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Interview mit Frank Neubauer

Das Interview wurde hauptsächlich von Björn geführt, Zwischenfragen von Frauke sind mit FP gekennzeichnet.

Comicgate: Hallo Frank, legen wir erstmal damit los, dass du dich selber ein bisschen vorstellst, deinen Hintergrund nennst, weil wir davon ausgehen, dass nicht jeder Leser …

Frank Neubauer zur Linken 
Björn (rechts) im Gespräch
mit Frank Neubauer
 

Frank Neubauer: … weiß, wer ich eigentlich bin. Gut, fangen wir einfach an: Ich bin Frank Neubauer. Ich habe studiert und während des Studiums in einem Comicladen gearbeitet. Und ich bin eigentlich durch diese Tätigkeit im Comicladen auch oft auf Comicbörsen gewesen und habe so halt den Georg Tempel damals kennen gelernt. Der ist jetzt bei Ehapa, hat damals aber noch für den Feest-Verlag gearbeitet und stand richtig auf den Börsen und hat die Sachen selbst verkauft. Das waren also nicht solche Salons oder Messen.

Wir sind dann ins Gespräch gekommen und haben gemerkt, dass wir dieselben Sachen lesen. Das war damals unter anderem auch Sandman von Vertigo. Und dann wurde der Feest-Verlag Teil des Ehapa-Verlags, Georg Tempel war dann bei Ehapa auch für diese Edition Feest zuständig und hat mich eines Tages im Laden angerufen und mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, Sandman zu übersetzen.

Natürlich hatte ich Lust, ich wusste nur nicht, ob das geht oder klappt, habe dann einige Seiten probeübersetzt, das mit den entsprechenden Korrekturen zurückbekommen, dachte „gut, das schaffe ich auch noch“, und so nahm das dann seinen Lauf.

Ich fing an, die Sachen für Ehapa zu übersetzen, in erster Linie die Sachen von Neil Gaiman und Dave McKean. Das war damals Sandman, Violent Cases kurz danach und später auch noch Mr. Punch, und dann kam das so genannte Heftchenwunder und auf einmal musste ich nicht mehr im Comicladen arbeiten.

CG: Wo du das Heftchenwunder anschneidest, wie bist du damals zum Dino-Verlag gekommen?

FN: Der Dino-Verlag wurde von ehemaligen Ehapa-Mitarbeitern gegründet. Das waren der Heiko Volz und der Christian Neuber. Die beiden hatten den Verlag verlassen und hatten damals als erste Lizenz ein Wrestling-Magazin. Ich weiß nicht mehr, wie das hieß. Die standen aber noch im Kontakt zum Ehapa-Verlag, hatten unter anderem sehr guten Kontakt zum Georg und nun hatte man damals überlegt, man könne doch auch Comics machen.

Zuerst [Juli 1994 – d. Red.] erschien Beavis & Butt-Head, das war aber gar nicht das Erste, was geplant gewesen war.

Georg hat sich damals auch für Dino engagiert und war wohl mit meiner Arbeit für Sandman zufrieden. Er rief mich dann an, meinte, es gäbe einen neuen Verlag und fragte, ob ich nicht Lust habe, für den zu arbeiten. Ich sagte dann „logisch“, weil ich nicht ewig Comicverkäufer in diesem Laden bleiben wollte und die Perspektiven mit einem Anglistik-Studium auch nicht besonders rosig waren.

Georg fragte dann: „Was hältst du von X-Men?“
–        „Die X-Men?“
–        „Ja.“
–        „Die neuen X-Men?“
–        „Ja.“
–        „Jim Lee?“
–        „Ja.“
–        „Cool. Machen wir.“

Er schickte mir die Hefte; den Lee-Run, der damals gestartet war [der Run aus den USA begann 1991; 1992 verließ Lee dann Marvel, um Image mitzugründen – d. Red.]. Ich hatte auch schon das halbe Heft übersetzt, als Georg mich wieder anrief und sagte, dass daraus leider nichts würde, weil Marvel sich eben entschlossen habe, die X-Men direkt in England übersetzen zu lassen.

Es gab dann damals für kurze Zeit die X-Men auf dem deutschen Markt, verlegt von Marvel UK und auch in England übersetzt. Das war lange, bevor Panini die Lizenzen erwarb, aber nach dem Ende des Condor-Verlags.
Das war ein Magazin, das jeder mal gesehen haben sollte. Ein Lehrstück, wie man Comics nicht übersetzt. Wir haben auf dem Boden gelegen vor Lachen.

CG: Waren das Engländer, die das Magazin übersetzt haben?

Beavis & Butt-Head 1FN: Vermutlich, ja.

Damit war die X-Men-Lizenz natürlich für Dino gestorben und die erste Lizenz wurde eben Beavis & Butt-Head. Das war damals auch sehr erfolgreich in den USA, es gab ja auch auf MTV die dazugehörige Zeichentrickserie. Und ich dachte, dass ich das auf jeden Fall zu übersetzen hinbekomme, es war aber ehrlich gesagt schwerer, als ich dachte.

CG: Das wollte ich gerade fragen: Kann man B&B überhaupt übersetzen? Es gab ja auch mal die Serie auf RTL 2, wo man für eine Staffel versuchte, das ins Deutsche zu übersetzen und wo jeder sagte, dass man das einfach nicht so übertragen kann.

FN: Das geht auch nicht wirklich, obwohl man bei der TV-Show wohl eher aus Jugendschutzgründen dachte, man könne das nicht machen.

Ich hatte das Glück, dass in dem Laden, in dem ich arbeitete, zwei Typen waren, bei denen man sich denken konnte: „Das sind Beavis und Butt-Head!“ Es stimmte alles, das Größenverhältnis der beiden, das Aussehen wäre perfekt gewesen, wenn sie eine Zahnspange gehabt hätten, und ich dachte mir: So wie die beiden reden, so müssen Beavis und Butt-Head reden.

Da muss man jetzt bedenken; das war, bevor das ganze „Yo, man! Alte Kackleiste!“-Gerede kam. Das war eine sehr urbane Art, sich auszudrücken.

Ich habe dann versucht, mich so weit wie möglich vom Original zu lösen. Die Geschichte musste natürlich erhalten bleiben, aber trotzdem habe ich geguckt wie die beiden reden, was haben die für Ausdrücke? Was haben die für einen „Slang“? Was ist deren Sprachcode? Und inwieweit können wir das verwenden? Das war noch, bevor dann im deutschen Heft von B&B so Ausdrücke wie „ihr Feigen“ auftauchten.

 Beavis & Butt-Head 18, Original  Beavis & Butt-Head 18, auf Deutsch
Beavis & Butt-Head 18, 
im Original
Beavis & Butt-Head 10/95,
übersetzt von Frank

CG: Wo kamen solche Begriffe her? Ist das regional bedingt? Bei einigen der Begriffe habe ich geglaubt, dass ihr euch das ausdenkt und dass solche Worte doch kein normaler Mensch benutzt!

FN: Wo die Feigen jetzt herkamen, da müsste man Max Müller [späterer Chef-Redakteur von Dino – d. Red.] fragen.

CG: Wie kam Max Müller ins Spiel?

FN: Es war ja so: Georg hatte sich für Dino engagiert, nur wollte Dino natürlich größer werden. Man plante weitere Lizenzen zu kaufen, man redete damals schon von Batman oder Superman.

Und da Georg Tempel ja weiterhin für Ehapa arbeitete, musste er sich von Dino zurückziehen. Der Dino-Verlag suchte darum nach einem Redakteur, der diese Arbeit im Verlag übernehmen konnte. Unter den Bewerbern war dann auch Max Müller.

Damals musste man noch eine große Comicsammlung haben um etwas zu werden, heute reichen zehn Posts im Comicforum. Und so wurde Max Müller dann engagiert. Max und ich trafen uns auf einer Buchmesse, das war auch wirklich nett.

