Rezensionen

Der Schimpansenkomplex 1

 Im Jahr 2035 soll die erste bemannte Marsmission starten, allerdings wird diese kurzerhand um etliche Jahre verschoben. Damit ist der Traum von Helen Freeman, die als am besten geeignetste Astronautin der NASA gilt, vorbei. Parallel dazu wird im Indischen Ozean eine abgestürzte Raumkapsel entdeckt, deren Herkunft und Besatzung für große Aufregung sorgen und die US-Regierung veranlasst, die Angelegenheit unter höchster Geheimhaltung zu untersuchen.

Schließlich scheint es so, als wären die Männer aus der Kapsel tatsächlich Neil Armstrong und Buzz Aldrin, die  über 60 Jahre zuvor mit der Apollo 11 auf dem Mond landeten. Aber sind die beiden verwirrten Männer wirklich die, die sie glauben zu sein? Als Helen Freeman zur Beratung hinzugezogen wird, konstatiert sie bei den beiden den bei Weltraumflügen nicht unüblichen Schimpansenkomplex, ein Stresssyndrom, das aus einem innerpsychischen Widerspruch heraus Wahnvorstellungen auslösen kann. Um die Identität von Armstrong und Aldrin zu überprüfen, macht sich Helen doch noch auf die große Mission, doch statt zum Mars geht es erneut auf die Mondoberfläche, wo man hofft, die wahren Umstände der Apollo-Mission nachvollziehen zu können.

 Der Schimpansenkomplex versetzt den Leser in ein unheimlich spannendes Sci-Fi-Setting, bei dem wirklich viele Fragen aufgeworfen werden und das Mysterium um die beiden zurückgekehrten Astronauten beklemmende Gefühle auslösen. Es entsteht eine Situation, mit der auch die weiter technisierte Erde im Jahr 2035 nicht umzugehen vermag. Was ist damals tatsächlich passiert? Und wenn Apollo 11 Jahrzehnte unterwegs war, wer waren dann die Männer, die damals zurück zur Erde kamen und auch hier starben? Autor Richard Marazano gelingt es eine groß angelegte Geschichte um Raumfahrt mit wirkungsvollen Mysterelementen zu versetzen und lässt seine Handlung um Helen Freeman und ihre Tochter kreisen, die eine menschliche Komponente verkörpern. Überhaupt wechselt die Szenerie gekonnt zwischen Helens Aufklärungsarbeit mit Militärs, Ärzten, Technikern und der Erlebniswelt ihrer Tochter, die gerne mehr Zeit mit ihrer Mutter verbringen würde. Beide Seiten sind sehr authentisch und nachvollziehbar dargestellt.

 Das Artwork von Jean-Michel Ponzio wirkt an vielen Stellen wie ein durch Fotobearbeitung entstandenes Gesamtbild. Anders als bei vermeintlich fotorealistischen Bildern anderer Künstler (z.B. Greg Land), bei denen bestimmte Szenen deutlich von einem Realbild abgepaust erscheinen, schafft es Ponzio vorzüglich, die Zeichnungen dynamisch zu halten, variantenreiche Mimik aufrechtzuerhalten und die Konturen genau richtig mit der Kolorierung abzustimmen. Gerade im großen Albenformat lässt sich dieser Stil als sehr gelungen bezeichnen.

Dieser Band macht einfach Lust auf mehr, schade nur, dass man bei dieser spannenden Story noch gut ein Jahr warten muss, bis die dreiteilige Serie komplett vorliegt und das letzte Geheimnis um den Schimpansenkomplex endgültig gelöst ist.

 

Der Schimpansenkomplex 1: Paradoxon
Splitter; Juli 2008
Text: Richard Marazano
Zeichnungen:Jean-Michel Ponzio
56 Seiten; farbig; Hardcover; 13,80 Euro
ISBN: 978-3-940864-28-4

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Bildquelle: splitter-verlag.de

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