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Larry Young veröffentlichte Ende der 90er Jahre seinen ersten eigenen Comic, „Astronauts in Trouble“, im eigens dafür gegründeten Verlag AiT/PlanetLar. Sechs Jahre später ist der Verlag eine feste Größe im Independent-Bereich der US-Comicbranche. Die meisten seiner Comics erscheinen direkt als Graphic Novel und nicht im Heftformat. Larry Young ist nicht nur Autor und Gründer des Verlags, sondern auch Redakteur und vor allem Marketingchef, der für die Promotion seiner Comics auch ungewöhnliche Wege zu nutzen weiß.
Comicgate: Larry, von deinen „Loose Cannon“-Kolumnen bis hin zu deinem „Planet of the Capes“-Comic (über den wir später noch reden) bist du immer jemand gewesen, der offen seine Meinung zum amerikanischen Comicmarkt von sich gegeben hat. Also, wie sieht du den momentanen Zustand der Industrie und wo in ihr siehst du AiT/PlanetLar stehen?
Larry Young: Ich bin mir nicht mal sicher, dass wir sowas Besonderes sind. Wir sind ein Verlag, genau wie Marvel oder DC oder wer auch immer. Die 12,95$, die du brauchst um „The Invisibles: Bloody Hell in America“ von deinem lokalen Comichändler zu kaufen, sind die gleichen 12,95$, die du brauchst um dir eine Ausgabe von „Last of the Independents“ zuzulegen. Insofern sehe ich uns einfach nur als einen Comicverlag, genau so wie Marvel und DC. Zum „Zustand der Industrie“: den Comics geht es gut, die „Industrie“ und die „Kunstform“ kann man nicht trennen, weil Comics kommerzielle Kunst sind. Es gibt zuviele Verlage, die denken, dass der Job erledigt ist, sobald ein Comic gedruckt und vertrieben worden ist. Aber das ist nur die halbe Arbeit. Das Spiel ist nicht vorbei, wenn du dich angezogen hast und aufs Feld gehst. Du musst das Spiel immer noch spielen und du musst dabei auch Punkte machen. Und nachdem du einen Comic produziert hast, musst du da rausgehen und sicherstellen, dass die Leute auch davon wissen. Schreiben, zeichnen, drucken, verkaufen. Einschäumen, abspülen und wieder von vorn, weißt du? Nichtmal die Shampoo-Firmen sagen dir, wann du aufhören solltest und genauso solltest du auch nicht einfach aufhören, wenn du im Comicgeschäft bist.
CG: In den letzten Jahren hat AiT sehr stark auf die „Original Graphic Novel“ gesetzt und Comics direkt als Paperback herausgebracht. Mit „Demo“ seit ihr zum monatlichen Heftformat zurückgekehrt und habt keine Paperbacksammlung der Einzelhefte veröffentlicht. Was hat euch dazu bewegt und würdest du das Experiment als Erfolg bezeichnen?
LY: Brian Woods Vision für den Comic war, dass er in diesem Format erscheinen sollte und ich habe seiner Vision vertraut. Das war es, was er gebraucht hat, also hat er es auch bekommen. Es war ein voller Erfolg. Nicht nur ein künstlerischer Triumph, mit Becky Cloonans meisterhafter Arbeit in allen zwölf Ausgaben, sondern ebenso ein kommerzieller Erfolg, der meinen Punkt der „kommerziellen Kunst“ von oben untermauert. Brian hat gut geschrieben, Becky hat gut gezeichnet und ich habe gut promotet und wenn alle drei Teile der Maschine so perfekt arbeiten, dann haben wir einen Volltreffer.
CG: Buchhandel gegen Direktmarkt. Wie wichtig werden diese beiden Absatzmärkte jeweils für die Zukunft von AiT sein und wie schlagen sich eure Titel im Direktmarkt, wenn man die „Franchiseflut“ bedenkt, die da momentan herrscht (z.B., dass circa 20 „Batman“- oder „X-Men“-Titel erscheinen, die Platz in den Regalen einnehmen, der für kleinere Verlage wichtig sein könnte)?