Wir hatten uns auf der Messe verabredet und unterhielten uns dann rund eine Stunde über das DC-Universum und man merkte schon, dass Max auch wirklich voll dabei war. Er war nicht der Typ der, weil er sein Studium nicht mochte, gesagt hätte: Gut, wer nichts wird, wird Comicredakteur.

Max war wirklich ein großer Comicfan. Er hatte eine große Sammlung und die Sachen nicht nur gesammelt, sondern vor allem auch gelesen. Das war schon cool, wir haben da gesessen und über Green Lantern und Batman geredet, über all das, was wir bei Dino gerne sehen würden und machen wollten. Aber das Einzige, was wir dann als nächstes machen durften, waren die Batman Adventures.

Das war für mich natürlich nur die halbe Miete.

CG: Wobei es da aber doch glücklich war, dass die Zeichentrickserie sehr erfolgreich lief, oder?

Batman Adventures 1 bei DinoFN: Es war ja auch so, dass Dino dadurch sehr schnell das Label „der Verlag zur Serie“ bekam [Artikel dazu in der Berliner Zeitung vom 09.08.1999], mit B&B und den Batman Adventures. Da kam die Serie [Batman Animated – d. Red.], die nach wie vor sehr, sehr gut ist, ja auch hier im Fernsehen. Und die Serie lief sehr, sehr gut, was man wohl auch über die Batman Adventures damals sagen konnte.

Es gab zu dieser Zeit auch ein gutes Fanecho, es gab viel Leserpost bei den Batman Adventures. Aber auch da war schon klar, dass die Superheldenfans eigentlich etwas anderes wollten. Die wollten endlich wieder richtige Superhelden lesen. Und das natürlich im Heftformat, hin und wieder mal ein Variant-Cover.

Mignola-Variantcover Batman Adventures 18 (Dino)Das wurde ja auch am Anfang nicht derart inflationär gebraucht, wie es dann später der Fall war. Da war dann mal die Nummer 1 ein Variant, und das war dann auch ein echtes Variant. Es war also dann wirklich so limitiert, dass es auch tatsächlich Leute ärgerte, wenn sie keines bekamen.

In späteren Jahren waren die Limitierungen so, dass ich dachte: Jeder, den es interessiert, der bekommt auch so ein Heft. Und das kann darum auch gar nicht teurer werden. Wurde es dann dank Hit-Comics [und dem Preisguide – d. Red.] doch, aber das hatte jetzt nicht wirklich mit Angebot und Nachfrage zu tun.

CG: Wie weit warst du jetzt beim Dino-Verlag redaktionell involviert? Gerade bei Dino hatte ich ja das Gefühl, das sehr viel über, na ja, heute würde man’s wahrscheinlich „social networking“ oder so nennen. So ein bisschen wie das „Bullpen Bulletin“ in den amerikanischen Marvels. Dass auch die Namen der Redakteure regelmäßig fielen. Ich weiß noch bei Marvel vs. DC, da hattet ihr im redaktionellen Teil Zeichnungen eurer Köpfe und dann „Max gegen Frank“ und so was. Wie aktiv warst du da tatsächlich?

FN: Natürlich kamen viele Ideen von Max. Gerade diese Sache bei dem DC vs. Marvel, das war Max’ Idee. Und es war eine tolle Idee, ich habe da auch gerne mitgemacht. Aber wirklich Einfluss nehmen kann man als externer Redakteur und Übersetzer natürlich selten. Man wird zwar um seine Meinung gebeten, Entscheidungen werden im Verlag gefällt. Und da ist man selten dabei.

Was ich neben dem Übersetzen tatsächlich gemacht habe, war das Beantworten von Leserbriefen. Zumindest in der Zeit, in der sie auch in den entsprechenden Mengen kamen. Ich habe in der Zeit auch bestimmte Specials geschrieben, die dann aber oft namentlich gar nicht gekennzeichnet waren. Es gab dann diese „Who is Who“s und solche Sachen, und das war damals noch eine Zeit, in der man das nicht einfach ausgooglen konnte.

Du musstest dir deine alten „Who is Who“s von DC nehmen, später gab’s auch einen „Who is Who“-Ordner, und da musstest du alles durchwühlen und dann vor allem gucken: Wo sind wir jetzt in der Timeline [dt. Veröffentlichung hinkt der amerikanischen hinterher – d. Red.], also welches „Who is Who“ stimmt jetzt und dann hat man daraus und aus dem, was man selber noch so einbringen wollte, seine Texte geschrieben. Das erschien dann auch in den Heften. War zwar nicht namentlich gekennzeichnet, aber das war dann auch noch von mir verzapft.

Und was mir wirklich Spaß machte: es gab tatsächlich eine richtige Basis bei den Fans und Dino war auch immer sehr fair zu Leuten. Wir haben den Leuten nicht irgendwelchen Blödsinn versprochen oder erzählt, sondern wirklich versucht, die Serien so umzusetzen, wie sie es sagten. Und wir haben die Leserbriefe auch entsprechend ehrlich beantwortet. Und wir hatten wirklich viele und tolle Leserbriefe.

CG: Was ich mal von einer Praktikantin bei Dino gehört hatte, dass man auch gesagt hat: „Hey, wir brauchen noch ein Bild für die Leserbriefseiten. Praktikantin, hier ist ein Blatt Papier, da ist ein Stift, mal’ mal und wir tun so, als ob das eingeschickt worden wäre.“ War das wirklich so, oder war das ein Einzelfall oder eine Anekdote?

FN: Gut, ich kann jetzt nicht sagen, wie oft das wirklich passiert ist. Wie gesagt, ich war immer der Meinung, dass Leserbriefschreiber schon ernst genommen werden sollten und man ihre Fragen ehrlich beantwortet. Das habe ich auch immer gemacht. Ich habe mir aber auch die Freiheit genommen, wenn mir einer zu pampig erschien zu denken: Gut, dann kann ich auch so pampig antworten. Diese Briefe wurden aber später noch einmal von Dino redigiert oder meine Antworten überarbeitet, was mich auch nicht immer erfreut hat.

Darüber darf man sich jetzt keinen Illusionen hingeben. Die Leserbriefe werden nicht einfach nach Eingang ausgewählt. Wenn man zum Beispiel vor hat, als nächstes die Realserie von Batman zu starten, dann ist es schon wichtig, in der Zeit Leserbriefe zu bringen, in denen die Leute das fordern und wo sich Leute entsprechend äußern.

Und da schon die Entscheidung gefallen ist, dass man Kelly Jones in Deutschland nicht bringen kann, der also in den Timewarps landen muss, war es natürlich klar, dass auf den Leserbriefseiten schon einmal joneskritische Stimme dabei sein durfte, wo wir dann antworten konnten: „Ja, wir überlegen auch noch, wie wir das machen.“

Klar, über eine Leserbriefseite wird auch sehr viel gesteuert und gelenkt.

CG: Aber inwieweit kam die Stimmung von den Lesern und inwieweit wurde da auch was durchgedrückt?  Du warst jetzt bei Lobo nicht dabei, aber war diese Lobo-Sache nicht ein Beispiel, wo man einfach sagte: „Hey, wir wollen jetzt den Lobo machen!“ 

Das hat man ja auch geschickt gemacht, mit dieser „Schreib, wenn du den Präsi haben willst“-Aktion. Das Internet gab’s ja in dieser Form noch nicht, da hat doch in Deutschland kein Schwein gewusst, wer Lobo war und plötzlich wurde da eine Stimmung gemacht, als wolle jeder den Präsi haben. Dann wurde vier Monate am Stück immer ein kleiner Teil vom Cover veröffentlicht und solche Späße.

