Welt am Draht

52, heb auf: Was taugen die neuen DC-Serien? (Teil 1)

Teil 1 von 4: In August und September wird der DC-Verlag sein Superhelden-Universum in 52 fortlaufenden Serien neustarten. Das COMICGATE-Büro für nordamerikanische Angelegenheiten hat sich die geplanten Titel mal genau angeschaut.

52, heb auf 1
01 – JUSTICE LEAGUE
von Geoff Johns und Jim Lee

o PRO: Das neue Flaggschiff des DC-Universums verspricht, die JLA nach Jahren der Vernachlässigung wieder ins Scheinwerferlicht zu rücken. Geoff Johns ist der derzeit hochdotierteste Autor der Superheldenbranche, Jim Lee der kommerziell erfolgreichste Zeichner. Zudem stiegen beide kürzlich in die Chefetage von DC auf. Die Verkaufszahlen werden also astronomisch sein, und es wird den Machern niemand reinreden. Die Zeichen stehen auf Sturm.

o KONTRA: Die Herren Johns und Lee sind erfolgreich, weil sie es wie kein anderer in ihrem jeweiligen Metier verstehen, die feuchtesten Träume der Hardcore-Fans zu bedienen: billige Schockeffekte, scharfe Kurven und das wohlige Bewusstsein, dass früher alles besser war. Für den Rest der Welt ist das allerdings weniger interessant. Außerdem: Jim Lee? Mit einer monatlichen Serie? Wer’s glaubt, wird selig.

FAZIT: Wer wissen will, was demnächst im DC-Universum abgeht, kommt hier nicht vorbei. Alle anderen schon.


alt02 – JUSTICE LEAGUE INTERNATIONAL
von Dan Jurgens und Aaron Lopresti

o PRO: Die Macher sind kompetente Routiniers, die solide Hausmannskost abliefern werden.

o KONTRA: Die Macher sind kompetente Routiniers, die solide Hausmannskost abliefern werden.

FAZIT: Nur was für Nostalgiker, die ihre Heftchen aus den ’80ern und ’90ern alle schon auswendig können.


03 – AQUAMAN
von Geoff Johns und Ivan Reis

o PRO: Aquaman ist wieder da, und zwar von dem Team von Blackest Night!

o KONTRA: Aquaman? Im Ernst?! Außerdem war schon Blackest Night die reinste Fetisch-Sause für jung gebliebene Ü50-Fans.

FAZIT: Der geneigte Leser wird mittlerweile wissen, ob er Geoff Johns mag. Wer das noch nicht weiß, sollte lieber gleich einen großen Bogen um die Serie machen.


04 – WONDER WOMAN
von Brian Azzarello und Cliff Chiang

o PRO: Ein verdammt ungewöhnliches, unerwartetes Team für diese Serie. Azzarello und Chiang konnten in den letzten zehn Jahren nicht nur getrennt, sondern auch zusammen schon einige Lorbeeren sammeln: Ihr Einzelband Doctor 13: Architecture & Mortality von 2007, der das DC-Universum aus einem ganz besonderen Blickwinkel erforscht, ist wärmstens zu empfehlen.

o KONTRA: Wonder Woman? Im Ernst?! Seit Jahren versucht DC mit zunehmender Verzweiflung, die Figur auf eine Ebene mit Superman und Batman zu hieven und ihr neue Relevanz zu verleihen. Stattdessen wird sie immer blasser und austauschbarer, ihr Hintergrund immer verworrener. Allein in den letzten fünf Jahren sind die Top-Autoren J. Michael Straczynski, Gail Simone, Jodi Picoult und Allan Heinberg der Reihe nach an der Serie gescheitert.

FAZIT: Kaufempfehlung! Schon allein deshalb, weil „Brian Azzarello“ und „Wonder Woman“ im Kopf nur schwer zusammengehen. Das Ergebnis dieser Kombination sollte interessant werden, selbst wenn’s in die Hose geht.


05 – THE FLASH
von Francis Manapul und Brian Buccellato

o PRO: Der Zeichenstil Francis Manapuls ist dynamisch, hat viel Lob eingeheimst und passt gut zum roten Flitzer.

o KONTRA: Die Herren Manapul und Buccellato arbeiten schon seit einem Jahr an The Flash – als Zeichner, respektive Kolorist. Jetzt sollen die zwei plötzlich als Co-Autoren fungieren. Und auch für den Flash wird das, über die letzten fünf Jahre betrachtet, der fünfte Neustart und der sechste Autorenwechsel sein. Da ist Skepsis angebracht. 