LY: Bezüglich unserer Einnahmequellen denken wir nicht in solchen „entweder, oder“-Kategorien. Sowohl der Direktmarkt, als auch der Buchhandel sind geschätzte Handelspartner. Genauso wie die die verschiedenen Onlinehändler, die wir beliefern. Unsere Firma ist sechs Jahre alt und hat 70 Titel veröffentlicht, die alle lieferbar sind. Insofern hat das, was im Direktmarkt mit „Batman“ und den „X-Men“ passiert, wenig mit uns zu tun. Wenn ein Händler sein ganzes Geld durch Comics aus den Top 100 macht, dann wird er keine Comics von irgendwem außer DC, Marvel, Image und Dark Horse bestellen. Aber wenn ein Händler sein Geld mit einer breiten Auswahl an Comics macht, dann fangen „Astronauts in Trouble“, „Channel Zero“, „Electric Girl“ und „Come in Alone“ sicher an, sich ihren Platz in den Regalen zu verdienen.
CG: Dennoch ist für Comics ein Platz im Verkaufsregal wichtiger als für normale Bücher. Als visuelles Medium seit ihr doch auch darauf angewiesen, dass Kunden Impulskäufe tätigen. Weil ihnen das Cover gefallen hat oder weil sie das Artwork mochten, als sie den Comic schnell durchgeblättert haben. Solche Dinge sind nicht möglich, wenn man bei einem Onlinehändler bestellt. Also habt dir da nicht irgendwelche Sonderaktionen, damit Leser bei ihrem lokalen Comichändler nach AiT-Titel fragen oder um bei Händlern ein Interesse an euren Produkten zu schaffen?
LY: Aber wir sehen unsere Paperbacks nunmal so: Sie sind „normale Bücher“ und so vermarkten wir sie auch. In den Staaten stellen die meisten auf Comics spezialisierten Händler, die Paperbacks auf Lager haben und ein gutes Geschäft mit ihnen machen, diese mit dem Buchrücken nach außen ins Regal. Das heißt, die meisten ihrer Kunden sehen nur die Buchbindung statt dem Titelbild. Und weil wir seit sechs Jahren ein funktionierender Betrieb sind und Mimi Rosenheim und ich eine so gute Beziehung zu unseren Handelspartnern haben, steht der Markenname „AiT/PlanetLar“ für hohe Qualität auf dem Markt. Wir sind nicht auf Formatgimmicks wie „Sammelcover“ oder Verkaufsaktionen mit ungewöhnlich hohen Rabatten angewiesen, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Wir machen einfach weiterhin qualitativ hochwertige Comics, ich vermarkte und promote sie und die Händler, die Interesse daran haben, Geld zu verdienen, wissen dass unsere Schiene weiterläuft, weil die Titel immer wieder nachgedruckt werden und darum erhältlich sind.
Klar, dein normales „Spider-Man“-Trade verkauft sich im ersten Moment besser als „Electric Girl“, aber das liegt daran, dass Marvel seine Titel nicht im Druck hält. Händler müssen ihre Bestellungen im Voraus abgeben. Das „Spidey“-Trade verkauft sich auf Anhieb 6.000 Mal, während „Electric Girl“ vielleicht ein bisschen öfter 1.000 Mal verkauft wird. Aber am Ende des Jahres hat man vom „Spider-Man“-Trade nur 6.000 Stück verkauft, weil es nicht mehr gedruckt wird. Das „Electric Girl“-Trade ist immer erhältlich und hat sich zu Jahresende 10.000 Mal verkauft. Steter Tropfen höhlt den Stein.
CG: Seit ihr in irgendwelche Lizenzgeschäfte verwickelt, indem ihr die Rechte für eure Comics an ausländische Verlage, Filmstudios oder Videospielehersteller verkauft?
LY: Auf jeden Fall. Aber wir können nicht wirklich über diese Geschäfte mit anderen Medien sprechen, bis die Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten, die Projekte offiziell bekanntgeben. Wir halten uns da lieber ein bisschen bedeckt, denn „steter Tropfen höhlt den Stein“. Ich empfinde immer ein bisschen Mitleid mit den Leuten, die ihre Deals voreilig bekanntgeben und dann später zusehen müssen, wie das alles in sich zusammenfällt. Ich werde beispielsweise nicht über den „Astronauts in Trouble“-Film reden, ehe ich nicht im lokalen Kino in einer Schlange stehen und ein Ticket kaufen kann.