FN: Die Sache ist natürlich folgende: Einleitungen wie „Der Postbote weiß gar nicht mehr, wie er eure Briefe zu uns bringen soll“ bedeuten oft nicht mehr als „Oh, diese Woche haben wir mal zehn Briefe bekommen.“ Klappern gehört natürlich zum Handwerk und mit Sicherheit auch, wenn man Leserbriefseiten macht.

Die beste Leserbriefseite war der Brutkasten. Punkt. Das ist jetzt aber ein ganz anderes Thema.

CG [FP]: Ah ja, das war bei Spawn [von Infinity – d. Red.]  und die Seiten waren sehr gut. Das hat einfach den Kontakt zum Team hergestellt. Ihr wart dadurch viel präsenter. Das war so ein Bekümmern, das war wunderbar, wie halt eine Leserbriefseite sein sollte.

FN: Ja, aber auch das lebt halt von den Lesern. Um jetzt mal die Brücke zu schlagen: Bei Dino war es halt auch so, dass die Leserbriefseiten auch Werbeseiten waren. Und das nicht nur, weil man das nächste Heft angekündigt hat, sondern auch, weil man versuchte, Leserbriefe so auszuwählen, dass sie eine gewisse Stimmung darstellten, über die man dann auch das weitere Verlagsprogramm vermitteln kann. Das war schon wichtig.

Ich kann da aber nur für die Hefte sprechen, für die ich auch tatsächlich Leserbriefseiten gemacht habe und das waren Superman und Batman. Bei den anderen Serien habe ich ja mit den Leserbriefen nichts zu tun gehabt, ich weiß also nicht, wie es dann da gewesen ist.

Spawn 1 von InfinityUnd bei Spawn war es zumindest am Anfang völlig unglaublich. Es war nicht einfach nur viel Post, der Hammer war, auf welcher Ebene sich die Leute mit der Serie auseinander gesetzt haben. Was ich gut fand, war, dass ich mit Marius Keßler [Verlagschef Infinity – d. Red.] nach dieser Erfahrung mit Dino entschieden gesagt hatte: „Okay, ich mache diese Leserbriefseite nur, wenn ich sie so machen kann, wie ich das will. Ohne dass du da hinterher noch einmal drüber gehst. Außer wir sprechen drüber. Und ansonsten: Ich suche aus, was ich will, ich beantworte, wie ich will… oder ich mach’s einfach nicht.“

Dann gab es da mit den Lesern wirklich über Hefte hinweg Diskussionen über Buddhismus, über Nietzsche, natürlich auch immer über Zensur. Da dachte ich auch oft: Okay, eigentlich hängt mir das Thema zur Nase raus, aber wenn’s die Leute immer noch beschäftigt, dann lasse ich’s zu und dann wird diese Diskussion eben auch geführt.

Ich habe mich da dann aber auch bemüht, es nicht zu dem verkommen zu lassen, was in der Comicszene ja immer sehr beliebt ist. Dieses „Aaaah, scheiß Zensur. Und mehr Hakenkreuze in Cäpt’n Amerika, geil ey!“ Ich habe dann versucht auch mal zu sagen: „Ey, ich find’s eigentlich okay.“ Immerhin kaufen dieses Heft am Kiosk auf Zwölfjährige, weil ihre Eltern und der Kioskbesitzer eben nicht aufpassen, und dann sollen die meiner Meinung nach nicht sehen, wie jemandem der Kopf abgehackt und aufgegessen wird.
Und klar, es gab dann auch wieder Leute, die sagen: „Ey, spinnst du. Ist doch blöd. Und in dem und dem Film …“ Wo man dann teilweise auch den Filmtitel weglassen musste, um einer Indizierung vorzubeugen.
Zu den Leserbriefen bei Dino – da ist alles zu gesagt. Also, die Leserbindung war auf alle Fälle da. Das war auch nicht nur Show, Max und ich haben diese Hefte auch immer noch gelesen und ich denke, zumindest am Anfang hatte Max auch noch die Zeit, aktuelle Hefte zu lesen. Und es hat wirklich Spaß gemacht. Gerade diese Gags wie dieses DC vs. Marvel oder auch das ganze Amalgam-Universum [DC und Marvel ließen ihre Figuren „verschmelzen“ zu neuen Protagonisten des erfundenen Amalgam-Verlags – d. Red.].

Sonderband Amalgam 1Das ist für mich bis heute einer der besten Gags überhaupt. Ich sehe das nicht als Hardcore-Superheldenkram, sondern diese ganze Amalgamgeschichte war einer der besten Gags, die es gab.

Und dieser Etrigan, den ich damals geschrieben habe [aus Amalgams Speed Demon; eine Figur, die nur in Reimen redet – d. Red.], das war eine meiner besten Übersetzungen. Diese Reimerei ist mir zwar auf den Sack gegangen, aber dafür war ich am Ende auch rundum zufrieden damit, weil ich dachte: Boah, das ist echt geil geworden. Das hat auch echt Spaß gemacht.
CG: Ich hab’s im Nachhinein im Original gelesen, und  ich bin jetzt kein professioneller Übersetzer, aber ich glaube, ich hätte an irgendeinem Punkt gesagt: Komm, scheiß auf die Reime.

FN: Ja, aber das wäre dann nicht Etrigan gewesen. Und das muss dann schon stimmen, finde ich.

CG[FP]: Hast du das Gefühl, das man im Laufe der Zeit auch handwerklich beim Übersetzen dazu lernt? Oder reicht da einfach Talent?

FN: Ob du dazu lernst, hängt natürlich von dem ab, was du machst. Da muss ich leider zugeben, dass man bei manchen Serien eher abstumpfst, weil man einfach bei Heft 20 weiß: Okay, vier Seiten Vorstellung der Figuren, fünfzehn Seiten an die Mütze hauen und drei Seiten Abgesang. Und da machst du dir dann mehr Gedanken darüber, wie du dir großartige Einzeiler aus den Fingern saugst als noch irgendeine Substanz zu haben.

Ich finde Einzeiler schon toll. Großartig. Nur, wenn’s ums Superhelden übersetzen geht, dann ist das nicht weit davon entfernt, die Texte für Vin Diesel zu schreiben. Und darüber muss man sich auch im Klaren sein, da sollte man sich nicht einbilden, dass man da irgendwelche hehre Kunst verbricht.

Was mir natürlich Spaß machte war, dass ich auf der einen Seite diese Superheldenschiene machen konnte und auf der anderen bei Ehapa Sachen wie Mr. Punch oder Enigma von Peter Milligan übersetzt habe, oder eben für Carlsen Cages von Dave McKean. An diesen Sachen wächst du schon eher als am Superman-Special 15.

CG: Nochmal kurz zu den Superhelden: Ich habe da ein bisschen das Gefühl, dass gerade Superheldenfans dazu neigen, bei jeder Kleinigkeit ihre Monatskrise zu bekommen. Und ihr wart, glaube ich, so ziemlich der erste Verlag, der gesagt hat: „Hey, der Kerl heißt Green Lantern im Original und wir lassen das auch so. Wir machen da jetzt nicht Grüne Laterne und der Silberne Stürmer und solche Späße.“ Kam das gut an?

FN: Es gab tatsächlich ein paar Leute, die „Wir wollen unseren alten Roter Blitz wieder haben“-Briefe schrieben, aber ansonsten war der breite Tenor so, dass die Leute diese Entscheidung voll mitgetragen haben und das auch gut fanden. Und auch ich fand das von Seite des Verlages toll.

Gerade bei dieser Amalgam-Geschichte wäre es grauenhaft geworden. Man muss sich ja da auch immer im Klaren sein, dass das die übersetzerischen Möglichkeiten stark einschränkt. Es ist schon ein Unterschied ob ich jetzt „Flash“ in eine Blase schreibe oder „Roter Blitz“.

