Welt am Draht

52 mal berührt: Suicide Squad #1

DC Comics startet sein komplettes Superhelden-Universum neu. COMICGATE trifft sich zum Speed-Dating mit den Erstausgaben aller 52 Serien. Wird es dabei zu heißen Spätsommer-Flirts kommen? Zu wilden Schlabberzungenküssen? Oder bleibt es doch eher beim Austausch lauer Unverbindlichkeiten? Hier ist alles drin, Freunde der Sonne. Folge 25 von 52: SUICIDE SQUAD #1 von Adam Glass, Federico Dallocchio und Ransom Getty.

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MARC-OLIVER: Zu meiner eigenen Überraschung hat mich dieser Comic ganz passabel unterhalten. Adam Glass schreibt hier nichts, was einen aus den Socken haut. Federico Dallocchio und Ransom Getty sind beileibe keine Weltklassezeichner. Und wie vormals doch recht markant ausschauende Figuren wie Harley Quinn oder Amanda Waller davon profitieren sollen, dass man ihnen ein sehr viel beliebigeres Äußeres verpasst, bleibt mir verborgen. Aber davon abgesehen: Glass und Co. haben sich hier eine ebenso schlichte wie effiziente Einführung ihres Konzepts und ihrer Figuren überlegt, und sie schaffen’s, sie bei der Umsetzung nicht zu vermasseln. Die Geschichte ist nichts für zarte Gemüter, und sie wird auch keine Preise gewinnen, aber sie funktioniert – und das sowohl als Einzelheft als auch als erste Episode einer Serie. Ganz okay also, summa summarum.

ZOOM-FAKTOR: 6 von 10!


 

BJÖRN: John Ostranders Suicide Squad ist eine meiner Lieblings-Serien von DC. Ein Haufen B-Schurken, gut charakterisiert, die auf lebensgefährliche Missionen geschickt werden und bei denen die Gruppendynamik eine ebenso große Gefahr wie die eigentliche Mission ist. Ich mochte auch Gail Simones Interpretation der Suicide Squad in Secret Six. Adam Glass‘ erstes Heft hingegen ging gar nicht.

Nichts für zarte Gemüter? Nett gesagt für ein Heft, das erstmal 19 Seiten lang aus Folterszenen und nur bedingt nützlichen Flashbacks besteht, nur um dann mit einem Outer-Limits-Twist anzukommen, den man kilometerweit gegen den Wind riechen konnte. Aber, okay, zumindest erfahren wir, warum die Leute hier sind und bekommen eine grobe Motivation für die Mehrheit der Figuren. Nur dass die allesamt so erbärmlich und unsympathisch sind, dass mich nichts daran reizt, mit ihnen zu fiebern. Kann zwar noch kommen, aber hätte unbedingt in diesem Heft geliefert werden sollen. Wenn ich für die Figuren nichts empfinde, dann wirkt das ganze Konzept nicht.

Selbst Figuren, die funktionieren sollten, funktionieren nicht. Ich mochte Deadshot immer, aber hier bekomme ich keinerlei Gefühl für die Figur. Dass ausgerechnet ein „deine Mutter“-Spruch zeigen soll, wie hart der Mann ist, wirkt so frisch wie ein Treffen der CSU-Führungsriege. Harley Quinn war immer wahnsinnig und gefährlich, aber dabei zumindest unterhaltsam. Hier ist sie eine masochistische Emo-Schranze. Und dass man aus Amanda Waller eine attraktive junge Frau machen musste, die einen Hauch von BH durchblitzen lässt, nimmt der Figur viel von dem, was sie ausgemacht hat. Es ist interessant, dass das Credo „es kommt auf die Figuren an, nicht darauf wie sie aussehen“ nur in Richtung „unattraktiv => attraktiv“, nicht aber in die Gegenrichtung zu gelten scheint.

Suicide Squad ist ein hässlicher, freudloser Comic mit durchweg unsympathischen Figuren, der all das verfehlt, was die meisten bisherigen Suicide-Squad-Auftritte hat funktionieren lassen. Der Cliffhanger verspricht immerhin eine Geschichte, die interessant werden könnte. Nur fand ich das gesamte Heft davor so unglaublich unnütz, dass ich nicht gewillt bin, Glass hier einen Vertrauensvorschuß zu gewähren.

ZOOM-FAKTOR: 1 von 10!


 

Bereits im Juni hatte COMICGATE alle 52 neuen DC-Serien vorurteilslos begutachtet und eingeordnet: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4.

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