CG: Wie wichtig sind diese Deals mit anderen Medien für deine Firma? Marvel und DC machen angeblich 80% ihrer Einnahmen durch Lizenzgeschäfte, ist sowas also für AiTs Existenz von grundlegender Bedeutung, oder ist es eher ein netter Bonus, der es erlaubt, ein bisschen herumzuexperimentieren und „gewagtere“ Comics auszuprobieren?
LY: Das ist einfach nur eine zusätzliche Einnahmequelle.
CG: Während die großen Verlage versuchen, ihre Stammleser zu halten, sind kleinere Verlage gezwungen, ständig um neue Leser zu kämpfen. ONI peilt momentan „den neuen Mainstream“ an und veröffentlicht viele von Manga inspirierte, amerikanische Comics. Könnte so ein Ansatz auch für AiT interessant sein, oder wie hofft ihr neue Leser zu gewinnen?
LY: Naja, unser Geschäftsplan ist nicht von dem abhängig, was andere Verlage machen. Außer dass wir da vielleicht eine Menge warnender Geschichten sehen, die uns zeigen, welche Fehler wir nicht machen sollten. Ich habe keinen Zugang zur, kein Wissen über oder auch nur eine Zuneigung für die Manga-Ästethik. Es wäre insofern dumm von uns, den Versuch zu unternehmen, sowas zu produzieren und zu vermarkten. Wir machen einfach weiterhin das, was wir am besten können und das ist „Making Comics Better“.
CG: Trotzdem, versucht ihr nicht, bestimmte Nischen zu besetzen oder überhaupt erst zu schaffen, also eine gewisse Käufergruppe zu erzeugen, die ganz sicher zu euch zurückkommt? Indem ihr beispielsweise Comics verlegt, die sehr wahrscheinlich die Leser von bestimmten anderen AiT-Titeln ansprechen? So im Sinne von: „Ihr mögt 'Channel Zero'? Dann werdet ihr diesen Titel hier genau so mögen.“
LY: Klar, das haben wir zuerst gemacht, als wir nur „Astronauts in Trouble“, „Nobody“ und „Channel Zero“ hatten. Wir mussten schrittweise mit unseren Projekten wachsen. Wir haben zuerst mit dem Action-Adventure/Science-Fiction-Titel „Astronauts in Trouble“ ziemliches Aufsehen erregt. Dann haben wir „Nobody“ verlegt, einen Action-Adventure-Titel mit einem unheimlichen „Horror“-Element. Charlie Adlard war als Künstler an beiden Titeln beteiligt, also hatten wir da einen netten Übergang. Dann haben wir „Channel Zero“ veröffentlicht, eine anspruchsvolle Geschichte, in der Politik und politischer Kommentar unter einem dünnen „Cyberpunk“-Mantel zu finden waren…
Aber jetzt, mit 70 veröffentlichten Titeln, haben wir ein breites Spektrum an Genres abgedeckt. Wenn du „Astronauts in Trouble“ nicht magst, weil das einfach nicht dein Ding ist, dann ist das cool. Vielleicht magst du ja „Last of the Independents“. Oder vielleicht ist das Action-Adventure-Ding mit Medien und Raumfahrern oder Cowboys gegen Mobster nicht so nach deinem Geschmack und du stehst eher auf romantische Arbeiten. Dann könnten dir „Ursula“ oder „True Story Swear to God“ eher in deine Richtung gehen. Superhelden? „Hench“, „Foot Soldiers“ und „Planet of the Capes“. Comedy? „Sky Ape“, „The Annotated Mantooth“ und „Scurvy Dogs“. Was für alle Altersschichten… und damit meine ich alle Altersschichten… von 8 bis 80? „Electric Girl“ und „Jax Epoch“. Einen Titel über den Enstehungsprozess eines Comics? „Public Domain“ oder das „Demo Scriptbook“. Erwachsene Themen? „Able“, „Nobody“ und „Codeflesh“. Wir decken das alles ab. Wir haben etwas für jeden Geschmack. Genau so wie HBO [ein amerikanischer Pay-TV-Sender — CG] die Alternative zu den großen Netzwerksendern ist, sind wir die Alternative zu Marvel oder DC.
CG: Mit „Proof of Concept“ hast du das klassische „Showcase“-Format wiederbelebt. Du hast verschiedene, mögliche Serien ausprobiert und dann durfte die Leserschaft entscheiden, welche Serie ihr am besten gefällt. Hat das im Hinblick auf die Verkaufszahlen und die Leserbeteiligung so geklappt, wie du dir das gedacht hast und können wir in Zukunft noch weitere Konzeptalben erwarten?
