Rezensionen

Prinz Eisenherz Gesamtausgabe 15 – Jahrgang 1965/1966

Cover Prinz Eisenherz 15Seit einiger Zeit hat es der Bocola-Verlag übernommen, alle 1788 Seiten, die Hal Foster zwischen 1937 und 1971 von Prinz Eisenherz schuf, auf Deutsch zu veröffentlichen. Dabei werden die Originalseiten digital restauriert und in den Originalfarben veröffentlicht. Auch das Papier der Bände erinnert entfernt an das gröbere Papier von Zeitungen, hat aber nicht dessen extrem raue Qualität. Das Papier ist schon hochwertiger und vermittelt ein gewisses nostalgisches Gefühl, indem es haptisch den Eindruck erweckt, die Strips im Originaldruck zu lesen – eine gute Idee. Nun erscheint der fünfzehnte der insgesamt 18 geplanten Bände; der inhaltliche Schwerpunkt liegt diesmal auf Prinz Arn, des Prinzen Eisenherz Sohn.

Der Sohn von Eisenherz und Aleta erfährt von ihrem damaligen Versprechen den Indianern in Amerika gegenüber, dass einst ihr Sohn zurückkommen werde. Nur so ließen die Indianer Aleta, die sie für eine Göttin hielten, und ihre Familie ziehen. Prinz Arn entschließt sich nun, dieses Versprechen zu erfüllen. Angefangen von der Organisation der Überfahrt bis zu den ersten Begegnungen, gestaltet sich die Reise alles andere als einfach und bald muss der Jüngling beweisen, was in ihm steckt. Auch Vater Eisenherz hat einiges zu tun. So muss er eine Verschwörung Mordreds aufdecken und verhindern, dass die Skoten und Pikten in England einfallen.

Üblicherweise sind die Vorworte des Bocola-Verlages sehr interessant und bieten eine gute Einführung in die Serie. Dieses ist ziemlich enttäuschend. Es ist vielmehr eine inhaltliche Zusammenfassung dessen, was man ohnehin gleich lesen wird und bietet nur bedingt eine inhaltliche Gesamteinordnung oder Hintergründe. Die Gegenüberstellung der amerikanischen Abenteuer von Prinz Eisenherz und seinem Sohn ist aber gut gelungen. Es ist ja eine der Besonderheiten der Serie, dass der Held und seine Familie zugleich mit den Lesern altern. Eisenherz wird reifer und auch die gesellschaftliche Entwicklung innerhalb des erzählerischen Kosmos steht nicht still. Das ermöglicht es Foster, in diesem konkreten Fall zu zeigen, wie unterschiedliche Herangehensweisen bei den Indianern zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Während die Abenteuer von Eisenherz, ausgehend von den Gründen seiner damaligen Reise, sehr kriegerisch waren, fährt Arn in einer Art diplomatischer Mission nach Amerika. Er muss sich nicht komplett in die Sitten und Gebräuche einlernen und kennt manches schon durch seine Amme. Das macht die Abenteuer einerseits frisch.  andererseits sind sie Stammlesern auch ein bisschen vertraut. Da der Sohn hier im Zentrum steht, gerät zwangsläufig die charakterliche Entwicklung in den Fokus.

Seite aus Prinz Eisenherz 15Interessant ist, dass trotz kultureller Verständigung eine gewisse Arroganz gegenüber den Indianern spürbar ist. Auch wenn manche Gaben scheitern und der Zivilisationsaspekt eine gegenteilige Folge hat (im Übrigen der einzige Bruch zwischen erzählter Zeit und Erzählzeit), so steht doch ein gewisser missionarischer Habitus in Vordergrund: Den Indianern wird durch die Wikinger die Zivilisation gebracht. Ausgerechnet von den Wikingern, mögen manche rufen. Immerhin wird in einer Szene deutlich, dass Arn nichts davon erfährt, dass seine guten Absichten negative Folgen haben werden. So schränkt Foster den Aspekt der Zivilisierung ein.

Seine Zeichnungen können generell überzeugen, wenngleich das Altmodische daran an allen Ecken und Enden spürbar ist. Die Schurken sind plakativ und Eisenherz widersetzt sich den Grauschattierungen der 1960er Jahre. Nur der Blick auf die Indianer ist etwas freundlicher. Der Witz ist ironisch und wie gehabt werden Intrigen und Abenteuer geschildert. Das ist das, was die Fans wollen, erschöpft sich aber im Altbewährten und somit bleibt nicht sonderlich viel wirklich hängen. Fans werden auf jeden Fall zugreifen.

 

Wertung: 6 von 10 Punkten

Auch Abenteuer in der neuen Welt bieten nicht immer Neues, sondern nur bei Fans beliebtes Althergebrachtes.

Prinz Eisenherz Gesamtausgabe 15 – Jahrgang 1965/1966
Bocola Verlag, Juli 2011
Text und Zeichnungen: Hal Foster
112 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 22,90 Euro
ISBN: 978-3-939625-16-2

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Bocola Verlag