Rezensionen

Jungle Girl 1


 Hält man den neuen Comicband Jungle Girl, der unlängst bei Panini erschien, in den Händen, bekommt man unweigerlich ein Deja-vu-Gefühl. Die Parallelen zur Marvelserie Shanna sind frappierend, und bedenkt man, dass auch hier Frank Cho (der die vor einiger Zeit auch in Deutschland veröffentlichte Graphic Novel Shanna the She-Devil gestaltete) seine Finger mit im Spiel hat, so muss man doch überwiegend von einer  Kopie des Konzepts ausgehen.

Tatsächlich ist das Dschungelmädchen Jana ein unverhohlenes Duplikat der namenstechnisch nicht unähnlich klingenden Marvelfigur. Frank Cho und Doug Murray, die bei Jungle Girl für Story und Text verantwortlich zeichnen, bemühen sich erst gar nicht, den Ideenraub zu verschleiern oder subtil zu gestalten. Selbstredend ist unter ihrer Feder vor allem auch ein weiterer Babecomic entstanden, der  zudem bereits auf dem Backcover als „Pulp-Abenteuer“ gekennzeichnet und quasi eine Nonmainstream-Variante des Titels aus dem Hause Marvel ist. Allerdings muss ja nicht zwangsläufig die Kopie schlechter sein als das Original, daher möchte ich etwas genauer auf den Inhalt von Jungle Girl eingehen und dessen Qualität beurteilen.

 Der Band enthält die US-Hefte 0 bis 5, veröffentlicht beim Verlag Dynamite, und präsentiert sich im etwas schmaleren DIN-A4-Format und schmuckem Hardcovereinband. Die Handlung an sich ist schnell erzählt: Das Flugzeug eines TV-Teams stürzt über einer Dschungelregion ab und landet in einer urzeitlichen Steinzeitwelt. Jana, die leichtbekleidete Titelheldin, findet die Crew, eskortiert sie durch die Wildnis und beschützt sie vor den heimischen Gefahren.

Das ganze Unterfangen stellt sich für den Leser äuerst zäh dar, denn Chos und Murrays Plot besteht vornehmlich aus platten Dialogen und dahinplätschernden Szenen. Der Comic ist im Grunde ein einziges Schaulaufen allerhand bekannter Dinosaurier, die Jana nach und nach abwehren muss. Und das mit Erfolg natürlich, denn sollte es sie wirklich erwischen und sie z.B. in einem T-Rex-Maul zerfleischt werden, käme das der Darstellung ihres üppigen Busens sicherlich so gar nicht gelegen. Und nichts anderes steht mehr in Vordergrund, als die Heldin möglichst sexy in Szene zu setzen.  Dass das Dschungelmädchen dabei mitunter auch als völlig unterbelichtet charakterisiert wird, scheint den Machern offenkundig egal zu sein. Das Resultat sind „denkwürdige“ Momente wie folgende: James Sebastian, Produzent und Teil des abgestürzten TV-Teams, versucht Jana über seine Arbeit aufzuklären. Nachdem sie zweimal bei Sebastian nachfragen muss, weil sie überhaupt keinen Schimmer hat, was „Produzieren“, „Genehmigung“ und „Locations“ bedeutet, fragt sie ihn, was denn überhaupt ein „Tefau“ sei. Na das hat doch jeder im Haus, so die Reaktion ihres Gegenübers. Worauf Jana, man mag es als Leser hervorsehen, kontert: „Was ist ein Haus?“.

 Okay, als ein jenseits der Zivilisation aufgewachsenes, junges Ding bleibt dir natürlich vieles verborgen, aber muss man es denn derart thematisch ausbreiten? Mal davon abgesehen, dass solch künstliche Dialoge der Todesstoß für vernünftiges Storytelling sind. In Junge Girl hat man als Leser allzu oft das Gefühl, dass nicht nur die Figuren blöd und/oder naiv agieren, sondern man auch selbst für dumm verkauft werden soll. Ein weiterer Beweis ist das Ende des Bandes: Ohne zu viel zu verraten, handelt es sich dabei um eine ganzseitige Szene (gedacht als vermeintlich spannender Cliffhanger), die allerdings beinhahe identisch ist mit dem Ende des ersten Kapitels (der Nullnummer). Dramaturgisch und perspektivisch fertigte Zeichner Adrianao Batista eine 1:1-Kopie an. Für mich ist das der traurige Höhepunkt eines äußerst enttäuschenden Comics und der Hinweis darauf, dass Cho und Murray nicht nur bei der Konkurrenz abgeguckt haben, sondern sich auch selbst einfachheitshalber kopieren.

Eine Leseprobe gibt es bei mycomics.de.

 

Jungle Girl 1
Panini, Februar 2010
Autoren: Frank Cho / Doug Murray
Zeichner: Adriano Batista
132 Seiten, farbig, Hardcover, 19,95 Euro

Schwacher Actioncomic mit Titten und Dinos

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Abbildungen: © Panini Comics