow dargestellt wird. Er ist es auch, der den abstrusen Plot, der im Grunde aus einem einzigen Schlachtfest besteht, zu einer noch surrealeren Ebene verhilft. Ob Straßenjagden, Massentötungen oder zerfetzte Leichen, die Millersche Vorgabe geht hier in Punkto Gewalt wirklich an die Grenzen und Darrow spart auch nicht damit, sich aller abstoßenden Details auch ausführlich anzunehmen.  Auffällig ist dabei auch, dass immer wieder die gerade agierenden Personen aus der Weitsicht betrachtet werden und sich dem Leser, sozusagen aus der Panoramaeinstellung, eine wimmelbildartige Ansicht bietet, die das völlig uferlose Gemetzel in diesem Kontext gesehen noch unglaublicher macht.

Hard Boiled ist so gut, weil es bewusst auf einen zu komplexen Inhalt verzichtet und sich auf außergewöhnliche Gewaltdarstellungen beschränkt. Das mag zuweilen abstoßend wirken, ist aber viel zu unrealistisch und übertrieben, um moralisch verwerflich sein zu können. Zumal Geof Darrow hier wirklich eine überragende Arbeit abliefert: Seine präzisen, detailverliebten Bilder sind allein schon die Anschaffung des Bandes wert, selbst wenn man die wenigen Textstellen und die magere Handlung außen vorlässt.

 Natürlich war sich Miller seiner Prämisse, auf coole, harte Antihelden zu setzen, die sich durch die Gegend ballern, schon damals bewusst, so wirkt sein manteltragender Nixon auch ähnlich wie Hartigan aus Sin City. Was Hard Boiled abtrennt von Millers anderen Werken, ist auch die Tatsache, dass es mit voller Absicht übers Ziel hinausschießt und dieses nicht im Ansatz versucht ist zu verschleiern. So bleibt Hard Boiled auch in der neu überarbeiteten Fassung ein Comicbuch, das bemerkenswert und wohl einzigartig ist.

 

Hard Boiled
Cross Cult, Dezember 2008
Text: Frank Miller
Zeichnungen: Geof Darrow
Hardcover; farbig; 128 Seiten; 24,- Euro
ISBN: 978-3-936480-90-0

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Bildquelle: crosscult.de