FAZIT: Wahrscheinlich wird die Sache eher verzichtbar, wenn man nicht gerade Hardcore-Fan ist. Aber man hat ja schon Pferde kotzen sehen.



06 – CAPTAIN ATOM

von J.T. Krul und Freddie Williams II

o PRO: Autor J.T. Krul konnte die Verkaufszahlen der Green Arrow-Serie letztes Jahr verdoppeln, scheint also irgendeinen Nerv getroffen zu haben. Und Freddie Williams‘ Zeichnungen sind schick und stylisch.

o KONTRA: Autor J.T. Krul hat mit Justice League: The Rise of Arsenal nach Meinung vieler Kritiker einen der absolut miesesten US-Comics des letzten Jahres verfasst. Wieso man zu dieser Meinung gelangen kann, hat zum Beispiel Chris Sims für die Website Comics Alliance erläutert. Und: Captain Atom? Im Ernst?!

FAZIT: Könnte bestenfalls so spektakulär schlecht werden, dass es schon wieder unterhaltsam ist.


07 – THE FURY OF FIRESTORM
von Ethan Van Sciver, Gail Simone und Yildiray Cinar

o PRO: Autorin Gail Simone hat in der Vergangenheit meistens zumindest solide Arbeit abgeliefert, oft auch wirklich gute.

o KONTRA: Autorin Gail Simone ist hier Co-Autorin. Der andere Co-Autor heißt Ethan Van Sciver und ist normalerweise eigentlich kein Autor, sondern ein Zeichner, der sich öffentlich gern als passionierter Waffennarr outet. Und: Firestorm? Im Ernst?!

FAZIT: Wer weiß, vielleicht macht’s ja die Mischung… Aber lieber nicht.


08 – GREEN ARROW
von J.T. Krul und Dan Jurgens

o PRO: siehe Captain Atom.

o KONTRA: siehe Captain Atom.

FAZIT: siehe Captain Atom.


09 – THE SAVAGE HAWKMAN
von Tony Daniel und Philip Tan

o PRO: Tony Daniel, in erster Linie als Zeichner bekannt, ist in seiner jüngeren Karriere als Autor noch nicht negativ aufgefallen.

o KONTRA: Tony Daniel, in erster Linie als Zeichner bekannt, ist in seiner jüngeren Karriere als Autor noch nicht positiv aufgefallen. Philip Tan ist in seiner Karriere als Zeichner durchaus schon negativ aufgefallen. Und: Hawkman? Im Ernst?!

FAZIT: Next, please.


10 – MISTER TERRIFIC
von Eric Wallace und Roger Robinson

o PRO: Die vorliegende, von John Ostrander und Tom Mandrake geschaffene Version von Mister Terrific hat zwar auch schon 14 Jahre auf dem Buckel, ist aber im Vergleich zu anderen Figuren ein relativ unverbrauchtes Gesicht.

o KONTRA: Zeichner Roger Robinson ist zwar schon seit gut 15 Jahren im Geschäft, bisher aber noch nicht unbedingt mit einem besonders markanten Stil aufgefallen. Und Autor Eric Wallace hat mit Titans: Villains for Hire nach Meinung vieler Kritiker einen der absolut miesesten US-Comics des letzten Jahres verfasst. Wieso man zu dieser Meinung gelangen kann, hat zum Beispiel Chris Sims für die Website Comics Alliance erläutert.

FAZIT: Finger weg. Wenn’s wider Erwarten doch ein guter Comic werden sollte, kann man immer noch den Sammelband kaufen.


11 – DC UNIVERSE PRESENTS
von Paul Jenkins und Bernard Chang

o PRO: Mit der sechsten Ausgabe soll ein neues Kreativteam die Serie übernehmen, die sich dann um eine andere Figur als Deadman drehen wird.

o KONTRA: Die ersten fünf Hefte lang wird Paul Jenkins, der früher mal gut war, die Serie schreiben, und Bernard Chang, der früher auch nicht viel besser war als heute, wird sie zeichnen. Und: Deadman? Im Ernst?!

FAZIT: Ein andermal vielleicht.


Hier geht’s zu Teil 2, Teil 3 und Teil 4 der Blog-Serie.