Übersetzen ist ja bei Comics in erster Linie auch ein Nachmessen. Da ist es dann gut, wenn du so viel wie möglich vom Original wieder verwenden kannst.

CG[FP]: Du erwähntest vorhin dein Studium. Ging das in diese Richtung?

FN: Ich habe ja Anglistik studiert, dazu Philosophie und Politik. Darum fiel mir dann der Absprung auch nicht so schwer.

CG[FP]: Also hast du nicht fertig studiert?

FN: Ich habe nicht fertig studiert. Ich habe dieses Studium begonnen und habe tatsächlich auch nebenbei, um das Studium zu finanzieren, im Comicladen gearbeitet. Und das hat nicht nur mein Studium, sondern vor allen Dingen auch mein Hobby Comics zu sammeln finanziert. Weil ich mich dann da natürlich auch in erster Linie um die Amis gekümmert habe.

CG[FP]: Das heißt, du hast schon seit langem ein Interesse an Englisch?

FN: Ja, das schon. Aber das hat mich auch vorher schon interessiert, auch bei der Musik, weil ich jetzt wissen wollte: „Hey, was singen Joy Division oder Suicidal Tendencies?“ Bei den Suicidals hast du ja eigentlich nichts verstanden, zumindest bei den ersten Platten nicht. Da hat man sich das dann zum Beispiel auch übersetzt.
Also, das war schon immer so, dass ich verstehen wollte, was ist … oder auch Bücher lieber im Original gelesen oder Filme lieber im Original gesehen habe.

CG[FP]: Viele Comicleser sagen ja auch, sie möchten’s lieber im Original lesen. Hat man dann das Gefühl, dass man es „nur“ für Leute macht, die der englischen Sprache nicht all zu mächtig sind, oder versucht man da auch ein bisschen was Eigenes zu erschaffen? Man sollte natürlich den Sinn nicht ändern, aber dass man einen eigenen Touch einbringt …

CG: Dass man sich im Grunde genommen einen Comic anguckt, das Deutsche liest und gleich sagt: „Aah, das ist eine Neubauer-Übersetzung.“ Dass du noch so eine Art persönliche Note mit dabei hast.

FN: Ich weiß nicht, ob das die Leute gemerkt haben. Es gab da ja schon diese Gags in den Übersetzungen, aber wem das jetzt aufgefallen ist, das weiß ich nicht. Aber ich denke nicht, dass ich so was wie „Entwicklungshilfe für Lernbehinderte“ war.

Man darf ja auch nicht vergessen: Wir haben Superheldencomics gemacht, die waren eigentlich gedacht für junge Männer in der Adoleszenz. Gelesen werden sie aber in Deutschland auch von schwitzenden Dreißig- bis Vierzigjährigen. Und dass die jetzt des Englischen nicht so mächtig sind, finde ich auch völlig in Ordnung. Warum auch nicht? Die sind mit Ehapa groß geworden, zwischendurch haben sie eine kleine Bildungspause eingelegt und dann sind sie mit Dino wieder in den großen, deutschen Roman eingestiegen und haben eben wieder angefangen zu lesen.

Mich haben diese Leute überhaupt nicht genervt, weil es auch spannend war, mit denen zu diskutieren, die dann sagten: „Ah“, und „Toll. Ich hab das damals schon bei Ehapa gelesen.“

Was mich mehr nervte waren Leute, die dann schrieben: „Ööh, ich hab’ das Heft auch gelesen und du hast das so übersetzt, ich würd’s aber so übersetzen.“ Wenn sich jemand ein deutsches Heft nur kauft, um den Übersetzer beim Fehler machen zu ertappen, dann denke ich: Okay, du hast zuviel Geld, mein Sohn, aber was soll dieser Kinderkram? Hätten wir das von fünfzehn anderen Leuten übersetzen lassen, dann hätten wir auch fünfzehn andere Übersetzungen bekommen.

Einer hat das Sagen und der fällt die Entscheidung. Bums. Und das ist nun einmal der Übersetzer, der für dieses Heft bezahlt wird und nicht die 20.000, die es zu der Zeit besser gewusst hätten.

CG: Übersetzt du generell alleine, oder hast du im Bekanntenkreis Leute, zu denen du sagst: Hier, wie würdest du das übersetzen? Inwiefern ist bei der Übersetzung „ich weiß, wie ich das übersetze und so mache ich das“, verglichen mit einer experimentelleren Entwicklung, bei der du andere einbindest?

Sandman 1 bei Feest/EhapaFN: Das hängt davon ab, was es jetzt ist, das du übersetzt. Für Superhelden muss man meist niemanden behelligen. Aber bei Sandman war es schon so, dass ich sehr gerne auf die Meinung anderer zurückgegriffen habe, auch im Bekanntenkreis. Sandman hatte einfach so viele Querverweise.

Und ich habe den ja auch in einer Zeit übersetzt, in der die Serie noch nicht beendet war. Es ist natürlich einfach, hinterher ranzugehen und zu sagen: Jetzt in neuer Übersetzung, jetzt liegt sie endgültig vor, denn jetzt wissen wir, wie es heißen muss. Nur zu dem Zeitpunkt war Sandman halt nur so weit erschienen.

Und da war es dann schon so, dass ich Leute aus meinem Bekanntenkreis gefragt habe. Wenn es chemische Probleme gab, dann war ein Chemiker dran. Dann hatte ich einen Freund, der hat Archäologie studiert. Das war schon ganz cool. Dann wurden die Leute gefragt, weil die lasen auch den Kram und denen habe ich dann auch gesagt: „Sag mal, was ist denn das? Ich komm da nicht ganz hinter.“

Und, wie gesagt, es ging noch nicht mit Google und Tralala. Den habe ich dann losgeschickt in seine Fachbibliothek und der hat’s dann nachgeguckt und gesagt: „Ja, das ist dieses und jenes Gewürz, und das wächst dann in Griechenland nur an dem Berg.“

CG: Wie hast du es bei literarischen Dingern gemacht? Es kam ja zum Beispiel Gilbert K. Chesterton im zweiten Sandman-Paperback vor und wurde teilweise auch zitiert. Hast du da einfach übersetzt, oder hast du gesagt: Okay, ich geh mal in die Bücherei und gucke nach wie das vor zwanzig Jahren übersetzt wurde?

FN: Also, da wo es tatsächlich Autoren waren, die einen größeren Namen hatten oder die jetzt eben auch auf Deutsch veröffentlicht wurden, da habe ich mir die Sachen auch tatsächlich besorgt. Der Chesterton ist jetzt meiner Ansicht nach nicht das beste Beispiel, sondern der „Midsummer Night’s Dream“ [dt.: Sommernachtstraum – d. Red.].

CG: Ah, klar … der Shakespeare.

Sandman 3 – TraumlandFN: Für mich ist der „Midsummer Night’s Dream“ das entsprechend beste Beispiel, bei dem ich gesagt habe: „Hey! Ich bin zwar vielleicht ein guter Comicübersetzer, aber ich maße mir nicht an, den Shakespeare neu zu übersetzen.“ Das wäre Unsinn. Da war nur die Frage: Welche deutsche Übersetzung nehmen wir? Nehmen wir den [Ludwig] Tieck, das ist also die Romantik, oder damals ist gerade von dem [Erich] Fried diese Übersetzung erschienen [Fried starb 1988, bei 2001 erschien 1995 Shakespeare in der Übersetzung von Fried – d.Red.], die ja eher prosaisch war. Wir haben das dann besprochen. Ich habe mit Georg darüber diskutiert und meinte: „Du, so wie das aufgebaut ist, finde ich, dass die romantische Sprache einfach besser passt.“

Ich weiß jetzt gar nicht, ob das im Copyright angegeben wurde, das müsste man natürlich gemacht haben.