LY: Wir werden immer neue Formate und Präsentationsmethoden ausprobieren, genau so wie wir versuchen werden, alten Konzepten etwas Neues abzugewinnen. Dinge, die neu und anders sind, ziehen mich ziemlich an. „Proof of Concept“ hat meine Erwartungen übertroffen und wir sind momentan in der Vorbereitungsphase für ein monatliches „Hemoglobin“-Heft [einer der in „Proof of Concept“ vertretenen Titel — CG.]. Die ganze Geschichte hat uns eine gewaltige, positive Reaktion eingebracht. Also, auch wenn wir kein „Proof of Concept – Band 2“ machen werden, werden wir auch zukünftig neue Konzepte ausprobieren. So wie wir das mit dem Paperslipcover und der Landschaftsorientierung bei „Last of the Independents“ gemacht haben oder als wir Warren Ellis Photographie-und-Prosa-Buch „Available Light“ oder das „Channel Zero“-Designbuch „Public Domain“ verlegt haben. Da zeichnen sich also immer neue Dinge am Horizont ab.
CG: Die Blogosphäre scheint nicht in der Lage zu sein, die Verkaufszahlen von Comics der Großen Zwei positiv zu beinflussen. Sie hat Titel wie „She-Hulk“ oder „Human Target“ unterstützt und trotzdem verkauften die Serien sich nur schlecht oder wurden gleich ganz eingestellt. Trotzdem beteiligst du dich aktiv in der Blogosphäre und hast sogar dein eigenes Weblog. Wo liegt hier das Potential für Independent-Verlage im Vergleich mit den Majors?
LY: Nun, das ist einfach eine Frage des Maßstabs. Ich glaube, dass die Leute die in ihren Blogs Comics rezensieren, definitiv die Verkaufszahlen eines Comics positiv verändern können, aber es kommt halt auf die Größenordnung an. Bei einem großen Verlag mag es statistisch irrelevant sein, wenn man die Verkaufszahlen bei einem Buch um eine bestimmte Menge erhöht. Aber wenn die Verkaufszahlen bei einem Independentcomic um die gleiche Menge steigen, dann ist das äußerst bedeutsam. Wenn Laura Gjovaag beispielsweise ein positives Review zum neuesten „Batman“-Paperback verfasst und die Verkaufszahlen um 800 Stück anwachsen, dann ist damit kaum das Mittagessen von DC Verleger Paul Levitz für einen Tag abgedeckt. Aber wenn sie eine positive Kritik über Nate Southards und Shawn Richards Tradepaperback „Drive“ verfasst und da die Verkaufszahlen um 800 Stück anwachsen, dann haben Nate und Shawn auf einmal ihre Druckereikosten bezahlt und alle weiteren Verkäufe sind dann direkter Gewinn. Insofern haben Comicblogger keinerlei Einfluss auf die großen Verlage, aber sie können einen ziemlich großen Einfluss auf die Independentverlage habe. Das ist einer der Gründe, warum ich es mag, mit Bloggern zu interagieren. Das und der Fakt, dass ich in meinem Herzen wirklich ein riesig großer Comicfan bin.
CG: Machen die großen Firmen einen Fehler, wenn sie die Blogosphäre weitestgehend ignorieren? Oder würde eine aktivere Teilnahme eher die Struktur der Blogosphäre zerstören und viel mehr weißes Rauschen hervorrufen, wie man das auf den größeren Comicmessageboards schon beobachten kann?
LY: Wie ich oben schon sagte, die großen Verlage sind relativ unbetroffen von einem lautstarken Publikum.
CG: „Planet of the Capes“ wurde aktiv in der Blogosphäre beworben. Du hast Ken Lowery von „Ringwood“ mehrere Interviews gegeben und kostenlose Kopien an einige Blogger geschickt. Die Reaktionen auf den Titel waren gemischt (Sean Collins liebte ihn, während John Jakala empfahl ihn nicht zu kaufen), aber dennoch: Hat das starke Interesse, das die Blogosphäre gezeigt hat, sich auch in den Verkaufszahlen bemerkbar gemacht und würdest du nochmal einen Comic auf diese Weise promoten?
