Rezensionen

Hellboy 7: Seltsame Orte

Bastians Besprechung:

„Schwarz und Weiß – ich steh auf diese Seiten…“
In etwa so würde ich den Eindruck  vom neuesten Hellboy-Band zusammenfassen, denn wieder hat es Mike Mignola geschafft, mich von dem gehörnten roten Höllenjungen zu überzeugen. Aber bevor das hier in Lobhudelei ausartet, klären wir erstmal den Inhalt.

Hellboy schlägt sich durch zwei Geschichten, die sich aber in Teilen aufeinander beziehen. Der paranormale Ermittler quittierte in der Ausgabe zuvor den Dienst und macht sich in diesem Band auf den Weg nach Afrika. Oder wie der Titel des Bandes schon selber sagt: an Seltsame Orte. Im ersten Fall, Titel: Der dritte Wunsch, einfach schnurstracks in die riesige Badewanne der Erde, in den Ozean. Hier trifft er auf Meerjungfrauen und auf ein Fischmonster namens Bog Roosh, das ihn unter Wasser gefangen hält. Die zweite Geschichte mit dem Titel Die Insel findet dann endlich in Afrika, auf einer kleinen Insel, statt. Hier wird Hellboy in einem Schloss mit merkwürdigen Ereignissen konfrontiert, jedoch erfährt er auch das Geheimnis um seine Rolle bei der Apokalypse und noch viel mehr.

Die erste Geschichte will vor allem eins, den Leser unterhalten. Der dritte Wunsch bietet von allen guten Hellboyelementen ein bisschen: eine gute Portion Mystik, eine ebenso große Portion Action in Kombination mit Hellboys markanten Sprüchen und eine kleine Prise Wissen über Hellboy selbst. Ähnlich wie in den Kurzgeschichten aus Die rechte Hand des Schicksals oder Sarg in Ketten sind es immer Stories, die sich zwar hauptsächlich um eine mystische Erscheinung drehen, trotzdem nebenbei immer neue kleine Infos zu HB liefern. Diese Art von Geschichten sind für mich immer die Stärken von Hellboy gewesen.

Darum ist mein Urteil zur zweiten Episode etwas gespalten. Mignola gibt selber zu, Probleme beim Schreiben dieser Geschichte gehabt zu haben. So sollte die Story eigentlich erst von Pilzmenschen handeln, schließlich gab er diese Idee aber auf. Denn der Film zu seinem gehörnten Ermittler nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Da der Kinofilm viele der Geheimnisse um ihn präsentierte, musste Mignola sich bei der nächsten Geschichte etwas Gutes einfallen lassen, damit die Comicleser nicht im Nachteil waren. Zu diesem Zweck spielte er die ganze „Tier der Apokalypse“-Karte aus und verrät in der Insel und dem Epilog die Rolle seiner rechten hölzernen Hand und ihm selbst am Weltenende. Ob das nun so klug war, ist fraglich, denn die Geschichte wirkt jetzt ein wenig überfrachtet mit mythischen Infos und Erklärungen. Um bei den oben erwähnten Zutaten zu bleiben: Statt einer guten Portion Mystik gibt es nun genug Mystik für eine ganzes fünfgängiges Menü, statt der Portion Action gibt's hiervon nur eine Prise und das alles in einer ertränkenden Selbsterkenntnissoße. Die Insel lässt sich nicht so fließend lesen wie Der dritte Wunsch, ist aber im Inhalt trotzdem interessant. Die Frage ist jetzt nur, ob der Autor nicht zuviel preisgegeben hat und ob er noch Trümpfe im Ärmel hat. Aber ich bin da bei Mike Mignola optimistisch.

Zu den Zeichnungen lässt wie immer wenig sagen, bis auf Folgendes: „Oh Mann!“ Wie immer beweist er, ein Meister der Schwarflächen zu sein, denn jede Fläche hat ihren Sinn und Zweck und vermittelt einen schönen mystisch-gruseligen Stil. Das Zusatzmaterial weiß ebenso zu überzeugen mit dem Vorwort von Gary Gianni, Mignolas Erklärungen zu jeder Episode und seinen Zeichnungen aus dem Sketchbook. Natürlich dürfen fremde zeichnerische Interpretationen nicht fehlen. Alles in allem ist der
Band es wert, ihn zu kaufen und zwar nicht nur für Hellboyfans, schließlich erfährt jeder Neuling auch die Hintergrundgeschichte rund um den paranormalen Detektiv. Jedoch muss man dafür erstmal die überfrachtete Episode Die Insel überstehen, wer dies aber geschafft hat, der wird Hellboy um einiges besser verstehen.


Benjamins Besprechung:

Den höllischen Heroen von Mike Mignola verschlägt es nach seiner Abkehr vom B.U.A.P. in wässriges Gefilde. In Der dritte Wunsch, der ersten Geschichte in diesem Band, bekommt er es mit einer trügerischen Unterwasserhexe, der Bog Roosh, zu tun, die es nicht nur auf den guten Hellboy, sondern auch auf drei Fischmädchen abgesehen hat, deren Wünsche sie laut Sage zu erfüllen imstande ist. Natürlich entpuppt sich die Bog Roosh als wahrlich hexenhaft und wenig vertrauenswürdig…

In Die Insel landet der Höllenjunge dann auf eben einer solchen. Nur scheint diese Insel auch nicht unbedingt als ruhiges Urlaubsziel zu gebrauchen sein. Stattdessen erwartet ihn dort die definitive Kenntnis über die Herkunft seiner mysteriösen rechten Hand. Und mehr noch: Hellboy schaut in dieser Ausgabe dem Tod ins Auge…

Mike Mignola lüftet hier erstmals das Geheimnis um die „rechte Hand des Schicksals“ über die er nicht nur die Leser sondern auch Hellboy selbst über so lange Zeit im Unklaren ließ. Und das macht er gekonnt. Die Erklärung fällt sehr lang und komplex aus, bildet aber endlich einen weiteren wichtigen Baustein, mit dem der Charakter künftig vorangetrieben werden kann. Mignola stellt diese Enthüllung in einen äußerst interessanten Kontext, da er diese als Teil von Hellboys kurzer Reise an Seltsame Orte anführt, an deren Ende er allein seinem Schicksal entgegentritt. Wie eigentlich immer bei dieser Serie fordern die Dialoge und die vielen neuen Namen den Leser, gerade wenn dieser sich im Hellboy-Kosmos noch nicht so perfekt auskennt. Andererseits werden sie aufgelockert durch die typisch zynischen Kommentare innerhalb der Story, durch Begriffserläuterungen und durch einleitende Texte Mignolas. Nicht der einzige Bonus, der das CrossCult-Werk attraktiv macht, denn außerdem gibt es noch ein Vorwort, einen alternativen Beginn, Skizzen von Mignola und Pin-Ups deutscher Künstler (z.B. von Robert Labs und Mawil).

Hellboy 7: Seltsame Orte
CrossCult
Text und Zeichnungen: Mike Mignola
160 Seiten, schwarz/weiß, Hardcover; 18 Euro
ISBN 3936480079