Aber dann wurden halt diese Shakespeare-Zitate entsprechend mühselig auch rausgesucht. Das ging dann noch per Hand und das andere wurde dann eben von mir gemacht. Aber da maße ich mir nicht an zu sagen: Jetzt spiele ich den Harry Rowohlt der Comicübersetzung und mach den neuen Shakespeare. Nee, nee.

CG[FP]: Gibt es einen Fehler den du gemacht hast, der dir besonders im Kopf geblieben ist?

FN: Fehler gibt es so einige.. Jetzt mal im Ernst, wenn ich den Sandman noch einmal machen dürfte: Ich würde ihn auch neu übersetzen. Ich kann dir jetzt nichts Konkretes nennen, aber Ehapa hatte die Serie ja eingestellt, ich habe sie im Original weitergelesen, wo ich dann auch teilweise dachte: Oh Gott, was hast du denn da für einen Mist damals gemacht? Wie hättest du das jetzt hinbiegen wollen? Vieles hätte einfach nicht mehr geklappt.

CG[FP]: Ich meinte jetzt eigentlich so eine Sache, bei der du dich für eine Variante entschieden hast und dann im Nachhinein gemerkt hast: Da hast du jetzt das Falsche gewählt.

FN: Nee, da wüsste ich jetzt nichts. Das Einzige, wofür mich heute noch Manga-Fans lieben, das war damals diese Geschichte mit Ranma ½.

Ranma 1/2, alte AusgabenEs gab ja eine Zeit, in der Mangas aus dem Englischen übersetzt wurden, was ich natürlich sehr gut fand. Und so habe ich dann die ersten 18 Bände von Ranma ½ übersetzt. Ich fand das damals auch sehr gut, hatte die Sachen auch schon von VIZ [US Manga-Verlag – d.Red.] schon gelesen, ebenso wie einige andere Sachen von der Rumiko Takahashi. Das war nicht so Lolita-Zeugs, ich fand das ganz gut.

Und dann gibt es ja diese ganzen blöden Suffixe. Also „-chan“, „-sensei“, „-kun“, „-mun“. Und ich war anscheinend nicht ganz bei mir. Eine dieser Figuren [Ryōga Hibiki – d.Red.] verwandelte sich ja immer in so ein Ferkel und wurde dann P-chan genannt. Und ich dachte mir, das ist doch jetzt eine Verniedlichung. Das heißt doch eigentlich „Ferkelchen“, wenn man’s genau nimmt.

Und ich dachte: P = Pork-Chan. Also Porkchen, sozusagen. Pork übersetzt wäre doch eigentlich F wie Ferkel und statt „-chan“ nehme ich dann „lütt“.

CG: Lütt?! [grinst] [Lütt: norddeutsch für „klein“ – d. Red.]

FN: Ja, es passte halt. C, H, A, N. L, Ü, T, T. Vier Buchstaben. Geht wieder auf, es muss ja in die Sprechblase passen. Also wurde in der deutschen Übersetzung von Frank Neubauer aus P-chan F-lütt. [lacht] Was dann die Otakus mächtig auf die Palme brachte, die verstehen da ja wirklich keinen Spaß. Und da brannte dann auch wirklich der Wald. Soviel zu Namen, die man nicht ändert. Da hab ich wirklich gegen ein ehernes Gesetz verstoßen.

Ich durfte aber dann noch ein bisschen weiter übersetzen, ab Band 18 war aber Schluss. Und zwar nicht wegen F-lütt, sondern weil dann kein Material mehr von VIZ vorlag und Ehapa schon so weit war, dass man dann aus dem Französischen übersetzte. Dieser Übersetzer hatte aber auch nicht soviel Glück, den haben sie im Comicforum auch immer zur Sau gemacht.

Ich musste mich noch Jahre später immer für dieses F-lütt verteidigen. Auf der anderen Seite: Hey, warum nicht? Wir hatten auch Grüne Laterne. Warum also nicht F-lütt?

CG: Jetzt muss ich gerade kurz dazwischen hauen. Thomas hatte da vorhin etwas erzählt. Hier bringt wohl gerade jemand in Deutschland eine Art Marvel-Bibel selber raus, die „Das sagte Nuff“ heißt. So muss man wohl damals mal „’nuff said“ übersetzt haben.

FN: Ja, das ist damals mal so übersetzt worden bei Williams.

CG[FP]: Es gibt ja auch richtige Auflistungen, was alles bei den Simpsons und Futurama schief läuft. Berühmtes Beispiel ist die „alternative Kontrolllöschung“ … [in Futurama wurde aus „Try alternative-control-delete“, also dem Affengriff Strg-Alt-Entf für den Computer, im Deutschen: „Versuch die alternative Kontrolllöschung.“ – d. Red.]

CG: Also die Simpsons sind aber auch teilweise wirklich erbärmlichst übersetzt. Da sitz’ ich vor dem Fernseher und…

CG[FP]: … man weiß genau, was es im Englischen hieß.

CG: Ja, dann fallen so Sätze wie „Oh, so viele Schwüre“, wenn Lisa ein Buch liest und du weißt genau: Das sind „swear words“, das sind ganz sicher nicht Schwüre.

FN: Ja, aber das ist wieder dieses Problem wie beim Comicübersetzen, wo die Leute  immer sagen: „Ja, da muss man doch einfach nur dieses… und das heißt jetzt jenes.“ Ja, natürlich. Das weiß der Übersetzer oft auch, aber dann ist die Sprechblase nur so verschissen klein.

IDWs Dark Days bei InfinityEs hat mir ja viel Spaß gemacht, die IDW-Sachen für Infinity zu machen. Aber das sind wirklich die kleinsten Sprechblasen, die du finden kannst. Und sie sind so perfekt um jedes Wort herumgezeichnet, da hast du kaum Möglichkeiten als Übersetzer. Und ähnlich verhält es sich halt auch mit diesen Filmgeschichten. Es geht ja nicht nur darum, dass man es übersetzt, sondern dass man es auch ein bisschen lippensynchron hält. Also das ist ein Job, den möchte ich noch weniger machen als meinen.

Öhm… Quatsch. Was sollte das jetzt heißen?

CG[FP]: Das streichen wir dann aber raus. [grinst]

CG: Was mich interessiert: Wie bist du an Situationen rangegangen, wenn du merktest, dass da jemand tiefsten amerikanischen Dialekt spricht? Hast du gesagt, das lassen wir ganz weg? Du meintest am Telefon im Vorgespräch mal, dass sich dir die Nackenhaare hochstellen, wenn plötzlich der Kneipier von Superman hamburgisch spricht.

FN: Das ist das Ding. Die deutsche Sprache ist ja ein wenig arm. Gut, MTV macht sie reicher – yo, homie! –, aber dazwischen passiert leider wenig. Das heißt, wir haben das Hochdeutsch, wir haben die Dialekte, aber so einen richtigen Slang haben wir meinem Erachten nach nicht. Es gibt dann nur die Unfähigkeit sich auszudrücken, aber das will ich nicht als Slang bezeichnen.

Und es gibt tatsächlich viele, die das dann auch in ihren Übersetzungen durch Dialekt kompensieren. Nur das Problem ist: Das funktioniert dann nicht. Du hast dann, wie du schon sagst, eine Kneipenszene bei Superman und der Wirt spricht dann hamburgisch… das geht nicht. Für mich geht das überhaupt nicht.

Du kannst auch nicht in einem Manga jemanden hessisch reden lassen. Gut, ich hätt’s mich vielleicht noch getraut, aber das sollte man auch nicht machen. Deswegen ist so was oft sehr schwierig. Das Einfachste ist dann, den Leuten entweder einen Sprachfehler zu geben oder die Kürzelsache zu benutzen. Also sprich: Mit Wortverkürzungen wie „seh’n“ oder „geh’n“ anfangen und dann auch langsam gucken, was wir da ausbauen können. Können wir da vielleicht grammatikalisch irgendwas ausbauen, einen Sprachfehler zum Beispiel.