LY: Ja, „Planet of the Capes“ hat sich am Anfang gut verkauft und verkauft sich jetzt immer noch in einer ordentlichen, gesunden Menge. Meine Comics sind ziemlich polarisierend, weil ich eine eigentümliche Sichtweise habe, was das Storytelling betrifft. Entweder du magst sie, oder du magst sie nicht. Ich denke schon, dass die Rezensionsexemplare geholfen haben, dem Werk mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, aber ich kann nicht ohne weiteres sagen, dass es sich nicht genau so gut verkauft hätte, wenn ich mich nicht an die Blogger gewandt hätte. Ich kann aber sagen, dass ich auch weiterhin Rezensionsexemplare an Blogger schicken werde, deren Texte mir gefallen und deren Meinungen ich respektiere. Insofern sind Blogger für mich nur eine weitere Möglichkeit, Rezensionen zu erhalten, wie beim Direktmarkt/Buchhandel/Onlinehandel-Kommentar oben. Ich glaube dass Blogs eine genau so legitime Quelle für Rezensionen sind wie „Wizard“ und „Entertainment Weekly“, egal wie groß ihr Publikum sein mag.
CG: Es gibt die alte Binsenweisheit, dass Superheldencomics mehr Aufmerksamkeit erregen. Obwohl „Planet of the Capes“ eine Satire auf Superhelden und den Comicmarkt an sich ist, würdest du in dem Falle zustimmen? Gab es außerhalb der Blogosphäre eine deutlichere Reaktion auf „Capes“ als auf andere AiT-Titel und war das, wie es Dorian Wright sah, ein „Einstiegscomic“ der geholfen hat, dass Superheldenfans deinen Verlag bemerken?
LY: Für mich sieht es auf jeden Fall danach aus.
CG: Trotzdem, selbst wenn es als „Einstiegscomic“ funktioniert – was sicherlich eine tolle Sache ist -, ist es nicht ein wenig entmutigend, dass ihr soviele Genres verlegt, die kaum ein anderer Verlag abdeckt (Western, Science Fiction, Piraten) und trotzdem dreht sich im Grunde alles um die Superhelden?
LY: Naja, es dreht sich nicht alles um die Superhelden, wie du bemerkt hast. Werke mit Superheldenelementen, die wir veröffentlicht haben – „Hench“, „Planet of the Capes“, selbst die ersten paar Ausgaben von „Demo“ – bedienen nur einen Teil unserer Leserschaft. Wir haben viel mehr Projekte für jeden Geschmack und alle möglichen Leute lesen Comics. Sicherlich wird der amerikanische Comicmarkt von Marvel und DC und ihren Superhelden dominiert, aber die haben mir gegenüber ja auch einen Vorsprung von 55 Jahren. Komm 2054 wieder und sprich nochmal mit mir und ich bin mir sicher, dass unsere breite Palette an Comics dann dominierend sein wird.
CG: Du hast auch positive Rezensionen von Bloggern als Werbung für deine Comics genutzt. Das passt zu dem „Graßwurzel“-Gefühl von Blogs, die normalen Comicfans die Chance geben, sich Gehör zu verschaffen. Bemerkst du trotzdem negative Reaktionen auf diese Entwicklung von den altbewährten Kritikern? Und besteht, wenn man deine aktive Beteiligung in der Blogosphäre bedenkt, nicht die Gefahr, dass sich Blogger mit dir „verbrüdern“ und sich darum zurückhalten und ihre Kritiken abschwächen?
LY: Hey, ich bin nur ein Typ, der Comics liebt. Ich liebe Comics so sehr, dass ich meine eigenen machen muss. Ich habe auch Entwicklungsprozessbücher geschrieben und veröffentlicht, um anderen zu helfen, ihre eigenen Comics zu machen, also werde ich immer an Gesprächen über das Medium, das ich liebe, teilnehmen. Wenn jemand seine Kritik einschränkt wegen etwas, das ich geschrieben oder getan oder gesagt habe, dann ist das doch wohl kaum meine Schuld, oder? Die Leute sind selber verantwortlich für das, was sie tun.
CG: Zeit für etwas Kommerz. Ich bin mir sicher, dass deine Antwort als Verleger ist: „Die sind alle richtig gut“, aber wenn du einen Comic von AiT/PlanetLar nennen solltest, von dem du findest, dass ihn soviele Leute wie möglich lesen sollten: Welcher Comic wäre das und warum?
