Rezensionen

Scurvy Dogs: Rags to Riches (US)

Verflixt, ich wollte diesen Comic wirklich viel mehr mögen, als ich es am Ende getan habe. Ich wäre dafür sogar gewillt, Ryan Younts Zeichenstil als „funktionell“ zu bezeichnen, auch wenn er in Sachen Perspektive, Detailarbeit und Mimik noch einiges zu lernen hat und auch wenn seine Figuren allesamt ziemlich steif aussehen. Das Problem an der Sache ist, dass ein Großteil der Witze einfach nicht richtig zündet. Dabei sind genug Ideen vorhanden, die mir richtig gefallen haben: Piraten versuchen moderne Berufe zu finden, singen Karaoke oder rotten eine Zivilisation hyperintelligenter Primaten aus. Das ist bizarr genug, um meinen Geschmack zu treffen. Und es sind auch genug Gags und Anspielungen vorhanden, um mich amüsieren zu können.

Nur: manchmal sind die Referenzen so sehr auf irgendwelche obskuren popkulturellen Phänomene der USA aus den Siebzigern oder Achtzigern bezogen und kommen in so kurzer Folge hintereinander, dass ich nicht die leiseste Ahnung habe, worum es da jetzt geht. Und in diesen Momenten wird der Comic für ein paar Seiten einfach nur langweilig. Darunter leiden besonders die letzten beiden Geschichten, die extrem szenenhaft wirken und wirklich nur noch aus solchen Referenzen bestehen. Mir persönlich waren die ersten Stories mit einem „durchgängigem“ Plot lieber. Wobei es auch bei den szenenhaften Stories immer noch tolle Momente gibt: AiT-Boss Larry Young ist der König der Hobo-Mafia, Black- und sein Bruder Bluebeard hassen sich wegen ihres Musikgeschmacks, und die Hintergrundgeschichte von Hauptfigur Blackbeard wird in Form des Aufsatzes einer Drittklässlerin präsentiert. Das sind die Szenen, in denen „Scurvy Dogs“ wirklich glänzt und zeigt, was hier drin gewesen wäre, wenn man nicht so oft dem Bedürfnis nachgegeben hätte, einfach nur abstrus oder obskur zu sein.

Wer glaubt, sich in der amerikanischen Popkultur auszukennen und Piratencomics mag, der kann mal reinschauen, aber insgesamt hatte der Comic einfach zuviel Leerlauf, um eine Kaufempfehlung auszusprechen. Aber ich will zumindest noch erwähnen, dass hinten im Comic eine Art „Audiokommentar“ vorhanden ist, ein mehrseitiger Text, in dem die Schöpfer jede einzelne Seite besprechen und erklären, was da passiert, wieso es passiert und was sie viel lieber gemacht hätten, wenn Yount ein besserer Zeichner wäre. Das ist ein wirklich nettes Bonusfeature, das ich gerne auch in anderen Comics sehen würde.

Scurvy Dogs: Rags to Riches
AiT/PlanetLar
Text: Andrew Boyd
Zeichnungen: Ryan Yount
160 Seiten; 12,95 $

nicht so toll