Aber auf keinen Fall würde ich da irgendeinen Dialekt bemühen. Und ich finde es auch immer zweifelhaft, dieses Erkan-und-Stefan-Sprech zu verwenden. Das findest du häufig, dass Leute denken: Okay, das ist jetzt das Einfachste, wir machen jetzt dieses Erkan-und-Stefan-Sprech oder Ali G, und damit hätten wir das dann erledigt.

CG: Anderer Punkt, wenn du’s sagen willst: Was hältst du momentan von der Qualität der Übersetzungen in Deutschland allgemein? Hat sich das in den letzten Jahren nach oben, nach unten, zur Seite entwickelt?

FN: Ich kann das ja eigentlich nur für die Sachen sagen, die ich als Redakteur betreue. Das wären dann ja immer die Übersetzungen von Japanologen, und ich glaube, dass es da so breit gefächert ist wie höchstwahrscheinlich auch bei den Superhelden.

Das heißt, dass es ganz hervorragende Übersetzer bei den Japanologen gibt, wo es einfach eine Freude ist, die Übersetzungen in die Finger zu bekommen und zu lesen, und es gibt Übersetzungen, bei denen ich mir mein Geld als Redakteur auch wirklich verdienen muss. Also, das ist sehr breit gefächert.

Was mich ein bisschen stört – und das haben wir meinem Erachten nach ein wenig vernachlässigt bei der Dino-Diskussion vorhin – ist, dass das bei Dino am Anfang alles lustig war. Da hatten wir Spaß mit. Frank ist für DC, Max für Marvel oder was auch immer. Das Problem ist aber auch, dass das den Grundstein legte für eine eigenartige Art von Personenkult.

Da wollten dann Leute plötzlich von Max oder mir Autogramme und nicht vom Zeichner. Und da habe ich auch gedacht: Hier läuft jetzt irgendwas falsch.

CG: Habt ihr dann auf die Euphoriebremse getreten oder wurde das einfach laufen gelassen?

FN: Also ich denke, es wurde laufen gelassen. Man darf ja auch nicht vergessen, dass ich ja nicht bis ans Ende aller Tage mit Dino verbunden geblieben bin. Von daher kann ich nicht sagen, ob das nachher aufrechterhalten wurde. Aber es gab wirklich Zuschriften von Lesern, die gekaufte Hefte einschickten mit der Bitte, dass wir die unterschreiben.

Und ich dachte: Okay, also jetzt läuft was falsch. Am Anfang habe ich das noch hin und wieder gemacht, habe aber nachher gesagt: Leute, nein, ich finde das Quatsch, wenn du plötzlich in Erlangen angesprochen wirst mit: „Bist du nicht …?“

Und ich denke, das ist auch zu weit gegangen. Das ist nicht unbedingt bei Dino zu weit gegangen, aber das wurde ja auch später mit Hilfe des Internets auf die Spitze getrieben, wo du wirklich den Eindruck bekamst: Comicsachverstand? Das sind so und so viele Postings in einem Forum, die abgeschrieben sind von diesen und jenen amerikanischen Websites. Und danach haben auch viele Verlage wieder ihre Übersetzer ausgesucht. Zumindest habe ich manchmal diesen Eindruck.

Das heißt, je mehr Beiträge jemand im Comicforum hatte, umso besser war er dann wahrscheinlich als Übersetzer geeignet. Was dann in meinen Augen doch eher Unsinn ist.

Dieser ganze merkwürdige Kram ist schon komisch und das hat dann auch mit Fandom nichts mehr zu tun. Da muss man ja auch sehen, dass wir eine ganz andere Situation haben als die Amerikaner.

In den USA sind ja dann aus Leserbriefschreibern tatsächlich Autoren geworden. Die Pinis zum Beispiel [Richard & Wendy – d. Red.], die damals eifrigst bei Marvel irgendwelche Leserbriefe geschrieben haben und dann später eben ihr Elfquest veröffentlichten, was nicht gerade meine Lieblingscomicserie ist. Aber so etwas gibt es ja hier nicht.

Gut, jetzt mit den Mangas ist es wieder etwas anderes, aber die Entdeckung deutscher Superhelden ist dann doch ein bisschen an mir vorbeigegangen.

Deutsche Eigenproduktion: CG: Da gab es ja noch Dorn und IPPs Fantasy-Superhelden-Schiene …

FN: Wobei es aber auch keinen Sinn hat, wenn jedes Dreivierteljahr mal eine Ausgabe von Helden erscheint. Da weißt du dann wirklich nicht mehr, was in der letzten Ausgabe passiert ist.

CG: Es fehlte mir da aber auch …

FN: … eine Geschichte?

CG: Schon. Das war einfach dieses Image-Ding: Scheiße, wir können geile Bilder machen, und der Rest passt schon irgendwie.

FN: Also, toll zeichnen konnte er [Ralf Paul – d. Red.], aber man merkte da einfach diesen Rollenspieleinschlag bei den Sachen und das war für mich persönlich immer ein Problem. Ich konnte eben nie viel anfangen mit diesen Fantasy-Rollenspielen und „ich würfle drei W6 Schaden und jetzt musst du deine Mütze abnehmen.“

CG: Für mich war es immer noch zu amerikanisch. Mir fehlte da einfach das Lokalkolorit. Wo du den Comic in die Hand nimmst und denkst: Klasse, dass kenne ich.

FN: Das funktioniert aber nicht bei Superhelden.


CG: Könnte…

FN: Nee, das halte ich für Quatsch. Ich bin immer noch der Meinung, dass da wirklich ein Fehler gemacht wird. Superhelden sind halt ein amerikanisches Genre und für Deutschland sollte man sich dann eher im Bereich Fantasy versuchen. Ich denke, das hätte dann mehr Chancen gehabt und da kann man dann auch einen Helden aufziehen. Was ja damals auch in Anklängen bei Dorn oder Helden zu erkennen war. Das hätte man toll machen können.

Es ist ja historisch auch genug passiert, um tolle deutsche Barbarengeschichten oder so etwas zu erzählen. Dann müsste man ein wenig Bildung entwickeln, sich historisch ein wenig fit machen und dann könnte man da wirklich tolle Geschichten erzählen.

CG: Jetzt sind wir aber völlig von der Spur abgekommen. Wir waren ja eigentlich bei dir und dem Dino-Verlag. Wie kam es denn zu deinem Ausscheiden?

FN: Dino wurde ja immer größer und machte auch mehr Serien. Ich hatte ziemlich viel zu tun für Dino und konnte mich da auch nicht beschweren. Aber es wurde auch alles ein bisschen komisch. Am Anfang war Dino ja Max und ich und gut … aber dann kamen auch intern immer mehr Leute dazu.

Als Übersetzer ist es so, wenn du dich mit einem Redakteur auseinandersetzen musst, dann ist der für dich zuständig und sagt dir: „Das machst du. Das will ich so und so haben.“ Und dann ist es auch gut.

Wenn aber auf einmal zwei oder drei Redakteure über deine Übersetzung drüber gehen und du sie wieder zurückgeschickt bekommst und jeder Redakteur in seiner Farbe irgendwas angemerkt und verbessert hat und dir dann jeder Redakteur noch unterschiedliche Schulnoten gibt, da habe ich dann gesagt: Leute, das geht nicht, das wird mir jetzt zuviel.

CG: Wie stark wurde da am Ende noch eingegriffen?

FN: Das war schon sehr eifrig. Das Problem war oft, dass es Sachen waren, bei denen die Redaktion das Augenmaß verloren hat. Da mussten sich dann die Letterer abmühen, um das alles in die Sprechblase zu kriegen. Aber gut, der Redakteur hat das letzte Wort. Das habe ich jetzt selber zum Beispiel bei der ein oder anderen Manga-Übersetzung und die hatten es halt bei Dino.