LY: Ich kann nicht bloß einen aussuchen. Das sind alles unsere Kinder und wir lieben sie alle auf eine unterschiedliche Art und Weise.
CG: Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten.
LY: War mir ein Vergnügen, Björn.
English
Comicgate: Larry, from your „Loose Cannon“ columns to your „Planet of the Capes“ comic (which we'll talk about later), you've always been quite outspoken about your opinions on the American comic book market. So, how do you see the current state of the industry and where do you see AiT/PlanetLar in it?
Larry Young: I'm not sure we're as unique as all that. We're publishers, just like Marvel and DC and whoever. The $12.95 it takes to buy „The Invisibles: Bloody Hell in America“ from your local comics retailer is the same $12.95 it'll cost to buy yourself a copy of „Last of the Independents“, so I just see us as comic book publishers, just as Marvel and DC. As to the „state of the industry,“ comics are fine; the „industry“ and the „art form“ aren't separate, since comics are a commercial art. Too many publishers think the job's over when the book is printed and distributed, but that's only half the gig. The game isn't over when you suit up and trot out onto the field; you gotta play the game and keep score, too. And after you produce a comic book, you gotta get out there and make sure people know about it. Write, draw, print, sell. Lather, rinse, repeat, you know? Even the shampoo companies don't tell you when you should stop, and you shouldn't stop when you're doing comics, either.
CG: In recent years, AiT was pushing the „original graphic novel“, publishing comics directly as paperbacks. With „Demo“ you returned to a monthly pamphlet schedule, not releasing a paperback collection of the title. What motivated you to do so and do you regard this experiment as a success?
LY: Brian Wood's vision for the book was that it take that format, and I trusted his vision. That's what he needed, so that's what he got. It absolutely was a success; not just as an artistic triumph, with Becky Cloonan's virtuoso performance across all twelve issues, but also a commercial success as well, speaking to my point about commercial art, above. Brian wrote well, Becky drew well, and I promoted well, and with all three parts of the machine working perfectly like that, that's a home run.
CG: Bookstores versus Direct Market. How important will either of these outlets be for the future of AiT and how do your titles hold up in the Direct Market, considering the „franchise glut“ we have nowadays (i.e. around 20 „Batman“ or „X-Men“ titles taking up shelve space that might be important to smaller publishers)?
LY: We don't think in either-or ways like that for our revenue streams. Both the Direct Market and book trade are valued retail partners, just as are the various online venues we supply. Our company is six years old with 70 titles in-print and available, so whatever's happening in the direct market with „Batman“ and „X-Men“ really has little to do with us. If a retailer is making all his money on the Top 100 comics, he won't be stocking anyone's books other than Marvel, DC, Image, and Dark Horse. But if a retailer makes his money on a wide selection of comics, all of a sudden „Astronauts in Trouble“, „Channel Zero“, „Electric Girl“, and „Come in Alone“ certainly start to earn their shelf space.
CG: Nevertheless, for comics shelve space is more important than for regular books. As a visual medium you also depend on customers making a purchase „out of an impulse“. Because they liked the cover or enjoyed the artwork while flipping through a book. Things you can't do when you order via an online retailer. So, aren't there any special initiaves to get readers ask for AiT books at their local comic store or to make retailers interested in your products?
LY: Here's how we see our trade paperbacks, though: they are „regular books“ and we market them that way. In the States, most comic book specialty retail shops who stock trade paperbacks and do a good business with them shelve them „spine-out.“ That is, most of their shopping customers only see the binding of the trade paperback instead of „face-out“ which displays the cover. So since our company has been a going concern for six years, and Mimi Rosenheim and I have such a good relationship with our retailing partners, the AiT/Planet Lar company brand means high-quality in the marketplace. We don't have to do format gimmicks like collectible covers and deep discounting sales to get attention; we just keep doing quality books and I market and promote them and those retailers interested in making money know that our line keeps turning as they're always in print and available.
Sure, your average „Spider-Man“ trade sells more out of the gate than „Electric Girl“, but that's because Marvel doesn't keep its stuff in print. Retailers have to front-load their orders. That „Spidey“ trade will sell 6,000 initially, and maybe „Electric Girl“ will do a tick more than a 1,000. But at the end of the year, that „Spidey“ trade has still only sold 6,000, because it's out of print. That „Electric Girl“ trade is always available, and has sold 10,000 at the end of the year. Slow and steady wins the race.