Ich sage ja jetzt auch teilweise Übersetzern, was sie machen sollen. Aber wenn du dann drei Redakteure hast, die an deiner Übersetzung rummäkeln und dann bekommst du auch noch eine Schulnote, da weißt du echt nicht, was du noch machen sollst. Da denkst du dann ohnehin, du bist im falschen Bild. Und dann gab es auch mehr Übersetzer. Das Merkwürdige war dabei eben, dass damals die Justice League von Grant Morrison bei Dino erschien und ich sollte die Serie machen, auch wieder die Leserbriefseiten betreuen und mir Gedanken machen, wie die redaktionellen Seiten aussehen sollten bezüglich des „Who is Who?“. Das war vereinbart und das war auch der Stand der Dinge.

Ich hatte also schon einmal angefangen auf Halde „Who is Who“s zu schreiben. Und normalerweise hatte ich die Hefte auch immer da. Ich hatte sie ja im Original gelesen, da habe ich dann für die Übersetzungen meine eigenen Exemplare genommen, aber bei Justice League fehlten mir dann doch Hefte. Ich hatte die ersten vier dann schon übersetzt, rief bei Max an und meinte: „Hey, ich hab die ersten vier übersetzt und ich brauch’ mal Justice League 5 und 6 zum Übersetzen.“

Und da erfuhr ich dann, dass ich die Justice League doch nicht mehr übersetze. Da dachte ich mir eben auch: Gut, wenn das jetzt der neue Umgang ist, dann Prost Mahlzeit. Das macht natürlich keinen Spaß, denn du brauchst ja auch eine gewisse Planung, wenn du selbstständig bist.

Den Schlusspunkt gab es dann beim zweiten oder dritten Superman-Timewarp. Das war einfach ein immenses Arbeitspensum, da gab es zwei Timewarps, dann noch diese verrückten Specials und die normale Serie, wo ich dann gesagt habe: „Leute, das schaffe ich nicht. Das müssen wir irgendwie anders handhaben.“ Dann wurde entschieden, dass ich entweder nur das Special oder nur den Timewarp machen sollte, also je nachdem. Den genauen Terminplan sollte ich noch bekommen.

An einem Freitag rief mich dann die für Superman zuständige Redakteurin an und fragte, wo das Superman-Special bliebe. Ich daraufhin: „Wieso? Nach dem Plan, den ich hier habe, ist das Special in zwei Wochen fällig und dann bekommst du es auch.“
–  „Nein, der Abgabetermin ist heute, hat Max dir das nicht gesagt?“
– „Der Max hatte mal angedeutet, dass es Terminverschiebungen geben könnte, aber ich habe nichts Schriftliches mehr von euch bekommen. Aber wenn du willst, kann ich mich übers Wochenende hinsetzen und das machen, ihr hättet das ja heute sowieso nicht mehr abgearbeitet.“

Gut, dachte ich, musst du halt das Wochenende über arbeiten. Pech gehabt. Nur dummerweise rief dann Max noch einmal an und das Gespräch begann mit „Frank, du Arschloch“. Da dachte ich mir, das ist halt der neue Umgangston bei Dino, der gefällt mir aber nicht.

Max wies mich dann darauf hin, dass er mir das mitgeteilt hätte, und und und. Dann war das Gespräch beendet und ich habe mir über das Wochenende Gedanken gemacht, wie es wohl wäre, wenn ich nicht mehr für Dino übersetzen würde.

Das ist ja der Unterschied: Manche Leute machen sich selbstständig um auszuschlafen und bei schönem Wetter auf der Wiese zu liegen, andere machen sich selbstständig, weil sie einfach ihr Ding machen wollen. Und zu meinem Ding gehörte es sicher nicht, mich von irgendwelchen Leuten „Arschloch“ nennen zu lassen.

Und deswegen bin ich dann zu dem Schluss gekommen, dass ich es überleben werde, nicht mehr für Dino zu übersetzen. Eher, als mich öfter „Arschloch“ nennen zu lassen. Ich habe dann eben am Montag Morgen bei Dino angerufen und sie darüber in Kenntnis gesetzt, dass ich mit sofortiger Wirkung nichts mehr für sie übersetzen werde.

CG[FP]: Frank, wir hatten es schon mal kurz angesprochen. Du standest früher für mich immer für Infinity. Einfach, weil du immer auf den Leserbriefseiten präsent warst, du warst für mich der Mann hinter Infinity. Zum Anfang meiner Comiczeit dachte ich auch ganz lange Zeit, du wärst da fest angestellt, bis dann irgendwann klar wurde, du bist Übersetzer und freier Mitarbeiter. Und da bist du jetzt auch nicht mehr, richtig?

FN: Nee, da bin ich jetzt auch nicht mehr. Das ist leider richtig.

CG[FP]: Seit wann?

FN: Das ist jetzt schwer zu sagen. Es sind hier auf dem Salon, glaube ich, noch Hefte, die noch von mir übersetzt sind. Ich habe aber die Zusammenarbeit mit Infinity, ich glaube im April, beendet.

CG[FP]: Das kam von deiner Seite?

FN: Das kam von meiner Seite. Ich glaube, das würde man höchstwahrscheinlich „künstlerische Differenzen“ nennen.

Wenn man selbständig ist, braucht man eine gewisse Planungssicherheit. Man muss wissen, wie viele Titel in einem Monat veröffentlicht werden, wann wie viel Geld reinkommt. Schließlich muss ich meine Miete bezahlen und und und … Aber bei Infinity kam es, ob selbstverschuldet oder nicht weiß ich nicht, immer häufiger zu Verschiebungen und Ausfällen. Auf Dauer war das für mich zu unsicher  …

Ich betreue bei Ehapa einige Mangas als Redakteur und dann veröffentlicht Ehapa jetzt auch wieder einige Sachen aus dem Englischen, die ich gerne übersetzen würde, es war also auch etwas schwierig, die Infinity-Sachen noch unterzubringen.

Bei den anderen Verlagen habe ich einen Plan. Ich weiß heute schon, was ich in drei oder vier Monaten bei Ehapa auf dem Tisch habe. Bei Infinity ist das mehr auf Zuruf. Die Leser wissen das ja auch. Es steht ja auch auf den Leserbriefseiten. Dann kommen wieder Filme nicht, dann sind Daten kaputt.

Das heißt, du denkst, du machst dieses Heft, machst dann aber doch wieder jenes Heft. Und das ist für mich eben schon sehr schwer, wenn du deine Arbeit auch ansonsten ganz gut organisiert hast – und ich bin ja auch bemüht, ausgelastet zu sein – und dann immer zwischendurch auf Zuruf: „Jetzt mach mal bitte das Heft und oh, jetzt haben wir die Filme für dies Heft bekommen und das hätten wir gerne.“

Ich denke, bevor du dann anfängst, schlechte Übersetzungen abzuliefern, weil du unter Druck arbeitest, ist es besser, so ehrlich zu sein und zu sagen: „Marius, ich denke, es hat unter den Umständen auch keinen Sinn mehr.“

CG[FP]: Hast du dich sehr mit Infinity bzw. dem Programm identifiziert? Du warst ja doch sehr lange dabei.

FN: Also, ich habe mich mit einigen Sachen sehr identifiziert. Gerade mit Spawn und dem Brutkasten. Das waren wirklich immer meine Videospiele, von denen ich geschrieben habe, meine Filme, die ich gesehen habe und vor allem war es auch immer meine Meinung.

Ich war jetzt aber wirklich nicht Fan von jeder Serie bei Infinity, das muss ich auch ehrlich zugeben.

Also dieser ganze Babekram … hm … also, ich bin jetzt in einem Alter, wenn ich da eine halbnackte Frau oder eine nackte Frau sehen will, dann kann ich mir einen Porno ausleihen, da muss ich mir nicht für 3,90 Euro ein Heft am Kiosk kaufen. Also, das konnte ich nie unterschreiben.

IDWs 30 Days of Night bei InfinityAber was mir sehr, sehr gut gefallen hat, waren diese ganzen Veröffentlichungen von IDW wie 30 Days of Night oder Return to Barrow. Das waren Sachen, hinter denen ich sehr gestanden habe. Das zu übersetzen hat mir auch wahnsinnig viel Spaß gemacht. Auch wenn es jetzt nicht wirklich anspruchsvoll war – davon hätte ich auch gerne noch mehr gemacht.

Aber es ist auch schlecht, zu einem Verlag zu sagen: „Ich lasse jetzt alle Serien sein, weil es mir nicht mehr in den Plan passt … aber ich würde gerne noch dieses oder jenes machen.“
CG[FP]: Ich habe das gefragt, weil ich dich zuerst von Infinity her kannte und man hat sicher sehr viel Kontakt mit den Leuten, man kennt die Serien in- und auswendig.

FN: Ja, natürlich. Diese Entscheidung ist mir mit Sicherheit auch nicht leicht gefallen. Aber das Problem war eben intern bei Infinity auch, dass das CrossGen-Universum ja durch war. Da hatte Infinity noch die letzten Bände übersetzen lassen und diese Übersetzer waren dann wohl auch ohne Lohn und Brot. Zumindest so weit ich hörte.

Und die sollen sich wohl auch um Aufträge von Infinity bemüht haben und sollen gesagt haben: „Wir machen das günstiger.“

Ich weiß es natürlich nicht. Du kannst ja nur schwer überprüfen, machen die’s wirklich günstiger oder ist das nur ein Argument, um die Übersetzer ein bisschen gegeneinander auszuspielen. Das weißt du natürlich nicht.

CG[FP]: Hast du einen festen Stundensatz oder ist das je nach Verlag anders?

FN: Ich habe natürlich gewisse Vorstellungen, aber normalerweise haben die einzelnen Verlage einen gewissen Satz. Das ist unterschiedlich. Das ist entweder eine Seitenpauschale, also dass man sagt, du bekommst für das Objekt pro Comic- oder Manuskriptseite den Betrag X, oder es ist von Anfang an so, dass man sagt: „Für den Band haben wir diese Kalkulation. Das ist jetzt ein großes Medienthema, wir werden eine hohe Auflage fahren, entsprechend ist dann das Honorar dann auch höher.“

CG: Lebst du alleine von deinen Übersetzungen?

FN: Von den Übersetzungen und der Redaktion. Ja.

CG[FP]: Und du bist wahrscheinlich auch glücklich, dass das so funktioniert?

FN: Ja, natürlich. Mich macht das immer noch sehr froh. Es gibt immer noch so Sachen, bei denen ich eben sage, dass ich dieses oder jenes gerne machen würde. Ich war auch mal nahe dran Videospiele zu übersetzen, was ich auch sehr spannend gefunden hätte.

Aber da ist dann dummerweise – gerade als ich diesen Kontakt hatte – der entsprechende Mann entlassen w rden und da war es mir dann auch müßig, wieder langwierig einen neuen Kontakt aufzubauen. Aber das war toll. Es wäre fast Resident Evil geworden und das hätte mir auch sehr viel Spaß gemacht, das muss ich gestehen. Aber das hat sich dann zerschlagen.

Ich habe auch mal für die Klebebilderalben Texte geschrieben! Ich finde das toll, wenn so merkwürdige Aufträge aus heiterem Himmel kommen. [grinst]

Das war auch wirklich lustig. Da hatte Topps dann halt angerufen. Die haben zu einem Anime eine Klebebilderserie gemacht und mich dann gefragt, ob ich Lust hätte, zu dem Klebebilderalbum redaktionell Texte zu schreiben. Ich habe denen meinen Preisvorstellung gesagt und dann den Zuschlag auch bekommen. Das war auch wirklich sehr spannend.

Ich habe auch, was aber nie erschienen ist, für einen deutschen Ableger von Topps namens Merlin, auch ein Trading-Card-Hersteller, Trading Cards von Beavis & Butt-Head übersetzt. Die sind aber nie erschienen.

Mit einer Übersetzung gibst du auch zeitgleich alle Rechte ab. Der Verlag kann also mehr oder weniger alles damit machen. Und Merlin verkaufte diese Übersetzung dann weiter an Heyne. Das ist dann in dieser Heyne-Minibuch-Reihe erschienen, das sind aber eigentlich die Texte von den amerikanischen Trading Cards.

CG[FP]: Welcher von deinen übersetzten Comics hat dir am meisten Spaß gemacht, was ist da deine Lieblingsserie?

CG: Außerdem, was machst du aktuell und wo würdest du sagen „Verdammt, Leute, lest das!“ Egal ob du jetzt selbst dabei bist oder nicht?

Cages 1FN: Was ich gerne gemacht habe und was man bis heute hin wirklich gelesen haben sollte, einfach von der tollen Geschichte her, ist Cages von Dave McKean für den Carlsen Verlag.

Und aus ganz anderen Gründen auch Mr. Punch von Dave McKean und Neil Gaiman. Bei Mr. Punch ist es die Tatsache, dass das eine Co-Produktion war. Das Ganze wurde in Hong Kong für Frankreich, für England, für Deutschland gedruckt. Und ich habe damals zur Übersetzung riesige Kopien der Originalseiten gehabt, auf denen dann wirklich noch Scribbles und Anweisungen von McKean und Gaiman zu finden waren.

Mr. PunchDas war so geil … und ich musste sie wieder abgeben. Nur bevor ihr jetzt fragt, ob ihr euch die mal angucken dürft. Das war wirklich spannend. Du hattest wirklich das Gefühl, dass du jetzt so ein wenig an so einem Entstehungsprozess teilnimmst und konntest auch wirklich nachvollziehen „geil, das haben die sich dabei gedacht und da haben die das her.“

Das war auch so ein Band, wo ich damals Hilfe von einem Engländer hatte, der tatsächlich Puppenspieler war und auch alte Puppen sammelte. Denn mit manchen der Anspielungen in dem Band kam ich nicht so ganz klar, und da konnte ich dann ihn fragen. Man braucht gar kein Google, wenn man andere Leute kennt.

Das waren jetzt meine Favoriten, würde ich sagen.

Von dem was ich als nächstes mache … Joey und die Wächter der Nacht habe ich sehr gerne für Ehapa übersetzt, weil ich fand, dass das ein wirklich schöner Jugendcomic ist. Er wird im September erscheinen.

Ich freue mich jetzt darauf, den neuen David Lloyd zu übersetzen. Von den Übersetzungsarbeiten, die vor mir liegen, ist das das Nächste, worauf ich mich sehr freue.
Ach, Mensch … halt! Und natürlich noch den Clive Barker, Thief of Always für Ehapa. Man muss ja IDW nicht nur für Infinity machen, man kann ja IDW auch bei Ehapa machen. Da sind ja schon Metal Gear Solid und Shaun of the Dead erschienen, die ich übersetzt habe. Und jetzt kommt halt Thief of Always von Clive Barker. Da hoffe ich auch wirklich sehr, dass der sich verkauft, weil es eine tolle Geschichte ist.

IDW hat inzwischen ja auch eine neue Clive-Barker-Serie angefangen. Das heißt, wenn die Leute den jetzt auf Deutsch kaufen würden – ausnahmsweise mal – dann könnte man natürlich auch eine weitere IDW-Sache bringen.

CG: Ein guter Abschluss des Interviews, würde ich sagen. Vielen Dank für das interessante Gespräch und dass du dir so viel Zeit für uns genommen hast!

Bildquellen: comiccover.de, amazon.de (Cages und Mr. Punch)