CG: Are you involved in any licensing deals, selling the rights to your comics to foreign publishers, movie studios or video game manufacturers?
LY: Absolutely. We can't really talk about any of these other-media deals until the companies we've partnered with announce the projects, though. We like flying under the radar, as „slow and steady wins the race.“ I always have a bit of pity for people who announce deals prematurely to later see them fall through. I'm not going to talk about the „Astronauts in Trouble“ movie until you can stand in line to buy a ticket at your local theatre, for example.
CG: How important are those other-media deals for your company? Marvel and DC allegedly get 80% of their money from licensing deals, so is this essential for AiT's existence as well or is it rather a nice extra that allows you to experiment a little and try out more „daring“ comics?
LY: It's just another revenue stream.
CG: While the big companies try to hold their regular readers, smaller publishers constantly have to fight for new ones. ONI now goes for „the new mainstream“ and publishes lots of manga-inspired American comic books. Might such an approach be interesting to AiT as well, or how do you hope to gain new readers?
LY: Well, our business plan doesn't depend on what any other publishers do, other than, say, as a bunch of cautionary tales to avoid what we see are mistakes that they make. I don't have any facility, knowledge, or even fondness for the manga aesthetic, so it'd be silly for us to try to produce and market such a thing. We're just going to stick with what we do best, and that's Making Comics Better.
CG: Still, don't you try to fill or create certain niches, trying to create a certain group of buyers that will surely come back? For example, publishing comics that might very likely resonate with readers of other AiT titles? The kind of: „You like 'Channel Zero'? Then you'll like this title just as well!“
LY: Sure, at first, when we only had „Astronauts in Trouble“, „Nobody“ and „Channel Zero“. We had to grow incrementally with our projects. We first made a big splash with the action-adventure/sci fi of „Astronauts in Trouble“. Then we published „Nobody“, an action-adventure book with a creep, „horror“ element to it. Charlie Adlard was the artist on both books, so that was a nice transition. We then published „Channel Zero“, which was an ambitious story adding politics and commentary under a thin cyberpunk guise…
But now, with 70 books, we've done the broad spectrum of genres: if you don't like „Astronauts in Trouble“, that's not your thing, that's cool. You might like „Last of the Independents“. Or maybe that action-adventure thing of media and spacemen or cowboys versus mobsters isn't your taste, and you like more romantic works. Then „Ursula“ or „True Story Swear To God“ may be more to your liking. Superheroes? „Hench“ and „Foot Soldiers“ and „Planet of the Capes“. Comedy? „Sky Ape“ and „The Annotated Mantooth“ and „Scurvy Dogs“. All ages… and by that I mean all ages… from 8 to 80? „Electric Girl“ and „Jax Epoch“. Process books? „Public Domain“ and „The Demo Scriptbook“. Mature themes? „Abel“ and „Nobody“ and „Codeflesh“. We've got it all covered. We've got something for everyone. Just as HBO is the television alternative to the major networks, so are we the comics alternative to Marvel and DC.
CG: With „Proof of Concept“ you resurrected the traditional „Showcase“-format, trying out several different possible titles and then let the readership decide which one it likes best. Did this work out as planned in terms of sales, as well as reader response, and can we expect more of such concept albums in the future?
LY: We're always going to be trying new formats and presentations and new spins on old ones. I'm very attracted to the new and different. „Proof of Concept“ exceeded my expectations, and we're in the early stages of a „Hemoglobin“ [one of the titles featured in „Proof of Concept“ — CG.] monthly book right now. That story got a hugely positive response. So while we won't be doing „Proof of Concept – Volume Two“, we certainly will be trying new concepts in the future, as we did with the paper slipcover and landscape orientation of „Last of the Independents“ or Warren Ellis' hardcover photography-and-prose book „Available Light“, or the „Channel Zero“ design book „Public Domain“. Always new things on the horizon.
CG: The blogosphere seems unable to positively effect the sales of comics published by the Big Two. It embraced titles like „She-Hulk“ or „Human Target“ and still they were selling poorly or simply cancelled. Nevertheless, you are actively participating in the blogosphere, having your own weblog. What is its potential for independent publishers compared to the majors?
LY: Well, it's a matter of ratios. I think that folks with comics review blogs absolutely do positively impact sales of comics, but it's all a matter of scale. Moving the needle up a certain quantity on a book from a large publisher may be statistically insignificant, but if the sales go up on an independent book that same amount, it is spectacularly significant. If Laura Gjovaag, say, writes a positive review of the latest „Batman“ trade paperback and sales go up 800 copies, that barely pays for DC publisher Paul Levitz' lunch that day. If she writes a positive review of Nate Southard and Shawn Richter's trade paperback „Drive“, and sales go up 800 copies, all of a sudden Nate and Shawn have paid for their printing bill and all other sales are direct profits. So comics bloggers have no impact on the large publishers and can have quite a large impact on the independent press. That's one of the reasons I like interacting with bloggers; that, and the fact I really am quite a big comics fan, at heart.
CG:Are the major companies making a mistake by mostly ignoring the blogosphere or would an active embracement rather destroy its structure, creating a much lower „signal to noise“-ratio, as it can already be found on the bigger comic messageboards?
LY: As I said above, the larger publishers are relatively unaffected by a vocal audience.
CG: „Planet of the Capes“ was actively pushed via the blogosphere. You did several interviews on it with Ken Lowery from „Ringwood“ and sent free copies to some bloggers. The reactions to the title were mixed (Sean Collins for example loved it, while John Jakala recommended not to buy it), but still: did the strong interest which the blogosphere showed in this title translate into actual sales and would you once again push a comic this way?
LY: Yes, „Planet of the Capes“ sold well initially and continues to sell at a nice healthy velocity now. Because I have a singular vision when doing story-telling, my books are quite polarizing. You're either going to like them or you're not. I think the review copies helped bring attention to the work, but I can't directly say it wouldn't have sold the same if I hadn't done that blogger outreach. I will say that I continue to send review copies to bloggers whose writing I enjoy and whose opinions I respect, so, like the direct market/book trade/online merchants revenue stream comment above, bloggers are just another review stream to me. Blogs are just as viable a review source as „Wizard“ and „Entertainment Weekly“, I think, no matter the size of the audience they command.
CG: There is the old truism that comics featuring superheroes get more publicity. Even though „Planet of the Capes“ was a satire on superheroes and the comic book market, would you agree in this case? Beyond the blogosphere, was there a stronger reaction to „Capes“ than to other titles for AiT and was this „a gateway book“, as Dorian Wright saw it, that helped to make superhero fans notice your company?
LY: It certainly looks that way to me.
Yet, even if this works as a „gateway book“ – which certainly is a good thing -, isn't it somewhat disheartening that you publish so many genres which next to no publisher covers (western, science fiction, pirates) and still, it's basically all about superheroes?
LY: Well, it's not all about superheroes, as you note. The superhero-esque works we've produced – „Hench“, „Planet of the Capes“, even the first few issues of „Demo“ – are just part of an audience we serve. We have many more projects for all sorts of tastes, and all sorts of people read comics. Certainly the American comic book industry is dominated by Marvel and DC and their superhero characters, but they've got a fifty-five year head start on me. Come back and talk to me in 2054 and I'm sure our broad line books will be dominating then.
CG: You also use positive reviews by bloggers as blurbs for your comics. This reflects the „grass roots“ feeling of blogs, giving ordinary comic fans a chance to make themselves heard. Still, did you ever notice any negative backlash to this approach from traditional critics? And isn't there the danger – given your active participation in the blogosphere – that bloggers „fraternize“ with you, restraining themselves and thus limiting their criticism?
LY: Hey, I'm just a guy who loves comics. I love comics so much, I have to make my own. I've written and published process books to help others make their own, as well, so I'm always going to be part of the conversation about the medium I love. If someone limits their criticism of something because of something I've written or done or said, that's hardly my fault, is it? Folks are responsible for their own actions.
CG: Time for some commercialism. I'm sure that your answer as a publisher would be „They are all very good,“ but if you had to name one comic from AiT/PlanetLar, which you think should be read by as many people as possible: which one would it be and why?
LY: I can't choose just one. They are all our children, and we love them all differently.
CG: Thanks for taking your time in answering our questions.
LY: My pleasure, Björn.
AiT/PlanetLar
Homepage des Verlags
CESA #41
Sascha Thau über Larry Young und seinen Verlag
Astronauts in Trouble
Das erste Kapitel als PDF
No Trouble at all
Essay über Larry Youngs Comics bei Comic Book Galaxy
“Bei uns ist nichts ausverkauft“
Presserklärung und Diskussion bei Newsarama